Crazy little thing called Love, Teil 7


Chapter Seven: There must be an Angel...
Ein seltsames Gefühl machte sich in Sam´s Magengegend breit.
Langsam öffnete er seine Augen und sah sich um. Er realisierte, dass er nach wie vor im Krankenhaus war.
Sandy saß neben ihm auf einem Stuhl, hatte eine Wolldecke fest um ihren Körper geschlungen und schlief tief und fest.
Es war helllichter Tag, was Sam sagte, dass er noch nicht lang geschlafen hatte - und das Tablett von seinem Mittagessen bestätigte diese Vermutung.
Trotz allem stimmte etwas nicht.
Sam stand vorsichtig auf und glitt aus dem Bett.
Als er sich auf den Weg ins Badezimmer machte, hielt er abrupt inne.
„Mom?“
Seine Mutter stand vor ihm und sah ihn ernst an.
Sam rieb sich seine Augen, doch so sehr er das auch tat, sie verschwand nicht. Sam fühlte sich als erlebte er ein Dejavu.
„Ich dachte, Du hättest etwas aus all dem gelernt, Sammy.“
Doch selbiger verstand nicht.
Mary kam einen Schritt auf ihn zu und hielt dann etwas in die Höhe. Es war die Christbaumkugel, die er aus der Lagerhalle seines Vaters geholt hatte, nachdem die „Geister der Weihnachten“ zu ihm gekommen waren.
Jene Kugel, die sein Vater zu seinem ersten und gleichzeitig auch letzten gemeinsamen Winchester´schen Weihnachtsfest an den Baum gehängt hatte. Jene Kugel, in die Dean mit einer Nadel liebevoll „Sammy“ eingraviert hatte.
„Du bist...“
“Genau!“ Mary verdrehte entnervt die Augen. „Du hast gesehen, was mit Dir passieren wird, Sam, also warum tust Du das?“
„Ich weiß nicht was Du meinst, Mom“, antwortete der Jüngere trotzig. Doch Mary gab nicht auf.
„Wir dachten, Du hättest kapiert, weshalb wir da waren; aber anscheinend war alles umsonst.“
„Wenn Du jetzt auch noch anfängst wie Dean und auf Sandy rumhackst, dann…“
“Hier spricht keiner von Sandy“, unterbrach ihn Mary Winchester ernst. „Es geht allein um Dich. Dich und Dein Verhalten Deinem Bruder gegenüber. Siehst Du nicht, was Du tust? Du richtest Dich zugrunde - und Du ziehst Deinen Bruder mit hinein.“
Sam lachte bitter auf. „Oh, ich verstehe. Der arme, fürsorgliche Dean, der sich stets um seinen kleinen Bruder gekümmert…“
Mary stoppte ihn erneut. „Hör auf Dich über mich lustig zu machen, Sam. Du bist so was von egoistisch. Meinst Du nicht Dein Bruder hat genauso viel Mist durch wie Du?
Denkst Du nicht, ihm geht´s total schlecht, weil er sich Sorgen um Dich macht? Und Du belügst Dich selbst, wenn Du meinst, es sei alles in bester Ordnung!“
Sam starrte seine Mutter nur an. Doch die war kaum zu bremsen und ging einen weiteren Schritt auf ihn zu.
„Ich bin aus einem bestimmten Grund hier. Du brauchst Hilfe und wenn Du es nicht selbst einsiehst, muss ich es Dir eben zeigen.“ Und ohne, dass Sam etwas erwidern oder auch nur halbwegs reagieren konnte, streckte Mary ihre Hand aus und legte sie ihrem Jüngsten auf die Stirn.
Sam hatte das Gefühl als würde er von einem Blitz getroffen. Sein Körper zuckte und eine Art Film lief in High Speed vor seinem inneren Auge ab.
... Bis es schließlich aufhörte.

