Crazy little thing called Love, Teil 6


Chapter Six: Keep on lovin´ you...
Nachdem die Ärzte Sam Winchester untersucht hatten, hoben sie ihn auf die Barre.
Atmungsgeräte waren angeschlossen und das monotone Surren dieser Maschinen untermalte die getrübte Stimmung der Anwesenden.
Dean sah mit bösem Seitenblick zu Sandy, bevor er den Ärzten mitteilte, dass er im Krankenwagen mitfahren würde.
„Ich glaub... ich bleib besser hier“, stammelte Sandy, als Dean zusammen mit den Ärzten ihre Wohnung verlassen hatte.
Doch Lisa sah sie mitleidig an, packte sie an den Schultern und drückte sanft Sandy´s Gesicht nach oben, so dass ihr nichts anderes übrig blieb, als sie direkt anzuschauen.
„Jetzt hör mir mal zu, wenn Du Sam wirklich liebst, dann lass Dich, verdammt noch mal, von Dean am Arsch lecken. Beweg Deinen Hintern und fahr mit zum Krankenhaus!“
Sandy war erstaunt, so etwas aus dem Mund von Deans Freundin zu hören.
„Ja, aber…“
„Nichts aber! Dean kann manchmal ziemlich... nun ja, daneben sein. Aber glaub mir, er ist einfach nur besorgt um seinen kleinen Bruder, nicht mehr und nicht weniger.“
„Er gibt mir die Schuld!“
Lisa seufzte leise. „Ja, das kann sein. Aber genau deshalb solltest Du jetzt bei Sam sein. Bleibst Du zuhause ist das wie ein Schuldeingeständnis - in seinen Augen, verstehst Du?“
Sandy nickte kaum merklich.
„Na siehst Du?! Und jetzt los.“
Lisa schnappte sich Sandy und zusammen fuhren sie mit Sandy´s Ford dem Krankenwagen hinterher.

„Mr. Winchester?“ Ein etwas älterer Arzt kam in den Warteraum der Klinik. Er hatte OP-Kleidung an und ein Klemmbrett unterm Arm, als er Dean ansprach.
Der stand augenblicklich auf und sah den Doc erwartungsvoll an.
„Ihrem Bruder geht es den Umständen entsprechend gut. Dank ihres schnellen Handelns konnten wir... nun ja, Schlimmeres konnte verhindert werden.“
Sandy stand nun ebenfalls auf und stellte sich neben die zwei Männer. „Was ist passiert?“, wollte sie wissen, doch noch ehe der Arzt etwas sagen konnte, mischte sich Dean wütend ein.
„Das sollte Du miese, kleine Schlampe doch am ehesten wissen!“
„Dean!“ Lisa sprang entsetzt dazwischen und stellte sich schützend vor die Brünette.
„Was denn? Sam hat seit Wochen nichts mehr genommen. Kaum hat er dieses billige Flittchen kennen gelernt und zieht bei ihr ein, muss der Notarzt gerufen werden!“
“Aber ich…“ Sandy war den Tränen nahe. Sie wusste durch ihren Vater, dass Sam Drogenprobleme gehabt hatte. Aber sie war der Meinung gewesen, er hatte dies weitgehend hinter sich gebracht…
„… Ich wusste nicht...“
Doch Dean unterbrach sie erneut. „Jetzt tu nicht so. Du weißt also von nichts, huh? Kleines Unschuldlamm…“
„Dean, bitte!“ Lisa versuchte den Älteren zu beruhigen und der Doc wischte sich verlegen über die Stirn.
„Also, ich werde sie dann mal alleine lassen. Wenn irgendetwas ist…“
Als Lisa ihm verstehend zunickte, verschwand er, um die Streithähne alleine zu lassen.
Dean ging drohend auf Sandy zu. „Du kleines Miststück willst mir also erzählen, Du weißt nicht, dass Sam dieses Problem hatte. Du weißt also nichts von Bobbys Tod? Du weißt nichts von unserer Vergangenheit und Du wurdest auch nicht von Deinem Vater angeheuert, dieses ganze Trara zu veranstalten?“
Sandy starrte Dean wortlos an, als der fortfuhr: „Und natürlich arbeitest Du auch nicht, zusammen mit Deiner alten Schulfreundin Casey Appleton, in der Praxis deines Vaters… Antworte mir gefälligst, Sandra Whitmore!“
Sandy schluckte hart. Die Tränen liefen unaufhörlich über ihre Wangen und sie fragte sich, woher Dean all das wusste.
