Groupie Girl, Teil 3



Teil 3: Spieleabend

Eine halbe Stunde später hatte Michelle sich geduscht und ihre Bettsachen angezogen.

Dank der außerordentlich hohen Gastfreundschaft wem-auch-immer diese Bude gehörte, hatte sie alles gefunden, was ein Mädchen nur brauchte, um sich frisch zu machen.

Waschlappen, Duschgel, Shampoo, Handtuch, sogar frische Zahnbürsten und Zahnpasta, sowie etwas Bodylotion war im Schrank gewesen.

Also hatte sie es sich gut gehen lassen und versucht, die Vorkommnisse des Abends wegzuwaschen.

Doch jeder einzelne Gedankengang hing bei Basti und wie sie auf dem Bett rumgebalgt hatten.

Michelle seufzte resignierend, strich nochmal mit der Bürste durch ihr Haar, löschte das Licht und begab sich ins Schlafzimmer.

… Dieses war zu ihrem Erstaunen leer, aber sie hörte lachendes Stimmengewirr aus dem Wohnbereich und beschloss auch nochmal zu den Jungs zu gehen und zu schauen, was sie da so veranstalteten.

Alex und Tom saßen vor dem Fernseher und sahen sich irgendeine Komödie an, während Basti und Kai am Tisch nebenan ein Bier tranken und anscheinend Karten spielten.

„Aaaw, Mademoiselle ist frisch gereinigt und bereit zu Bette zu gehen.“

Kai sprang von seinem Stuhl auf und verbeugte sich umständlich.

Michelle lachte und tat es ihm gleich.

„Eigentlich bin ich gar nicht müde. Eventuell geh ich noch meine Konzertbilder durch“, antwortete sie und wollte sich gerade umdrehen, um untermalend ihr Handy zu holen.

Aber da warf Basti ein, „Möchtest du ein Bier?“

Michelle schaute ihn fragend an. “Du weißt, dass ich nicht trinke…“, sie dachte kurz nach, „aber ja, danke. Wieso eigentlich nicht?“

Dankend nahm sie die bereits geöffnete Flasche entgegen und stieß mit beiden Männern an.

 


Als Michelle gerade ihr zweites Bier öffnete, hörte sie beiläufig wie Alex was von, „…Bett… Schlaft gut“, murmelte und winkte ihm kurz zu.

Sie, Kai und Basti waren inzwischen in Poker vertieft und sie war dabei gnadenlos abgezockt zu werden.

Tom hatte ein halbe Stunde zuvor alte Pfennigstücke in einem Glas gefunden und darum zockten die drei nun. 

„Ach Scheisse, der schummelt doch.“ Michelle, die mal wieder gar nichts auf der Hand hatte, schmiss sauer ihre Karten auf den Tisch.

Kai lachte. „Worauf du einen lassen kannst. Mich wundert es, dass der selbst Gitarre spielt und das nicht im Background von jemand anders erledigen lässt.“

Kai und Michelle lachten ausgelassen.

Tom schien schon am Einschlafen zu sein, denn er zuckte zusammen, schaute sich kurz verwirrt um und rieb dann müde seine Augen.

„Karten spielen ist Mist. Gibt´s nicht noch andere Spiele hier?“

Michelle hatte wirklich keine Lust mehr zu verlieren und blickte sich suchend um.

Kai stand auf, packte sie und Basti am Arm und meinte, „Kommt mit, ich hab `ne bessere Idee“, schnappte sich ebenso eine der leeren Flaschen und zog die zwei mit sich.

Vor der Couch kam er zum Stehen, fragte Tom, ob er den Tisch noch brauche und als dieser verneinte, schob er ihn großzügig beiseite.

 „Machst mit, Tom“, fragte Kai, der sich nun auf den Boden setzte und Basti sowie Michelle erwartungsvoll ansah.

„Was wird das“, fragten alle drei wie aus einem Munde.

„Hopp, setzt euch. Wird Spaß machen.“ Kai grinste spitzbübisch und legte die Flasche auf den Boden.

„Flaschendrehen, Wahrheit oder Pflicht.“ Seine Augen funkelten vor Schabernack und die anderen drei verdrehen seufzend die Augen. 

Doch Michelle lenkte ein, „Na kommt, sind wir keine Spielverderber. Ich hab uns die Suppe eingebrockt, ich werde sie auch auslöffeln.“ 

Gleich darauf nahm sie am Boden Platz. 

„Die Einstellung mag ich, Mylady.“ Kai zwinkerte der Dunkelhaarigen fröhlich zu.

Tom und Basti sahen sich schulterzuckend an und taten es ihr gleich.

Basti setzte sich rechts, Tom links von Michelle, Kai saß ihr gegenüber.

Er legte erwartungsvoll die Hand an den Flaschenhals und drehte ihn.

Glücklicherweise landete der Hals der Flasche die ersten Male auf den Jungs, die allesamt „Wahrheit“ wählten und so verlief das Spiel die erste halbe Stunde recht harmlos und ruhig.

Zu ruhig fand Kai wohl und beschloss etwas Spannung in das Ganze zu bringen.

„Wir ändern jetzt die Spielregeln. Michelle dreht und derjenige, bei dem es stehen bleibt, stellt ihr eine… Pflichtanfrage.“ *Badumm Tssss*

„Oh komm schon!“ Michelle regte sich gespielt übertrieben auf. „Ist nicht dein Ernst, oder?“

Tom, der mal wieder all seine Beschützerinstinkte ausgefahren hatte, legte ihr väterlich die Hand auf die Schulter.