Sam befand sich nun neben Ruby und Dean in einem Haus. Es kam ihm sofort bekannt vor und das ungute Gefühl, das Sam begleitete, sagte ihm auch umgehend warum.
Es war kurz vor Mitternacht. Sie waren in dieses Haus geflüchtet, denn gleich wäre es so weit…
Es war die Nacht vor 7 Jahren. Noch einige Sekunden und Dean würde Opfer der Höllenhunde werden.
Ein Jahr lang hatte er verzweifelt versucht, einen Weg zu finden, den Deal zu brechen, den sein großer Bruder eingegangen war, um ihn ins Leben zurück zu holen. Erfolglos.
Jede Sekunde würden die Höllenhunde kommen, um Dean´s Seele einzufordern.
Es war, als stünde Sam neben sich selbst. Er sah wie er, Dean und Ruby davon rannten. Verzweifelt sperrten sie sich in einen Raum ein und zogen einen Schutzkreis… bis die Brüder mit Schrecken erkennen mussten, dass Rubys Körper von Lilith besetzt worden war.
Sie hatte die Brüder in eine Falle gelockt und öffnete nun die Tür.
„Nein!“ Sam schrie, als er zum zweiten Mal mit ansehen musste, wie sein Bruder von den Höllenhunden zerfleischt wurde; wie ihm das Blut aus dem aufgerissenen Brustkorb herausschoss und sich auf dem Boden ausbreitete.
„Du kannst das nicht ertragen, Sammy, nicht wahr?“ Mary stand nun neben ihm und sah ihn mitfühlend an.
„Du kannst deinen Schmerz nicht ertragen. Den Schmerz ihn zu verlieren.“
Sam´s Tränen liefen unaufhörlich weiter. Lilith’ Geist verabschiedete sich aus Rubys Körper und Sam eilte zum Leichnam seines Bruders.
„Du erinnerst Dich an jede einzelne Sekunde, nicht wahr? Es ist, als sei es gerade erst passiert und es fühlt sich an, als wolle der Schmerz Dich auffressen.“
Sam nickte stumm, während er das vergangene Szenario mit Entsetzen beobachtete: sich selbst beobachtete, wie er Dean´s Leiche fest umschlungen hielt und um ihn trauerte. Angestarrt von der Leiche der Frau, die einst von Ruby und später dann von Lilith besetzt worden war.
„Es ist gut, dass Du diese Trauer noch immer nachvollziehen kannst, Sam. Denn das zeigt mir, dass Du Deinen Bruder noch immer liebst. Aber um zu verstehen, um ihn zu verstehen, will ich Dir noch was zeigen...“
Mary legte erneut die Hand auf Sam´s Stirn.

Dean öffnete die Augen. Es war heiß um ihn herum und er fühlte einen stechenden Schmerz. Ängstlich sah er sich um.
Seine Gliedmaßen waren von starken Eisenhaken durchbohrt und er hing an einer Art Gestell, welches ihn festhielt und daran hinderte zu fallen.
Panik kroch in ihm hoch. Er hatte Angst. Noch nie in seinem Leben hatte er dermaßen viel Angst verspürt.
Er erinnerte sich, dass er zerfleischt worden war und schlussfolgerte, dass dies nun die Hölle sein musste. Die Hölle, in der er nun schmoren sollte. Auf ewig - bis auch er eines Tages zu dem verkommen würde, was er sein ganzes Leben lang verabscheut und gejagt hatte.
„Saaam!“ Er wusste, er konnte ihn nicht hören, aber er musste es versuchen.
Sam war schließlich derjenige, der immer irgendwie eine Verbindung zu dem Übernatürlichen gehabt hatte... vielleicht, wenn er lauter wurde… er wollte hier nicht sein und er war sich sicher, schriee er nur laut genug…
„Saaaaaam. Saaaaaaaam!“