Wenn er nun Sam erzählte… nicht, dass sie ihm das nicht sowieso erzählen wollte, aber Sammy sollte es von ihr erfahren.
„Dean, bitte lass mich erklären, ich…“
Der Ältere holte aus und knallte Sandy seine flache Hand ins Gesicht.
Nur einen Augenblick später starrten alle 3 entsetzt den jeweils anderen an.
Sandy hatte ihre Hand auf die schmerzende Stelle in ihrem Gesicht gelegt, sah von Dean zu Lisa und rannte dann eiligst aus dem Warteraum raus.
„Sandy, warte!“ Lisa drehte sich noch mal kurz zu Dean. „Du bist so ein mieses Schwein, Dean Winchester!“, und rannte dann Sandy hinterher.
Er hätte sich am liebsten selbst geohrfeigt und er wusste auch nicht, was ihn dazu getrieben hatte. Aber nun war es zu spät; er konnte es ja nicht mehr rückgängig machen.
Dean strich sich angespannt über sein Gesicht und ging dann Richtung Information, um nach Sam´s Zimmernummer zu fragen.

Dean stand im Bad von Sam´s Krankenzimmer und ließ sich kaltes Wasser über seinen Kopf laufen, um wieder klar zu werden.
Dann drehte er den Wasserhahn zu und griff nach dem Handtuch, welches neben ihm lag.
Während er seinen Kopf trocken rubbelte, zog er sein Handy aus der Tasche und las die Nachricht, die er bekommen hatte, noch einmal durch.
„Hey, Mr. Winchester!
Hier ist Casey, Sie erinnern sich an mich? ;) Ich bin die Sprechstundenhilfe von Dr. Whitmore.
Es ist zwar sonst nicht meine Art, aber ich finde Sie und Ihr Bruder sollten wissen, dass Sandy, die neue Freundin ihres Bruders, Bescheid weiß.
Sie ist Whitmore´s Tochter und hat Einsicht in seine Akten. Ich weiß nicht, welchen kranken Plan sie verfolgt, aber ich wäre vorsichtig.
Sandra ist sehr unberechenbar. Ihr Bruder wäre nicht der erste Patient, den sie ins Unglück stürzen würde.
Bitte glauben Sie mir. Ich kenne Sandra noch von der Schule und selbst damals war Sie schon so ein durchtriebenes Flittchen.
 Ganz liebe Grüße, Ihre Casey Appleton.“

Der Ältere seufzte und klappte sein Handy wieder zu.
Was, wenn Casey aus irgendeinem Grund gelogen hatte... aber was würde ihr das Ganze bringen?
Nein, sicher sagte sie die Wahrheit. Und mit Sicherheit hatte Sandy Sam diese gepantschten Drogen untergeschoben; schließlich hatte sie als Tochter des Arztes auch Zugang zu dessen Medizinschränke.
Dean rieb seine müden Augen und ging dann leise zu Sam´s Krankenbett.

Der Jüngere war leichenblass und seine Augen waren rot unterlaufen.
Dean setzte sich neben Sam auf die Bettkante und wischte ihm sanft die feuchten Haarsträhnen aus dem Gesicht.
Sam bewegte sich und öffnete leicht seinen Mund. „Sandy“, hauchte er kaum hörbar und versuchte angestrengt seine Augen zu öffnen.
„Hey, Dude, alles klar bei Dir?“ Dean versuchte zu lächeln und sich nichts anmerken zu lassen.
„Dean? Wo ist Sandy... Wo…?“ Sam öffnete vorsichtig blinzelnd die Augen und sah sich um. „Wo bin ich?“
„Es ist alles in Ordnung, Sam. Ich bin bei dir.“
Sam starrte ihn an. „Wo ist Sandy? Du musst sie anrufen.“
Doch Dean schüttelte ab.
„Vergiss sie. Jetzt komm erstmal wieder in Ordnung, okay?“ Aber Sam antwortete nicht.
