Groupie Girl, Teil 15



Teil 15: Rosa Fluffy Glitzerwolkenland 

Dieser Abend hatte alles verändert.

Ich verbesserte meinen Kleidungsstil, achtete mehr auf mein Äußeres und verlor 10 Kilo.

Jeden Tag durchforstete ich hektisch und mehrmals das Internet, um ja keinen einzigen Auftritt von Basti zu verpassen.

Und jedes Mal, kurz bevor ich ihn sah, hatte ich die heftigsten Schmetterlinge in meinem Bauch.

Eines Tages erhielt ich die Einladung für die Band „Happy Tree“, eine weitere lokale Band, die ebenfalls Folk spielten.

Ich verdrehte die Augen, war aber neugierig und checkte sie auf Youtube aus.

Der Sänger dieser Band war Tom. Der Song hieß „Shooting Star“ und verzauberte mich dermaßen, dass meine Neugier geweckt wurde.

Ich überredete Nicole, mitzukommen und besorgte uns 2 Karten.

 

Als wir schon eine Weile in der ersten Reihe saßen, kam endlich die Band auf die Bühne.

Ich war sehr gespannt und neugierig, was für tolle Songs diese Band noch zu bieten hatte und nachdem sich Tom am Mikro platziert hatte, stupste mich Nici kräftig in die Seite und deutete mir an, nach links zu schauen.

An der linken Seite, neben Alex am Bass, hatte sich Basti positioniert.

Ich erstarrte.

Basti schaute durchs Publikum.

Als er Nici erblickte, zog er die Augenbraue nach oben, sah sie fragend an und blickte dann blitzartig zu mir.

Ein Strahlen ging über sein Gesicht und er zwinkerte mir fröhlich zu.

Ich zwinkerte flapsig zurück.

Wieder bekam ich Nicis Ellbogen in die Seite.

„Groupie.“

Ich boxte sie heftig auf den Arm.

„Nenn mich nicht immer so, du blöde Kuh. Sonst geh ich künftig alleine auf Konzerte.“

Nicole sah mich erschrocken an. „Herrgott, das war ein Scherz!“

„Ja schön. Meinerseits nicht!“

Tom fing an zu spielen und ich war verzaubert.

Den „Trees“ beim spielen zu lauschen, war genauso zauberhaft, wie wenn ich bei den „Love Birds“ war und sich Bastis Ukulele harmonisch mit Melinas Gesang vereinte.

Orgasmus für meine Ohren und Seelenheil für mein Herzchen.

Ein sanfter Gemütszustand des Vernebelt-Seins und anschließendem Nach-Hause-Schweben.  

Das was ich als „Rosa Fluffy Glitzerwolkenland“ bezeichnete.

Ich verliebte mich mit dem ersten Ton in diese Band.

Nachdem das Konzert vorbei war, fragte ich Nicole, ob es okay für sie sei, wenn ich kurz mit Basti reden würde.

Sie nickte.

Zu gern hätte ich Tom gesagt, wie sehr mich seine Band verzauberte, aber ich war noch zu schüchtern und nicht mutig genug.

Also schlenderte ich umher und suchte meinen Schwarm.

Basti war nirgends zu finden, deshalb ging ich nach draußen und wurde schließlich im Rauchereck fündig.

Sebastian unterhielt sich angeregt mit Kai und Tom, als ich dazu stieß.

Scheu näherte ich mich den Dreien, als mich der Brünette auch schon erblickte, heftig winkte und mich mit Handzeichen aufforderte, rüber zu kommen.

„Tom, Kai, das ist Michelle.“

„Hi.“ Mehr brachte ich nicht raus.

Tom sah mich forschend an, begrüßte mich freundlich und blickte dann vielsagend zu Kai.

Die beiden verschwanden kurze Zeit später und so war ich mit Basti alleine.

Er zwinkerte mir zu und fragte gerade heraus, ob es wirklich nötig sei, dass ich ihn stalke?

Ich schluckte hart und lief rot an, mutmaßte ich zumindest, denn mein Gesicht fühlte sich an, als hätte ich es direkt in die Sonne gehalten.

„Ich… Ne….Also…das war Zufall… Woah Sorry…. Ich…“

Basti lachte schallend und zog mich freundschaftlich zu sich, ehe er mich fest knuddelte.

„Das war ein Scherz. Ich freu mich sehr dass Du da bist.“

„Danke“, war meine verwirrte Antwort. Zu mehr war ich nicht im Stande.

Normalerweise fiel es mir mit ihm super leicht zu reden und ein Gesprächsthema zu finden, zumal Bastian ein toller Zuhörer und Geschichten-Erzähler war, aber der heutige Abend hatte es in sich.

Erst die Überraschung, dass er auch bei den „Trees“ spielte, die ich ja nur durch Zufall entdeckt hatte, dann Nicis dumme Bemerkungen, schließlich wurde ich auch noch des Stalkens bezichtigt und nicht zuletzt Toms seltsame Blicke.

Was hatte das zu bedeuten?

Hielt Basti mich wirklich für `nen Stalker? Fühlte er sich verfolgt und bedrängt von mir? 

Würde in meinem Briefkasten bald eine einstweilige Verfügung liegen oder gar ein Haftbefehl?