Sam und Mary standen etwas abseits und beobachteten Dean. Sam wäre am liebsten zu ihm geeilt und hätte ihn befreit - auch wenn er wusste, dass dies wohl ein ziemlich sinnloses Unterfangen werden würde.
Das Szenario vor ihnen wechselte, verflog wie im Zeitraffer.
Dean´s Körper war ausgemergelt, Schweiß lief von seinem Körper und überall hatte er getrocknetes Blut.
Sam musste nun mit ansehen, wie sich einige Kreaturen seinem Bruder näherten. Sie waren das Abscheulichste, was er je gesehen hatte und sie trugen Waffen bei sich.
Eine der Kreaturen grinste dämonisch und hob eine Art Skalpell direkt vor Dean´s Gesicht.
Panik. Seine ganze Mimik bestand aus reiner Panik.
Sie hatten schon viel erlebt, aber noch nie hatte Sam einen derartigen Gesichtsaudruck bei seinem Bruder gesehen und er wünschte sich, er hätte den auch nie zu sehen bekommen.
Die Kreatur hob das Skalpell an und schnitt dem Älteren langsam und mit sichtlicher Freude am Oberkörper entlang.
Dicke Blutstränge bahnten sich ihren Weg entlang der aufgeschnitten Haut und tropften in die Tiefe. Tiefrot und schwer trafen sie auf dem Boden auf und brachten diesen zum Dampfen.
Immer und immer wieder schrie Dean den Namen seines Bruders und wand sich wegen dieser bestialischen Schmerzen, die ihm fast den Verstand raubten.
Die etwas größere der Kreaturen lief nun zu Dean und strich im fast liebevoll das schweißnasse Haar aus der Stirn, streckte seine langen, stinkenden Krallen nach ihm aus und strich ihm über seinen Körper.

„Das ist ein Bruchteil von dem, was Dein Bruder erlitten hat, als er geholt wurde. Was er erleben musste, weil er seine Seele an den Teufel verkauft hat - um Dich zu retten, Sam.“
„Wieso tust Du mir das an?“, fragte Sam wimmernd.
„Damit Du verstehst. Dean hat die Hölle hinter sich – und zwar im wahrsten Sinne, der Worte - hat die schlimmsten Qualen erlebt, die Du Dir überhaupt gar nicht vorstellen kannst. Und das Tag für Tag. Stunde für Stunde… Ganze 4 Jahre lang.
Als Du ihn zurückgeholt hast, hat er all diese Erinnerungen behalten.“
Sam sah seine Mutter misstrauisch an.
„Ja, das hat er. Aber sie verblassen. Sie verblassen von Tag zu Tag mehr und das ist gut so.“
Mary grübelte, während Sam am ganzen Körper zitterte.
„Ich will nur, dass Du verstehst. Der Tod von Bobby war schlimm, das weiß ich, aber er hat Dir verziehen. Er liebt Dich. Genauso wie Dein Vater und ich Dich lieben… und Dean.
Dean hat all das durchgemacht wegen Dir und das solltest Du nie vergessen. Er ist durch die Hölle gegangen, so wie Du durch deine persönliche Hölle gehst, seit Bobbys Tod. Aber Dean hat wenigstens seinen Weg gefunden, es zu verarbeiten; der erste Schritt war der, mit dem Jagen aufzuhören...“
„Ich hab ihn allein gelassen.“
„Das hast Du. Aber Dean hat es verstanden - auch wenn er Dich gebraucht hätte…“
„Wie kann ich… Er hat so viel…“
Doch Mary unterbrach ihren Jüngsten. „Ja, das hat er, Sam. Aber er liebt Dich und deshalb versteht er Dich. Du solltest mit ihm reden. Ihr solltet miteinander reden und euch gegenseitig verzeihen. Und Du musst anfangen, zu vergessen. Du musst Bobbys Tod verarbeiten, nur so könnt ihr beide euren inneren Frieden finden und ein neues Leben beginnen“
Plötzlich krallte sich die Kreatur an Dean´s eben zugefügten Wunden fest und zog daran.
Sam musste mit Schrecken mit ansehen, wie dieses Wesen langsam und begierig anfing, seinem Bruder die Haut von seinem Körper zu ziehen.

