Groupie Girl, Teil 16


Teil 16: Bröckelnde Freundschaft

Es war Frühjahr 2017.

Seit 3 Jahren liebte ich jetzt Basti und mit jedem Mal sehen wurde es intensiver, unsere Gespräche privater.

Die Chemie zwischen uns war saugut, während die Freundschaft zwischen mir und Nicole einen Tiefpunkt erreicht hatte. 

Ich hatte 20 lokale Bands, die ich regelmäßig anschaute. Mein Name war bekannt, wie der eines sprichwörtlichen bunten Hundes.

Als Basti vor einem Jahr zu einer 4. Band wechselte, die volkstümliche, spanische Musik spielte, war ich mit riesiger Begeisterung und „Hallo Michelle, schön, dass du uns besuchst“, seitens des Sängers begrüßt worden.

Ich hatte Carlos bis zu diesem Zeitpunkt kein einziges Mal gesehen und war sehr erschrocken.

Wieso wusste in dieser Stadt Gott verdammt noch mal jeder, wie mein Name lautete? 

Klar leitete ich einen Instagram Account, auf dem ich Videos und Bilder meiner Konzerte teilte, aber der lief unter einem Pseudonym. 

Mit dem wurde ich aber nicht angesprochen. Nein.

Sie sahen mich geradewegs an oder kamen schnurstracks auf mich zu und begrüßten mich mit Michelle!

Mittlerweile fand ich mich damit ab, aber Nicole setzte es schwer zu. 

Nici stand gerne im Mittelpunkt und hielt sich auch selbst oft für die Tollste, das Wort „Bescheidenheit“ fehlte in ihrem Wortschatz komplett. 

Als wir uns damals angefreundet hatten, war sie diejenige gewesen, die als Erstes zu den Bands rannte und sich gerne in den Mittelpunkt rückte, während ich scheu in der Ecke wartete. 

Durch Basti und die umwerfende Herzlichkeit, mit der ich bei allen Bands empfangen wurde, hatte ich einen so gewaltigen Selbstbewusstseins-Schub erhalten - Ich konnte nun mühelos aus mir raus gehen und mit fast jedem plappern wie mir der Schnabel gewachsen war.

Ganz oft blieb Nici außen vor, da die Bands als erstes mich begrüßten.

Ich hatte mir das nicht so ausgesucht und oft wurde mir diese ganze Aufmerksamkeit auch zuviel.

Aber Nicole sah das anders und so stritten wir sehr oft und sie kam immer seltener mit zu Konzerten. 

 

Eins der seltenen, gemeinsamen Konzerte verbrachten wir im Spätsommer diesen Jahres.

Nicole und ich waren im Frühjahr nach Italien gefahren, um die „Dingoes“ auf einem Festival spielen zu sehen.

Der Weg war mühselig lang gewesen. Anfangs super lustig und voller Vorfreude.

Die letzten 3 Stunden der Fahrt hatten wir streitend verbracht.

Basti, als er mich gesehen hatte, hatte mich gefragt, ob ich komplett doof bin, so einen weiten Weg zu fahren, nur um seine Band zu sehen, die diesen Abend nur 20 Minuten spielen würden.

Aber das war mir gleich.

Ich liebte die „Dingoes“ und der Weg war es wert gewesen.

Nici hatte sich im Auto verschanzt und mit ihrer neuen Flamme gechattet – auch ein Grund, weshalb unsere Freundschaft bröckelte.

Lennox beanspruchte sie ganz für sich. Wenn sie mal weg wollte, versuchte er alles, um sie zum daheim bleiben zu überreden. 

Die Konzerte der Lokalen waren ihm ein mega Dorn im Auge.

Nicole sprang schwanzwedelnd und hechelnd um ihn herum, machte brav „Sitz“ und gehorchte ihrem Liebhaber aufs Wort. 

Ihre komplette Persönlichkeit veränderte sich ins Negative und neben mir stand nun eine vollkommen neue Person, die ich so nicht wieder erkannte und auch nicht mochte. 

Wenn ich ihr freundschaftliche Warnungen geben wollte, weil ich mich sorgte, tat sie es ab und giftete mich an, dass nicht jeder Mann so ein Arschloch sei wie mein Ex. 

 

Heute, nachdem es Lennox großzügigerweise erlaubt hatte, da er mit seiner doofen Band für eine Woche tourte, waren wir also auf dem Weg nach Berlin. 

Die Stimmung war ausgelassen und wir hörten laut die „Dingoes“ und sangen mit. 

Übernachten würden wir bei einer Konzertfreundin, die Nicole schon seit Jahren kannte.

Wir würden also gegen 17 Uhr bei Karla ankommen, uns frisch machen und sie dann mit zu unseren Dingoes schleppen.

Morgen gegen 16 Uhr wieder heimfahren. So zumindest der Plan. 

Heute waren wir in Partylaune und wollten es ordentlich krachen lassen. 

Wir hatten bereits Cola, Whiskey und Baileys besorgt.

Karla meinte, sie würde uns mit ein paar Berliner Spezialitäten versorgen. Ich war gespannt. 

 

 


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