Liebe ohne Zukunft, Teil 1



 





Die Sonne schien über die Schlossmauern von Hogwarts.
Viele Schüler nutzten dieses schöne Frühlingswetter, um mit ihren Freunden nach Hogsmeade zu gehen.
Auch Harry und Ron waren losgegangen und wollten sich einen schönen Tag im Tropfenden Kessel machen, der extra für diese Saison einen magisch errichteten Biergarten eröffnet hatte.
Eigentlich hatten die zwei Freunde Hermine mitnehmen wollen, doch der ging es schon den ganzen Tag nicht gut.
Kopfschmerzen seit dem Aufstehen und ihre Konzentration ließ auch zu wünschen übrig.
Sie hatte sich aus der Bibliothek "Durchsetzen als Muggelstämmige in der Zaubererwelt" ausgeliehen und es sich mitten im Schlossgarten gemütlich gemacht.
Angestrengt versuchte sie den Text zu verinnerlichen, seufzte und beschloss dann noch mal von vorne anzufangen, als sie etwas abrupt und vor allem hart am Kopf traf.
"Aua!" Ihre Stirn reibend sah sie sich nach der Quelle des Übels um und entdeckte einen kleinen Tannenzapfen, der neben ihr zu Boden gefallen war.
"Was zum…" Doch als die aufblickte, ersparte sie sich das Vollenden der Frage. "Draco!"
"He, Schlammblut! Seit wann führt Hogwarts denn so eine dreckige Literatur?"
"Wundert mich, dass Du überhaupt weißt was Literatur ist!", gab Hermine zynisch als Antwort zurück, um zu verbergen wie sehr Draco sie - mal wieder - mit seinen Worten getroffen hatte.
"Die kleine Granger versucht witzig zu sein", höhnte nun auch noch Crabbe.
Hermine beschloss, nicht weiter auf die Seitenhiebe der Slytherins einzugehen und packte ihre Habseligkeiten zusammen.
"Bist Du mittlerweile selbst deinen kleinen Loser-Freunden zu peinlich oder warum kleben die heute mal nicht an Dir wie üblich?"
Jetzt reichte es Hermine endgültig. Schnell zückte sie ihren Zauberstab, drehte sich herum und rief: "Silencio!"
Augenblicklich verstummten sie und der Anblick machte all die dummen Sprüche wieder wett.
Grinsend drehte sich Hermine von ihnen weg und verschwand in Richtung Hagrid´s Hütte, vielleicht konnte er ein bisschen Gesellschaft gebrauchen…

Fang bellte laut auf, als Hermine kurze Zeit später dort auftauchte.
"Na, komm her, mein Großer", rief sie ihm freudig zu und Fang ließ sich nicht zweimal bitten.
Übermütig rannte er auf die kleine Hexe zu und schlabberte sie vergnügt ab.
"Jetzt ist aber gut", rief Hermine aus, nachdem sie ihn ausgiebig gestreichelt und mit Leckerli versorgt hatte und schob ihn von sich.
"Wo ist denn Dein Herrchen?" Doch Fang blickte sie nur treudoof an; hoffend, dass er gleich noch ein paar Leckereien ergattern konnte und wedelte vorfreudig mit seinem Schwanz.
Hermine ließ ihn sitzen und ging an ihm vorbei in die Hütte, die zu ihrem Bedauern leer stand.
Trübselig wandte sie sich ab, verabschiedete sich ausgiebig von Hagrid´s Hund und lief zurück zum Schloss.

Auch hier war alles wie ausgestorben. Nicht einmal einer der Hausgeister oder Filch verirrten sich heute hierher.
Wäre sie doch nur mit Ron und Harry mitgegangen.
Schließlich begab sich Hermine in den großen Saal, der gerade von den zahlreichen Hauselfen gesäubert wurde und ließ sich auf einer der Bänke nieder.
Ihre Beine winkelte sie an und zog sie mit nach oben, so dass sie nun im Schneidersitz auf der Bank saß und die Elfen in Ruhe sauber machen konnten.
Sie kramte erneut ihr Buch heraus und diesmal fiel es ihr auch nicht schwer, den Zeilen zu folgen.