„NEIN!“
Schweißgebadet und schreiend ´wachte´ Sam auf… und starrte geradewegs in das verstörte Gesicht seines Bruders.
„Dean!“
„Sam, Dude. Alles in Ordnung mit Dir?“
Der Jüngere sah sich erschrocken um. Einen Moment lang war ihm, als könne er die Umrisse des Geistes seiner Mutter sehen, aber eine Sekunde später war es auch schon wieder vorbei.
Sandy eilte zu ihm und strich ihm fürsorglich die strähnigen Haare aus dem Gesicht. „Alles ok, Sweetie?“
Sam packte seine Freundin und zog sie ganz fest an sich, während sich die Tränen ihren Weg über seine Wangen bahnten.
„Alles ok, Honey, alles ok. “
Vorsichtig drückte er die Brünette von sich weg und bemerkte jetzt erst, dass sich noch jemand im Raum befand.
Augenblicklich befiel Sam das nächste Dejavu Gefühl…
Eine hübsche, junge Frau saß weinend und zusammengekauert auf den kalten Fliesen des Krankenhausbodens.
Ihre Augen waren verquollen und zeigten Sam, dass sie wohl nun schon lange Zeit so da sitzen musste.
Ein kleiner Junge mit dunklen Haaren stand am einzigen Bett in dem Raum und schlug die ganze Zeit mit seinen kleinen Fäustchen auf die Decke.
„Daddy, Daddy…“ Verzweifelt versuchte er so, die Aufmerksamkeit seines Vaters auf sich zu lenken, doch der Mann regte sich nicht.
 Sam näherte sich dem Bett und erkannte, dass die kleinen traurigen Augen des Jungen grün waren. **

„Du bist Dean´s Frau!“, entfuhr es ihm.
Lisa prustete laut los und auch Dean´s Reaktion war ähnlich.
„Doch. Es kann zwar noch eine Weile dauern... aber ihr zwei und der kleine John Jr… Euer Sohn…!“ Sam stoppte sich selbst.
Er wusste, dass es sich total lächerlich anhören musste, aber er hatte Lisa wieder erkannt.
Letztes Jahr an Weihnachten, als er mit dem Geist seiner Freundin Jessica in die Zukunft gereist war, war eben diese Frau an Deans Seite gewesen - hatte um ihn geweint, während sein kleiner Sohn nach ihm gerufen hatte.
Lisa grinste amüsiert. „Ich habe einen Sohn, aber der heißt Ben.“
Doch Dean schaute besorgt. „Alles in Ordnung, Sam? Du scheinst mir etwas durcheinander zu sein.“
„Klar.“ Sam kratzte sich verlegen am Kopf und griff dann in seinen Nachttisch, um seine Dusch-Utensilien heraus zu holen.
“Alles in bester Ordnung. Gebt mir 5 Minuten“
Und eiligst ging er ins Badezimmer und drehte die Dusche auf.

10 Minuten später stand Sam tropfnass vor dem Badezimmerspiegel und trocknete sich ab.
Von draußen war lautes Stimmengewirr zu hören und es schien, als ob sich neben Dean noch eine weitere männliche Person eingefunden hatte.
Schnell zog er seine Jeans und das babyblaue T-Shirt über und betrat das Zimmer.
Sam hatte Recht gehabt.
Dean und Lisa saßen am Tisch, der nicht weit weg von seinem Bett stand, während Sandy es sich auf seinem Bett gemütlich gemacht hatte und sich angeregt mit einem dunkelhaarigen, großen Mann unterhielt, der lässig im Türrahmen stand.
Langsam ging Sam hinüber.
Seine Blicke flogen von einem zum anderen und dann blieb er neben dem Mann stehen, der sich augenblicklich umdrehte und ihn erst prüfend und dann freundlich ansah.
„Hallo Sam. Es ist lange her.“
Sam starrte. Er kannte ihn, aber er hätte nie gedacht, ihn jemals wieder zu sehen.
Langsam streckte er die Hand zur Begrüßung aus und reichte sie dem „Fremden“.
 „Hi, Cas!“





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