Liebe ohne Zukunft, Teil 2



 





"Potter!" Snapes Stimme hallte durch den dunklen Raum, in dem sie von ihm im Fach Zaubertränke unterrichtet wurden.
Harry schrak aus dem Gespräch mit Ron auf und blickte erschrocken zu dem Lehrer, der ihn anscheinend mehr hasste als jeder andere.
"Kröteneier, Lurche, Schwefel und Ammoniak. Vorratsraum!"
Harry hasste das, aber er verstand.
Lautstark rückte er seinen Stuhl nach hinten und begab sich laut stampfend in den Vorratsraum, um eben diese Gegenstände zu holen.
Hermine war unkonzentriert und machte sich langsam Sorgen, was mit ihr los war.
Unkonzentriert - Hermine Granger. Das waren zwei Worte, die so rein gar nicht zusammenpassen wollten.
Genauso wenig wie Zauberer und Muggel - um mal auf Malfoys Niveau zu bleiben.
Sie spürte, dass er sie schon den ganzen Morgen anstarrte. Aber das war ja nichts Neues… wenn es sich jetzt auch anders anfühlte.
Langsam wandte sie ihren Kopf um und sah ihn an. Als Draco ihr geradewegs in die Augen blickte, senkte er schnell seinen Kopf und tat, als wäre er voll und ganz in sein Zaubertränke-Buch vertieft.
Hermine kicherte innerlich. Der Kuss gestern schien also keine Verarsche gewesen zu sein und aus ihr unerfindlichen Gründen hob das ihre Laune doch beträchtlich.

Schnarchen durchdrang die Räume des Gryffindor Turms.
Hermine stöhnte auf. Wie konnte Harry nur schlafen bei all diesen widerlichen Geräuschen, die Ron von sich gab?
Sie wusste, dass es Ron sein musste, denn als sie ihre Ferien bei den Weasleys verbracht hatte, waren die Schnarchlaute ebenso präsent ; sie hatte sich auf die Suche gemacht, um die Quelle der Geräusche ausfindig zu machen und war schließlich in seinem Zimmer gelandet.
Genervt schlug sie die Bettdecke zur Seite und krabbelte aus ihrem Bett. Schlafen konnte sie eh nicht.
Immer und immer wieder geisterte Dracos Gesicht vor ihrem inneren Auge herum und er grinste sie aus seinen stahlblauen Augen unter den hellblonden, zurückgegelten Haaren an.
Leise tapste sie die Stufen hinauf zum Jungenschlafsaal und öffnete sachte die Tür zu Rons Zimmer, welches er seit dem 1. Jahr mit Harry teilte.
Vor Rons Bett kam sie zum Stehen. Nur gut, dass sie das Zimmer kannte, denn sonst wäre sie geradewegs ins Stolpern geraten, bei all dem Durcheinander, das die zwei Jungs hier angerichtet hatten.
Hermine zog ihren Zauberstab und hielt ihn vor Ron.
"Silencio", flüsterte sie leise und augenblicklich wurde es still.
Erleichtert atmete sie auf und wollte gerade wieder hinausgehen als ihr Blick zu Harrys Bett, oder besser gesagt etwas, das unter seinem Bett hervorlugte und vom Mondschein angeleuchtet wurde, abschweifte.
"Der Tarnumhang", wisperte sie in die Dunkelheit.
Harry drehte sich laut grunzend im Bett um. Hermine duckte sich und ließ sich sanft wie eine Feder auf dem Boden sinken.
Sie hoffte, dass ihr Freund nicht aufwachte… und er tat es auch nicht.
Langsam kroch sie auf den Umhang zu und streckte begierig ihre Finger danach aus.
Als sie eine Ecke des weichen Saumes erwischte, jubelte sie innerlich und zog daran.
Es war der Wahnsinn, was sie damit vorhatte und Erklärungen hatte sie dafür sowieso nicht, aber es drängte sie danach. Sie konnte der Versuchung nicht widerstehen!

Mrs. Norris huschte durch die Schulflure, immer auf der Lauer, um eventuell eins der Kinder ausfindig zu machen, um es dann kurz darauf stolz seinem Besitzer Filch übergeben zu können.
Die ganze Nacht tat sie das schon, aber heute war irgendwie nicht ihr Glücktag.
Resigniert zog sie ab und beschloss im Schlossgarten auf Mäusejagd zu gehen.
Hermine wartete um die Ecke.
Endlich machte sich das blöde Fellknäuel vom Acker und sie konnte unentdeckt zum Slytherin Haus schleichen.
Nicht, dass das Viech sie unter dem Umhang hätte sehen können, aber seine Sinne waren, wie es sich für eine Katze gehörte, außerordentlich sensibel.
Beschwingt schlich sie durch den Flur.
Kurz vor dem Gemeinschaftsraum der Slytherins, den man nur mit einem Passwort begehen konnte - wie jeden anderen Raum der verschiedenen Häuser hier im Schloss -, hielt sie inne und wandte sich noch einmal um.
Sie wollte sicher gehen, dass ihr niemand gefolgt war. Völlig unnütz, aber sicher war sicher.
Plötzlich stieß sie mit etwas zusammen, prallte von dem Gegenstand ab und fiel zu Boden.
Der "Gegenstand" tat es ihr gleich und ein lautes Wumsen erhallte das Gemäuer.
Hermine war sich bewusst, dass ihre Füße aus dem Umhang blitzten und zog ihn hastig von sich.
"Hermine!"
Die erschrak als sie den Verursacher ihres Zusammenpralls erkannte und ging zum Schutzangriff über.
"Kannst Du Trottel nicht aufpassen, wo Du hinläufst?!"
Draco blickte sie verdutzt an. "Ist doch nicht meine Schuld, wenn Du in mich rein rennst. Was machst Du überhaupt hier?"
Hermine geriet ins Stocken. Erklärungsnot machte sich breit.
Ich hab mir Harrys Tarnmantel geschnappt, um mich hierher zu schleichen, in der Hoffnung Dich zu sehen, weil ich scharf auf Dich bin!’ Sollte sie das vielleicht sagen?
Doch es bedurfte keiner Worte.
Obwohl sich beide dagegen sträubten und keiner der beiden es je freiwillig zugegeben hätte, verstanden sie sich blind und wussten um die Gefühle füreinander.
"Komm mit." Draco reichte ihr seine Hand und Hermine zögerte keine Sekunde, sie zu ergreifen und sich von ihm führen zu lassen.
"Butterblume", rief er laut und sogleich öffnete sich die schwere Tür zum Gemeinschaftsraum der Slytherins.

 

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