Wedding in Vegas, Teil 1


 




Die vielen bunten Lichter der Stadt blendeten Fred. Verträumt blickte sie sich um, während sie mit ihrer Hand nach der von Wesley griff und dabei zärtlich seine Finger streichelte, bevor sie seine Hand fest umschloss.
Als sie das Innere des riesigen Casinos betraten, lachte sie laut auf und Wes sah sie erstaunt an.
„Tut mir leid, ich…“ Ein erneuter Lachanfall schüttelte ihren Körper.
„Was ist denn los? Hab ich was verpasst?“ Wes zog fragend die Augenbrauen zusammen und musterte Fred als sei sie nicht von dieser Welt.
Es dauerte einige Minuten bis die junge Texanerin sich wieder beruhigt hatte. Sie fand zwar die Situation noch immer witzig, aber Wesleys Blick und die irritierten Blicke der Anderen rieten ihr dringendst damit aufzuhören, ehe noch jemand den Sicherheitsdienst rief und sie hier rausführen ließ.
Beschämt und mit leicht geröteten Wangen blickte sie ihren Lover an, während sie sich die Lachtränen aus den Augenwinkeln wischte.
„Tut mir wirklich leid. Es ist nur, als ich das letzte Mal hier war… Hat Dir jemand die Geschichte erzählt? Wir sind hierher gekommen, um Lorne zurück zu holen. Und Angel, Gunn und ich…“ Wieder prustete Fred los, besann sich jedoch sofort wieder auf das Wesentliche. „Ich hab mich in Lornes Garderobe geschmuggelt, weil er wirklich, wirklich merkwürdig war; und dafür hab ich mich als Lornette verkleidet. Und Angel wurde spielsüchtig. Wir hatten so eine Menge…“ Doch augenblicklich stoppte Fred in ihrer aufgedrehten Schilderung.
Wes hatte den Kopf gesenkt und starrte auf den Fußboden.
Fred wusste weshalb. Sie trat einen Schritt nach vorne und nahm Wesleys Gesicht liebevoll zwischen ihre Hände.
„Entschuldige. Ich weiß, dass das zu einem Zeitpunkt war, als Du… zu dem Angel…“
„Es ist schon in Ordnung“, unterbrach Wes sie und schaute ihr nun fest in die Augen. „Es ist nicht Deine Schuld. Ich war derjenige, der Angel hintergangen hat. Dafür kannst Du ja nichts.“ Ein wehmütiges Lächeln huschte über seine Mundwinkel.
„Eigentlich ist das auch nicht das Problem. Ich hab mich nur eben an die alten Zeiten erinnert. - im allgemeinen - es ist nicht nur die Sache mit Connor. Es ist einfach… alles. Ist dir das nicht aufgefallen, Fred? Ich bin ziemlich von Anfang an dabei. Fast, seit Angel Sunnydale verlassen und mit Cordelia ´Angel Investigations´ gegründet hat. Nacheinander sind Gunn und Du dazu gekommen und es war…“
„Lustig? Wie eine Familie?“
Wesley nickte erneut. „Genau das. Es hat sich nach einem Zuhause angefühlt und wir waren glücklich mit dem was wir taten. Wir waren davon 100prozentig überzeugt und selbst nachdem ich Angel hintergangen und Connor Holtz in die Hände gespielt hatte… es war bei weitem nicht so deprimierend wie das, was wir jetzt tun!“
Beide schwiegen für einen Moment, bis Wes erneut das Wort ergriff. „Denkst du wirklich es war das Richtige, für W&H zu arbeiten? Mal abgesehen von dem ganzen Luxus, den die Seniorpartner uns ermöglichen. All die Mittel und Finanzen, um das „Böse“ zu bekämpfen - die wir uns niemals hätten leisten können, hätten wir wie bisher weiter gemacht. Aber ist es das wert? Ist das die Art und Weise wie Du alt werden willst?“
Wes hatte sich die letzten Monate sehr zurückgezogen. Ständig hatte er sich in seinem Büro verschanzt und nur selten hatte ihn Fred zu Gesicht bekommen. Bis zu dem Tag als sie endlich zueinander gefunden hatten und ein Liebespaar geworden waren. Aber so redselig hatte sie ihren Geliebten selbst da nicht erlebt - und irgendwie machte es ihr Angst.
„Was ist los mit Dir, Wesley? So kenn ich Dich gar nicht.“
Doch der schüttelte nur den Kopf.
Fred hakte sich bei Wes ein und deutete ihm an, mit nach draußen zu kommen. Wes folgte ihr schweigend.