Meine Gedanken überschlugen sich mal wieder und mir wurde ganz schwindlig.

Doch Basti riss mich aus den Gedanken, indem er mich nochmal fest an sich drückte, mir freundschaftlich über den Arm strich und mir dann die neuesten Neuigkeiten zu den „Dingoes“ verriet.

Durch seine lockere, charmante Art vergaß ich all meine Hirngespinste und lauschte ihm interessiert.

Zwischendrin warf ich ein paar Fragen ein, dann und wann lachten wir miteinander.

Es fühlte sich richtig und gut an. Als wären wir seit Jahren die besten und engsten Freunde.

Sebastian hatte ebenfalls keine Probleme, meine wissbegierigen Fragen zu beantworten und war derart in Redelaune, dass er mir viele Details aus seinem bisherigen Leben erzählte.

Wie innig die Beziehung zu seinen Eltern war und seine Mutti ihm immer zum Geburtstag kleine Erdbeertörtchen backte.

Bis hin zu einem Ereignis vor ca 12 Jahren, wo er fast gestorben wäre.

Noch nie hatte ich einen Menschen kennen gelernt, bei dem die Chemie dermaßen passte und bei dem ich mich so wohl und frei fühlte; wo ich einfach ich sein konnte.

Immer wieder strahlte er mich an, zwinkerte mir zu und streichelte, beinahe zufällig, meinen Arm oder drückte mich.

 

Nach einiger Zeit wurden wir abrupt von einem älteren Mann unterbrochen.

Er gab Basti die Hand, begrüßte ihn, beäugte dann mich und meinte, „Hey Du bist Michelle, nicht wahr?“

Huh? Woher wusste dieser Mann, wer ich war? 

Basti sah ihn ebenfalls fragend an, da lachte der Kerl laut auf und meinte, 

„Ich hab dich gesehen, in München. Du bist doch echt der größte „Dingoes“ Fan, den es gibt, oder?“

Jetzt verstand ich, ehe er, an Basti gewandt zufügte, „Und wie es aussieht, Deiner auch, ne?“

Ich wurde wieder rot, doch Bastis Augen strahlten, er grinste sein breitestes Lächeln und zog mich an seine Seite.

„Elle, ist die Beste. Das stimmt. Auf sie kann ich immer zählen.“

Er hat mich Elle genannt!! Ich quiekte innerlich vor Freude. 

Ich fühlte mich geehrt und geschmeichelt und wünschte, dass dieser Moment, dieser Abend, nie zu Ende ginge.

Doch der ältere Mann holte mich zurück in die Realität.

„Sorry, dass ich dich so überrumple, aber ich hatte dich und deine Freundin in München heimlich belauscht. Ihr zwei saht so ausgeglichen und glücklich aus, habt jede Zeile mitgesungen, das hat mich fasziniert.

Dabei hab ich deinen Namen aufgeschnappt.“

Ich starrte ihn an „Nici“… Scheisse, die hatte ich komplett vergessen.

„Wie spät ist es denn?“ Hektisch wühlte ich in meiner Handtasche nach meinem Handy.

Das Display zeigte 0.57 Uhr an.

„Woah, Scheisse. Jungs, Sorry aber ich muss zu Nici.“

Basti zog die Augenbraue nach oben, der Ältere sah nicht weniger fragend aus.

„Meine Freundin, Nici“, beantwortete ich die ungestellte Frage. „Ich hatte sie gebeten auf mich zu warten. Und jetzt steh ich hier seit über zwei verdammten Stunden.“

Hektisch umarmte ich Basti, drückte ihn fest an mich und verabschiedete mich per Handschlag von dem Älteren.

Als ich zum Eingang der location kam, saß Nici gelangweilt auf den Stufen und starrte auf ihr Handy.

„Heeeeeee“, rief ich gespielt locker und winkte ihr fröhlich zu.

Nici hob ihren Kopf, sah mich fragend an und grinste dann über beide Backen 

„Naaaa, hat mein Groupie schnell `ne Nummer Backstage geschoben oder wieso lässt du deine beste Freundin so schamlos im Stich?“

„Woah“, ich verdrehte die Augen „ich hatte grad den besten Abend meines Lebens und Du machst mit deinen doofen Sprüchen wieder alles kaputt.“

Nici stand auf und umarmte mich. „Ich zieh dich doch nur auf. Hattest Du `ne gute Zeit? Deine Augen strahlen, das ist der Wahnsinn.“

Ich lächelte beseelt.

„Alter, da kannst Du Gift drauf nehmen. Können wir jetzt bitte ganz schnell heim?“

Nicole schob mich Richtung Auto und beschloss heute bei mir zu übernachten.

Aber zum schlafen kamen wir nicht.

In allen Einzelheiten schilderte ich ihr den kompletten Abend und dass ich wohl jetzt nicht nur ein „Groupie“, sondern auch noch „fame“ sei.

Nici strahlte und geriet ins Schwärmen. „Wow, das hört sich an wie ein Märchen. Dann werdet ihr zwei wohl die nächsten Sid und Nancy?!“ 

Wir kicherten wie kleine Schulmädchen und alberten noch eine ganze Weile rum, ehe wir gegen 5 Uhr früh endlich schlafen gingen.




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