„Du musst nicht, wenn du nicht willst.“

Michelle fand diese Geste so lieb und fast tat es ihr leid, dass sie so ein „Drama“ geheuchelt hatte, deshalb tätschelte sie seine Hand und sah ihn lieb an. „Schon gut. Wirklich.“

„Also loooooos.“

Basti holte noch vier Bier aus dem Kühlschrank, eine Flasche Ouzo, vier Schnapsgläser und beschloss dass derjenige der kniff, ab sofort einen doppelten auf Ex trinken musste.

Michelle, die absolut keinen Alkohol vertrug und die zwei Bier heftig spürte, bereute, dass sie nach dem Duschen nicht direkt ins Bett gegangen war. 

Basti setzte sich wieder neben Michelle, die mit jeder kleinen Bewegung seinerseits leichte Gänsehaut bekam und schaute sie ebenso schelmisch an wie Kai.

„Wie hältst du das nur mit denen aus“, fragte Michelle, gespielt theatralisch, an Tom gewandt.

„Gewohnheitstier“, war seine knappe Antwort und alle Beteiligten lachten.

Michelle packte nun ihrerseits mutig die Flasche und drehte sie zaghaft; inständig hoffte sie, dass sie bei Tom landen würde.

Natürlich tat sie es nicht sondern zeigte mit dem Hals auf Kai, der ein dreckiges Lachen von sich gab.

„Ich möchte, dass Du uns ein schmutziges Geheimnis verrätst.“

Michelle atmete erleichtert auf, nichts leichter als das.
  „Schmutzige“ Geheimnisse hatte sie genug, die sie locker von sich preisgeben konnte. Vielleicht imponierte es Basti ja sogar.

„Ich hab vor ein paar Jahren mal ziemlich heftig mit `ner Frau rum gemacht.“

Die Augen der Männer wurden groß und größer. 

„Du?“ Tom sah aus, als bliebe ihm die Kinnlade für immer nach unten geklappt offen stehen.

„Klar. Ist doch nichts dabei.“ Michelle zuckte selbstbewusst die Schultern.

Tatsächlich fühlte sie sich auch ziemlich selbstsicher und wohl in ihrer Haut.

„Okay, das war zu einfach. Weiter, Weiter.“

Michelle drehte erneut und der Hals blieb auf Tom stehen.

Der Sänger überlegte kurz. Michelle sah, wie es in seinem Kopf rauchte.

„Sing uns eine Strophe aus einem unserer Lieder.“

Nun lag es an Michelle die Augen aufzureißen. „Du Sadist.“ Sie lachte schallend und drehte sich zu Basti um. „Könntest du mir bitte einen geben?“ Sie deutete auf die Ouzo Flasche.

„Willst Du etwa jetzt schon kneifen?“ Er zog fragend die Augenbraue nach oben.

Doch Mich schüttelte energisch den Kopf. „Nope, Mut antrinken.“

Die drei Männer lachten schallend.

 Nachdem die Dunkelhaarige den doppelten Ouzo weggekippt und eine Strophe von „Deep Blue Sky“ gesungen hatte, was ihr zudem standing ovations ihrer Jungs eingebracht hatte, wurde sie mutiger.

Okay, der Ouzo stieg ihr heiß in den Kopf, was wahrscheinlich sein Übriges tat, aber sie fühlte sich angenommen und selbstbewusst wie noch nie zuvor in ihrem Leben.

Ihrer Meinung nach konnte es den ganzen Abend so weiter gehen.

Wieder legte sie die Hand auf die Flasche und wirbelte diese nun etwas mutiger herum.

Der Hals blieb bei Basti liegen.

„Ich möchte, dass Du Kai auf den Mund küsst.“

Michelle schaute Kai an, der ihr zunickte, um ihr das Okay zu geben, doch da setzte Basti nach und ergänzte, „Mit Zunge.“

Michelle starrte Basti entgeistert an, nahm all ihren Mut zusammen und rutschte zum Drummer.

Sie fühlte sich mehr als bescheuert.

Sie wusste, dass Kai sowohl verheiratet war als auch Kinder hatte.

Ihn zudem jetzt vor ihrer großen Liebe UND Tom küssen zu müssen… Aber noch ein Ouzo würde ihr Kopf nicht vertragen.

Unsicher sah sie Kai an, streckte ihre Hand aus, umfasste seinen Nacken und presste ihre Lippen auf seinen.

Kai roch wahnsinnig männlich.

After Shave, Bier und einen Hauch von Zigarettenrauch.

Und dafür dass er unrasiert war, fühlten sich seine Wangen unglaublich weich an, ganz zu schweigen von seinen Lippen, die sich heiß auf ihre pressten.

„Zunge. Zunge“.

Sie hätte Basti erschlagen können.

Kurz wandt sie sich von Kai ab, doch der nickte ihr ermutigend zu und Michelle erfüllte hingebungsvoll ihre Aufgabe, ehe sie leicht benebelt wegen des intensiven Kusses von ihm abließ und wieder auf ihren Platz rutschte.

Wieder und wieder drehte sie die Flasche, bis dies Kai auch zu langweilig wurde und er beschloss, dass wieder jeder der Reihe nach dran wäre und „kreativ“ sein solle. 

 



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