Hermine war nun schon 2 Stunden in ihre Lektüre vertieft und hatte dadurch auch nicht mitbekommen, dass sie seit etwa 20 Minuten beobachtet wurde.
Draco Malfoy saß ihr gegenüber und studierte ihre Gesichtszüge, die sich je nach Text kontinuierlich veränderten.
Eigentlich war er zurückgekommen, da ihm Crabbe und Goyle gewaltig auf die Nerven gefallen waren und er seinen Frust mal wieder an der hübschen brünetten auslassen wollte, doch irgendwas in seinem Inneren hatte ihn gemahnt, es nicht zu tun.
Leise hatte er sich angeschlichen und sich ihr gegenüber auf der Bank niedergelassen.
Noch nie war ihm aufgefallen wie hübsch Hermine eigentlich war.
Ihr zartes, unschuldiges Gesicht, das von langen lockigen Haaren umrahmt wurde...
Wenn sein Vater auch nur annähernd wüsste, was gerade in seinem Kopf vorging, er hätte ihn höchstpersönlich Lord Voldemort als Opfer dargeboten.
Nie im Leben würde er es dulden, dass sein einziger Sohn auch nur im Entferntesten solche Gefühle für so was wie sie hegte.
Ja, was war sie eigentlich? Ein Mensch aus Fleisch und Blut genau wie er - aber sie war eben nicht rein.
Nicht wie er und seine Familie seit Anbeginn der Zeit.
Die Malfoys waren reinrassige Zauberer und das sollte auch so bleiben.
Draco schüttelte die Gedanken ab und starrte Hermine weiter an, als die sich plötzlich aufrichtete und erschrocken in sein bleiches Gesicht starrte.
"Was willst Du denn hier?"
"Ich… Ähh…" darauf war er nicht gefasst gewesen. Er hoffte inständig, dass sie seine Blicke nicht gesehen hatte und errötete.
Hermine sprang auf und eilte um den Tisch herum auf Malfoy zu. Zornig zückte sie ihren Zauberstab und richtete ihn erbost auf ihn.
"Was soll der Scheiß, Granger?"
"Was??"
"Seh ich aus, als wollte ich Dir was tun?" Hermine stockte. Wäre ja was ganz Neues, wenn er mal keine Gemeinheit aushecken würde.
Sie sah im tief in die Augen, als ob sie dadurch seine Gedanken lesen könnte und Draco erwiderte diesen Blick.
Ein wohliger Schauer machte sich in ihm breit und er spürte, dass seine Hormone verrückt spielten.
Langsam ließ er seinen Blick über ihr makelloses Gesicht wandern, runter zu den sanften Rundungen ihrer Brüste, die vor nicht all zu langer Zeit angefangen hatten zu wachsen, bis hinunter zu ihren schlanken Beinen, die bestimmt mal meterlang werden würden.
Draco schluckte.
"Was glotzt Du mich so an?" Hermine war wütend. Reichten die Demütigungen nicht aus, musste er sie jetzt auch noch abwertend anstarren.
"Hermine, hör zu…" Draco hatte seinen Blick abgewandt und sah ihr wieder direkt in ihre rehbraunen Augen.
"Was? Willst Du mich wieder als Schlammblut beschimpfen? Mir erzählen, wie unrein ich bin? Oder wie unwürdig ich bin, diese Schule zu besuchen? Es reicht mir, Malfoy. Lass mich in Ruhe oder ich verwandle Dich in eine Kröte und jage Krummbein auf Dich. Du weißt, dass..."
Aber Draco ließ sie nicht weiter sprechen. Er schnellte nach vorne, packte Hermine an ihrer Taille und zog sie sanft, aber bestimmt zu sich.
Ohne auf ihre Reaktion zu warten, beugte er sich hinunter und presste seine Lippen hart auf ihre.
Hermine erschrak. Mit allem hatte sie gerechnet - wirklich mit jeder Gemeinheit, die diese Welt je gesehen hat -, aber das?
Hektisch wehrte sie sich gegen die Avancen ihres Widersachers und fuchtelte wild mit ihren Armen umher, doch er ließ nicht von ihr ab.
Schließlich sah sie für die Situation nur noch einen Ausweg und gab sich scheinbar seinen Küssen hin.
Sie spürte die weiche, heiße Haut seiner Lippen, die leichte Feuchte, die sich darauf gesammelt hatte und seinen warmen Atem, der ihr entgegenschlug.
Es fühlte sich gut an. Falsch, aber gut.
Hermine fühlte wie sie sich in dem Kuss, der nun schon endlos zu dauern schien, verlor und kam wieder zu Verstand.
"Autsch. Du Miststück!" Draco ließ von ihr ab und hielt sich die Hand an seine blutende Unterlippe.
Es tat ihr leid. Am liebsten wäre sie zu ihm gegangen und hätte die Blutung mit ihren Küssen gestillt, aber dann besann sie sich wieder darauf, wer vor ihr stand.
Draco funkelte sie mit seinen blauen Augen an, doch es lag keine Bosheit darin wie sonst, wenn er ihr gegenüber stand, sondern ein anderer Ausdruck.
Einen Ausdruck, den Hermine nicht kannte und auch gar nicht zuordnen konnte… oder wollte.
Der Blonde löste in ihr Gefühle aus, die ihr so befremdlich waren und sie hatte keine Erklärung dafür.
Warum ausgerechnet er?
"Tu das nie wieder", gab sie leiser und sanfter von sich, als sie es wollte und verließ eilig die große Halle um in den Gryffindor Turm zu eilen.
Dort würde er sie definitiv nicht mehr aufsuchen können



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