Die Drogen und die darauf folgende Not-OP hatten ihn zu sehr mitgenommen, so dass er gleich wieder weggenickt war.
Dean sah seinen Bruder mit Tränen in den Augen an und beschloss hier bei ihm zu bleiben, bis er wieder vollkommen genesen war.

Sandy folgte Lisa in deren Wohnung und sah sich staunend um, als ihnen Ben entgegen gerannt kam.
„Hey, Mom“ dann sah er zu Sandy, ging um sie herum und betrachtete sie prüfend, ehe er anerkennend auspfiff. „Mylady. Heißes Fahrgestell!“
„BEN!“
Sandy errötete und kicherte dann. „Schon gut. Danke Dir, Kleiner. Du weißt wie man Frauen glücklich macht.“
Ben grinste und strich sich verlegen durchs jetzt raspelkurze Haar.
„Hör mal, Schatz, anstatt meine Freundinnen anzubaggern, könntest Du Dich mal als wahrer Gentleman erweisen und uns was beim Bäcker holen.“
Ben´s Augen leuchteten auf. „Kann ich mir ein paar Muffins mitnehmen? Bitte, Mom!“
Lisa grinste. „Nimm Dir nen Zwanziger aus meinem Portemonnaie. Aber übertreib es nicht wieder, okay?“
Ben grinste frech und rannte los.
„Da haben Daddys Gene aber extrem durchgeschlagen“, kicherte Sandy, nachdem Ben die Wohnungstür hinter sich zugeschlagen hatte, was wiederum Lisa erröten ließ.
„Wie meinst Du das?“
„Na ja, Dean hat echt gute Arbeit geleistet…“ Sie grübelte kurz, „mit dem Unterschied: Dein Sohn hat die besseren Manieren und nen besseren Geschmack.“
Lisa setzte sich und deutete Sandy an, sich ebenfalls nieder zu lassen. „Aber, Du irrst Dich, Dean ist nicht…“
Doch Sandy unterbrach sie. „Ich bitte Dich, Lisa. Mir kannst Du kein X für ein O vormachen. Wenn das nicht Dean´s Sohn ist… ich mein, mich geht das Ganze ja nichts an. Sorry für meine Aufdringlichkeit.“
Lisa grübelte kurz.
Schon lange brannte ihr das auf der Seele und sie hatte das Gefühl, sie konnte der Brünetten vertrauen, also redete sie drauf los.
„Du musst mir versprechen, niemanden was davon zu sagen, okay?“
Sandy leckte ihre Finger ab und hob sie feierlich in die Höhe. „Indianer-Ehrenwort!“
„Weißt Du, Dean weiß nichts davon. Ich hab sowohl Dean als auch Ben erzählt, dass Ben´s Vater ein Biker war und Ben das Produkt eines One Night Stands, aber die Wahrheit ist… ja, Du hast Recht. Damals, als ich Dean kennen lernte… versteh mich nicht falsch. Ich fand ihn echt heiß und unsere kleine Affäre war wirklich der Hammer, aber Dean ist einfach nicht der Typ Mann, bei dem man sich vorstellen könnte, dass er ein liebender Familienvater sein kann.“
Sandy verdrehte kichernd die Augen. „Na, wem sagst Du das?“
Lisa grinste und erzählte weiter. „Es war wirklich wunderschön mit ihm, aber nach ein paar Tagen war er auch schon wieder weg. Als ich erfuhr, dass sich schwanger bin... es kam für mich nie in Frage, den Kleinen abtreiben zu lassen - nie. Aber ich wusste ja auch nicht, wohin Dean gegangen war. Und selbst wenn…“
„… Du hättest nicht gewusst, ob Du es ihm sagen sollst?“, beendete Sandy den Satz fragend.
„Ja genau.“
Lisa stand betrübt auf und holte zwei Gläser Limonade aus der Küche. Dann setzte sie sich wieder neben Sandy. „Weißt Du, ich will Dean sein Kind nicht vorenthalten, aber… Gott, ich kann ihn auch nicht länger hinhalten.“
„Er ahnt etwas?“, fragte Sandy.
