Groupie Girl, Teil 10



 

Teil 10: Zweisamkeit

Als wir ausser Sichtweite der anderen waren, nahm ich Kais Hand und schloss sie fest in meiner ein.

„Danke“, sagte ich, doch er erwiderte gar nichts.

Er lief einfach neben mir, hielt meine Hand und stützte mich durch seine Anwesenheit.

Wir hatten zwischenzeitlich komplett das Theatergelände verlassen und schlenderten irgendwo, unfern der location, an einer Wiese entlang.

Als wir weit genug vom Geschehen waren, setzten wir uns ins Gras.

Kai lehnte sich, breitbeinig sitzend, gegen den Baum und zog mich zu sich, ich lehnte mich mit dem Rücken gegen seine Brust und schloss meine Augen.

Ich zog Kais Arme um meinen Bauch und hielt sie mit meinen fest.

„Bereust Du die Nacht in München“, fragte er mich vorsichtig, doch ich schüttelte sofort den Kopf.

„Ich liebe Basti….“

„Woher weißt Du das?“

Ich schaute ihn erstaunt an. Seine Stimme hatte einen harten Unterton angenommen und so kannte ich Kai gar nicht 

„Würde ich ihn nicht lieben, könnte er mir nicht so wehtun.“

 

Wieder stiegen Tränen auf, doch Kai rutschte ein Stück von mir weg und küsste meine Tränen fort, noch ehe sie aus meinen Augen rinnen konnten.

„Er hat dich nicht verdient.“

„Und Du bist verheiratet.“

Kai lachte bitter. „Ja, das ist wohl wahr.“ Er dachte kurz nach „Hast Du Lust was mit mir zu unternehmen?“

Ich blinzelte ihn verständnislos an.

„Kino, Essen gehen oder vielleicht Eis essen? So was?“

„Und deine Frau hütet schön brav zuhause eure Kinder?“

Kai senkte den Kopf.

„Du hast ja Recht.“ 

Nach einigem Schweigen nahm ich Kais Kinn mit meiner rechten Hand und stupste seinen Kopf nach oben. „Bereust Du München? Bereust Du, dass Du deine Ehe wegen mir aufs Spiel gesetzt hast?“

Der Drummer küsste, nach einer kurzen Denkpause meine Stirn – wie sehr ich das liebte. „Nein, ich bereue nur, dass er dir so wehtut.“

Dann lehnte er sich wieder zurück an den Baum und schloss die Augen.

Ich drehte mich und setzte mich breitbeinig auf seinen Schoß.

Kai sah mich erstaunt an.

„Lass uns wieder zurück gehen, okay? 

Mia redet eh schon schlecht über mich und ich will nicht als Groupie der Stadt abgestempelt werden.“

Kai grinste mich an. „Mia ist selbst auf meine Frau eifersüchtig. Auf jede.

Letzten Sommer hat sie Melissa, Toms Frau, dermaßen eine Szene gemacht… Basti musste mit ihr die Geburtstagsparty verlassen, noch ehe sie angefangen hat.“

„Echt jetzt?“

Kai lachte. „Die ist `n Drache.“

Gedankenverloren strich er mir das Haar nach hinten.

„Weißt Du, Elle, Basti hat dich wirklich gerne. Ich glaube, er bereut das Ganze nicht. Er hat ständig von Dir geredet… schon immer.“

Ich schaute Kai ungläubig an. 

„Er hat seit Beginn seiner Musikerkarriere einfach den Grundsatz nie eine Beziehung mit `nem Fan einzugehen… Ich zitiere ´Sollte ich je Fans haben… Oder `ne Karriere´… Zitat Ende!“

Wir lachten beide laut auf.

Sanft strich er mir nun übers Gesicht und ließ seine Finger sanft meinen Nacken hinunter gleiten.

„Es ist nicht einfach für ihn. Und wegen Mia: für die ist es schon zuviel, dass Du von Bastians Existenz weißt. Mega toxische Beziehung.“

Ich nickte verstehend.

„Was soll ich jetzt tun“, fragte ich ihn erwartungsvoll, doch Kai hatte auch nicht wirklich eine Antwort.

 

Schier endlos saßen wir unter diesem Baum.

Mal saß ich auf seinem Schoss und wir schauten uns einfach nur an und streichelten uns … auf ganz naive, platonische Art und Weise; wie um uns gegenseitig Trost zu spenden.

Oder ich lehnte mich gegen ihn und lauschte seinen sanften Atemzügen.

Zwischendrin tranken wir etwas oder rauchten gemeinsam eine Zigarette.

Nach alldem was in jener Nacht vorgefallen war, war diese Reinheit und Unschuld zwischen uns schon fast lächerlich.

Aber ich liebte es. 





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