Eine warme Brise umwehte das Paar und sie versuchten, sich durch das wilde Treiben ablenken zu lassen.
Fred war völlig in das wunderbare Schauspiel, was diese Stadt ihr bot, versunken. Doch Wes’ Fragen gingen ihr nicht mehr aus dem Kopf.
Immer und immer wieder dachte sie darüber nach und überlegte, was wohl der Grund für seinen Sinneswandel gewesen sein mochte; weshalb er ausgerechnet heute, wo sie endlich mal für ein paar Tage frei hatten und allein das Leben und vor allem ihre Liebe genießen konnten, so melancholisch und ernst war.
Genau genommen, nein, sie hatte sich darüber keine allzu großen Gedanken gemacht bisher. Angel hatte letztendlich die Entscheidung getroffen. Sie alle hatten zugestimmt und die Möglichkeiten, die ihnen W&H boten überstiegen alles, was sie sich je erträumt hatte.
Sicher hatte sie öfter darüber nachgedacht, inwiefern es sinnvoll war für den Feind zu arbeiten, aber es machte ihr Spaß. Endlich hatte sie die Möglichkeiten all das zu erforschen, woran andere scheiterten. Endlich konnte sie sich selbst beweisen und vor allem: sie fühlte sich endlich angekommen und anerkannt. Etwas was in ihrem bisherigen Leben einfach vollkommen gefehlt hatte.
Warum sollte sie all das in Frage stellen und aufgeben?
„Wollen wir zurück ins Hotel? Ich hab gehört wir haben ein riesigen Swimmingpool auf dem Dach!“ Damit unterbrach Wes seine Geliebte in ihren Gedanken und sah sie viel sagend an.
 Fred lachte und nickte zustimmend. „Okay, lass uns gehen!“

Selbe Zeit, in einem kleinen Ort, nähe Vegas:
Dean brachte den Impala zum Stehen, zog seine Sonnenbrille ab und starrte seinen Bruder, der neben ihm auf dem Beifahrersitz saß und sich bereits seit Ankunft in diesem Ort halb tot lachte, entnervt an.
Das  ist nicht Dein Ernst!“
Sam sah von seinem Laptop auf und versuchte so seriös wie möglich zu klingen. „Sorry Dude, hab ich mir nicht ausgesucht.“
Langsam stieg Dean aus dem Wagen und blickte sich um. Der kleine Ort, der keine 10 Minuten von Vegas entfernt lag, wirkte wie ausgestorben.
Dean konnte nicht glauben, dass hier tatsächlich etwas Böses geschehen konnte und vor allem…
„Winchester?“ Wieder sah er seinen Bruder mit diesem entnervten Gesichtsausdruck an und verdrehte die Augen. Sam stieg ebenfalls aus und hielt sich den Bauch, der vor lauter lachen schon wehtat.
“Oh bitte, Sammy. Das hört sich an wie aus einem schlechten Roman ´…die beiden Winchester-Brüder fuhren in Deans schwarzem Baby, das leise im Wind schnurrte, durch Las Vegas und  landeten schließlich  in der Stadt, die wie geschaffen für sie war: Winchester…´“
 
Nun lachte Sam nur noch mehr und er hatte das Gefühl, er könne nie mehr aufhören.
„Ernsthaft, Dean, solltest Du jemals auf die Idee kommen, Schriftsteller zu werden: lass es sein!“
 Dean lief an seinem Bruder vorbei, bedachte ihn noch einmal mit einem dieser vernichtenden Blicke und boxte ihm dann hart auf die Schulter. „Idiot.“
 