„Oh, und wie er das tut. Als wir uns wieder getroffen haben, vor 8 Jahren, da hat er es schon geahnt. Er hat sich aber mit meiner Antwort zufrieden gegeben.“
„Und jetzt?“
Lisa lachte. „Er stand vor meiner Tür und hat einen Vaterschaftstest verlangt.“
Sandy schaute Lisa erstaunt an und stimmte dann in das Lachen mit ein.

Nachdem Ben das Gebäck gebracht und sich, nach Anweisung seiner Mutter, wieder in sein Zimmer verzogen hatte, saß Sandy grübelnd auf der Couch und stocherte in ihrem Kuchen herum.
„Dich scheint aber auch was zu bedrücken, hmmm?“
Sam´s Freundin war sich nicht sicher, ob sie bereit dazu war. Sie mochte Lisa und hatte Angst, sie würde sie verurteilen, aber andererseits hatte sie sie ja nach Dean´s Anfall mitgenommen und keine einzige Sekunde gefragt, was an seinen Anschuldigungen stimmt und was nicht.
Vielleicht sollte sie es wagen.
„Ich hab auch ein Geheimnis“, fing sie schließlich an.
„Ach, wirklich“, meinte Lisa frotzelnd. „Wäre ich nicht drauf gekommen.“
Freundschaftlich nahm sie Sandy in den Arm und drückte sie an sich. „Ich denke es hat damit zu tun, was Dean gesagt hat, oder?“
Sandy nickte.
„Ich verstehe. Und? Liebst Du Sam?“
Sandy wandte sich ruckartig von Lisa ab. „Klar, tu ich das.“
„Dann ist doch alles andere egal. Sei nur ehrlich zu Dir selbst und vor allen Dingen zu ihm, dann steht eurer Liebe auch nichts im Weg.“
Lisa kramte in ihrer Tasche und zog ihr Handy raus. Nach einem kurzen herumtippen auf der Tastatur, hielt sie das mobile Telefon an ihr Ohr und wartete ab.
„Hey Dean, hier ist Lisa. Ist mit Sam alles in Ordnung? Ich verstehe. Kann er Besuch empfangen… Nun komm mal wieder runter, halt die Klappe und hör mir zu. Sandy und ich sind in 20 Minuten im Krankenhaus und ich warne Dich: lass Sandy in Ruhe oder Du bekommst es mit mir zu tun!“ Und ohne Dean auch nur noch einmal zu Wort kommen zu lassen, legte sie auf und sah ihre neue Freundin zufrieden an.
„Okay, wenn Du reinen Tisch machen willst, dann jetzt oder nie! Das sollte ich auch, es wird höchste Zeit dafür.“
Sandy nickte erneut und die beiden Frauen begaben sich erneut zu Sandy´s Wagen.

Dean stand die Anspannung ins Gesicht geschrieben, als er die zwei Frauen ankommen sah. Doch er wollte es sich bei Lisa nicht noch mehr verscherzen und zwang sich selbst dazu, ruhig zu bleiben.
Lisa begrüßte den Älteren halbherzig und sah ihm dann fest in die Augen. „Du bleibst hier. Wo ist Sam´s Zimmer?“
Dean grummelte, doch dann gab er widerwillig Auskunft. „2.Gang rechts, bis ganz hinten durch. Zimmer 341!“
Sandy sah Lisa an und die nickte ihr kaum merklich zu, schnappte sich Dean und ging mit ihm zurück in den Warteraum, während sich die Brünette aufmachte, Sam die Wahrheit zu sagen.

Sandy hatte das Gefühl, ihr würde jeden Moment das Herz aus der Brust springen, als sie den langen, dunklen Gang entlang lief.
Die Enge des Flurs schien sie zu erdrücken und Sandy hatte das Gefühl, sie würde jeden Moment ohnmächtig.
Vor der Zimmertür blieb sie angespannt stehen und atmete noch einmal tief durch, bevor sie schließlich die Klinke herunter drückte.
Sam saß auf seinem Bett und löffelte angestrengt seinen Pudding. Sein Teint hatte schon bessere Zeiten gesehen und seine Augen waren noch immer leicht gerötet, aber als er Sandy sah, erstrahlte er.
„Honeybee!“
„Hey, Sweetie.“ Sandy ging vorsichtig zu seinem Bett und ließ sich darauf nieder.
Zaghaft erwiderte sie kurz darauf Sam´s Kuss und sah ihn ernst an. „Wie geht´s Dir, Sammy?“
Sam fühlte sich elend. Er wusste, dass er riesen Mist gebaut hatte und dass sie diejenige gewesen war, die ihn gefunden hatte, da Dean ihm das erzählt hatte - über alles andere hatte er sich aber ausgeschwiegen.
„Honey, es tut mir so leid. Es ist nur... Ich war... Dean und ich...“
„Pssscht. Es ist okay. Ich weiß Bescheid, Sam.“
Der Jüngere sah sie fragend an.
„Hör zu, Schatz, ich bin nicht nur hier, um nach Dir zu sehen. Es gibt da etwas...“ Sandy überlegte sich ihre Wortwahl und atmete erneut tief durch. „Ich war nicht ganz ehrlich zu Dir.“
Sam blickte noch immer fragend, aber er unterbrach sie nicht.
„Es tut mir so leid!“ Sandy´s Stimme bebte. Sie versuchte angestrengt ihre Tränen zu unterdrücken, als sie fortfuhr.
„Du warst doch mit Dean bei diesem Dr. Whitmore. Also... nachdem Du Dich ihm nicht geöffnet hast, hat er mit Casey - der Sprechstundenhilfe - geredet und ihr den Auftrag erteilt, Dich... na ja, sie sollte dafür sorgen, dass Dein Kopf frei wird und Du Dich darauf besinnst, dass es wohl das Beste sei, wenn Du diese Therapie machst.“
„Aber wie...“, unterbrach sie Sam, doch Sandy ließ ihn nicht aussprechen, sondern erzählte weiter.
„Ich bin auch eine von Whitmore´s Sprechstundenhilfen, DESHALB weiß ich es.“
Sam´s Mund stand offen vor Erstaunen, doch Sandy fuhr unbeirrt fort.
„Glaub mir, es ist nicht das erste Mal, dass diese Methode einen Patienten dazu bringt, offener zu werden und ich weiß das so genau, weil…“ Sandy schluckte hart. „Ich weiß es, weil ich von klein auf die Machenschaften meines Dad´s miterlebt habe.“
Schweigend sah sie Sam an.
„Du bist Whitmore´s Tochter?“ Sam´s Tonfall ließ Sandy aufatmen. Er reagierte ruhiger, als sie erwartet hatte - noch.
Wieder nickte sie.
„Und was genau hat das Ganze mit Dir zu tun – außer, dass Du seine Tochter bist und meine Krankenakte anscheinend bestens kennst?“
„Ich... Casey... Ach Scheiße, Sam. Hast Du Dich nicht gefragt, warum ich so abweisend zu Dir war, nach unserer ersten Nacht? Weshalb ich´s so eilig hatte, Dich nach Hause zu bringen?“
Sam schüttelte den Kopf. „Klar warst Du etwas seltsam, aber ich dachte, es liegt an mir.“
Sandy lachte bitter auf. „Das tat es auch, nur auf andere Art als Du vielleicht denkst. Sam… ICH bin diejenige, die Dich dazu bringen sollte zu reden.“
Die Tränen liefen nun unaufhörlich über ihre Wangen und Sandy zitterte am ganzen Leib.
Zu tief saß die Angst, dass Sam sie verstoßen könnte, aber sie musste weiterreden; er sollte alles wissen.
„Ich wollte meinem Dad helfen, nicht mehr und nicht weniger. Ich mein, schließlich hat er mir bisher ein wundervolles Leben ermöglicht - und einen richtig gut bezahlten Job, mit angenehmen Arbeitszeiten, aber... ich konnte doch nicht wissen, dass ich mich Hals über Kopf in Dich verliebe. Sam, bitte glaub mir, ich wollte Dir nie wehtun und ich liebe Dich von ganzem Herzen, aber wenn Du mir nicht verzeihen kannst, dann sag es mir JETZT, sofort - und ich werde für immer aus Deinem Leben verschwinden.“
Sam sah sich Sandy eine Weile schweigend an und grübelte sichtlich.
Vorsichtig stellte er sein Essen beiseite und rutschte schließlich ein Stück näher an seine Freundin heran.