Sam und Dean hatten inzwischen ein kleines Cafe gefunden. Es sah hier zwar eher aus wie in einem kleinen Tante Emma Laden, aber es roch herrlich nach frischem Kaffee und frischgebackenem Kuchen; und die quirlige, brünette Bedienung hatte Dean die Entscheidung allzu leicht gemacht, hier zu bleiben und sich etwas zu stärken - was Sam mit einem breiten Grinsen quittiert hatte.
Tiffany, wie das Mädchen laut ihrem Namensschild hieß, servierte Sam eine Tasse heißen, schwarzen Kaffee und stellte dann Dean ein großes Stück Apfelkuchen auf den Tisch.
“Geht aufs Haus“, sagte sie mit aufreizendem Ton und einem Augenzwinkern, als sie gleich darauf wieder hinter dem Tresen verschwand.
„Ich glaub an die Stadt könnte ich mich gewöhnen“, bemerkte Dean, eher zu sich selbst, während er Tiffany anerkennend hinterher sah. Woraufhin Sam sich räusperte und anfing seinen Bruder zu imitieren „…Und landeten schließlich in einer Stadt, die wie geschaffen für sie war …“
 
Dean sah seinen Bruder erneut vernichtend an. „Du bist so ein Kind, Sam.“
 Doch der ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, grinste Dean frech an und konterte schlagfertig, „Ich hatte einen guten Lehrmeister!“
Dean beschloss der Klügere zu sein und widmete sich stattdessen lieber dem herrlich duftenden Apfelkuchen. Er hätte schwören können, dass er noch nie in seinem Leben etwas derart Leckeres gegessen hatte und bestellte, nachdem er bereits das erste große Stück geradezu verschlungen hatte, direkt ein zweites.
„Also, weshalb genau sind wir hier?“, fragte Dean fast beiläufig, als Tiffany das zweite Stück brachte und er sich nicht entscheiden konnte, wem er mehr Aufmerksamkeit schenken sollte, dem Kuchen, der brünetten Lady oder doch Sam und dem Job
 Sam klappte seinen Laptop auf und las vor, was in den örtlichen Gazetten und im Internet geschildert wurde.
Dean runzelte die Stirn „Es wurden verzückt dreinblickende, nackte Männerleichen gefunden? Die scheinbar nach dem Kotus… was-auch-immer abgenippelt sind?“
Sam nickte.
“Klingt für mich nach einem wundervollen Tod“, erklärte Dean und zwinkerte seinem Bruder eindeutig zu.
“1. heißt es Koitus Interruptus und 2. Kannst Du auch mal an was anderes denken? Ich mein ernsthaft - die Männer waren kaum älter als 30 und alle sind durch Herzversagen gestorben, durch den Geschlechtsakt?“ Sam schüttelte ungläubig den Kopf.
„Sex, Sam. Es heißt Sex!“ erwiderte Dean und grinste dann süffisant. „Erinnerst Du dich an die scharfe Braut drüben in Iowa, vor 6 Jahren?“
Sam dachte kurz nach, nickte skeptisch und fragte sich ernsthaft, was denn nun das eine mit dem anderen zu tun hatte.
Doch auf die Information, die gleich darauf folgte, hätte er dann doch gern verzichtet.
Die hatte es drauf. Und ich schwör Dir, nur 5 Minuten länger und ich…“
“Okay, das reicht. So genau wollte ich das nicht wissen. Also was sagst Du?“ Sam klappte den Laptop wieder zu und sah seinen Bruder fragend an.
„Du gibst eh keine Ruhe, bis wir dahinter gekommen sind, eh?“
Sam schüttelte verneinend den Kopf.
“Und wo genau gab es diese Todesfälle?“
“Die letzten 2 wurden hier gefunden, in der kleinen Parkanlage gleich um die Ecke. 3 in Paradise Valley und die ersten 5 Opfer in Vegas.“
 Dean stopfte sich den Rest des Kuchens in den Mund und sah Sam erneut an. „Dann auf nach Vegas!“


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