„Hast Du Geld dafür bekommen?“
Wieder nickte die Brünette. „Eine Menge sogar, aber heute früh... Ich hab ihm gesagt, dass er mich mal kann und hab ihm das Geld zurückgegeben. Das schwör ich Dir, bei meinem Leben!“
Wider Erwarten legte Sam nun seine Hand in Sandy´s Nacken und zog sie zärtlich zu sich.
Ihre Lippen trafen sich und Sandy schloss genießerisch die Augen.
Verwirrt löste sie sich kurze Zeit später von ihm und sah ihn misstrauisch an.
„Du schießt mich nicht ab?“
Doch Sam grinste. „Wieso sollte ich? Ich hab die tollste und aufrichtigste Frau auf der ganzen Welt an meiner Seite. Wie könnte ich Dir böse sein, nachdem Du so ehrlich zu mir warst?“
Sandy fiel ein Stein vom Herzen.
Glücklich umarmte sie Sam und genoss es einfach, seine Nähe zu spüren.

Lisa saß Dean gegenüber und biss sich die ganze Zeit verlegen auf die Unterlippe.
Sie hoffte, dass sich zwischen Sandy und Sam alles regelte und überlegte gleichzeitig, ob sie sich Dean nun offenbaren sollte oder nicht.
Dean grinste sie kurz an und sah sich dann weiter gelangweilt um, nur um sich kurz darauf wieder Lisa zu widmen.
„Du, die Sache vorhin... Mist, ich schlag keine Frauen.“
Lisa grinste höhnisch. „Ja, das hast Du eindruckvoll bewiesen.“
„Verdammt, ich war einfach so wütend. Ich hab die Kontrolle verloren. Weißt Du… Scheiße verdammte, ich hab in der Hölle geschmort, damit Sam weiter leben konnte und er wirft das weg wegen dieser...“
Doch Lisa stoppte ihn. „Hör auf sie zu beleidigen, okay? Sandy kann doch nichts dafür, dass Sam´s Leben aus der Bahn geraten ist. Außerdem, wenn Du mal ein bisschen dein kleines Gehirn einschalten würdest, hättest Du realisiert, dass Sam diese Probleme schon hatte, bevor sie aufgetaucht ist. Ich glaube, durch sie hatte er erst wieder angefangen aufzublühen. Aber Du musstest Dich ja einmischen. Hast den Macker raushängen lassen und Dich gegen ihre Liebe gestellt. Und siehst Du? Genau diese Engstirnigkeit ist der Grund, weshalb ich Dir nicht erzählt habe, dass Ben Dein Sohn ist!“ ... Jetzt war es raus.
Lisa realisierte, was genau sie da gesagt hatte, als sie in Dean´s verdutztes Gesicht sah und hätte sich ohrfeigen können. Doch jetzt war es zu spät.
„Ben ist mein Sohn?“
Lisa kaute erneut auf ihrer Unterlippe herum und suchte nach den richtigen Worten.
„Also weißt Du, ich denke Du solltest Sandy und Sam einfach ihr Ding machen lassen und wenn Du es genau wissen willst...“ versuchte Lisa abzulenken, aber Dean stand auf und setzte sich fragend neben sie.
„Lenk nicht ab.“
Lisa verlor sich augenblicklich in seinen wundervollen, grünen Augen.
Sie begehrte Dean noch immer. In all den Jahren hatte es nie einen Mann gegeben, der ihm auch nur halbwegs das Wasser hätte reichen können und er war wirklich verdammt heiß.
Schon lange hatte sie die Wahrheit sagen wollen, aber DIES war nun auch nicht der Weg gewesen, wie sie es hatte anstellen wollen.
„Dean, bitte, Du musst mich verstehen. Ich hatte Angst. Die plötzliche Schwangerschaft, deine Geheimniskrämerei und zu alle dem kommt: wie hätte ich es Dir denn sagen sollen?
Du warst doch nie da.“
„Du hattest meine Nummer“, rechtfertigte sich der Ältere.
„Ja schon, aber... Nun sei doch mal ehrlich: hätte ich anrufen sollen und sagen, ´Hey Dean, hier ist Lisa. Der Sex mit Dir war wirklich gigantisch und übrigens: du wirst Daddy?´“
Dean grinste. „Wäre eine Möglichkeit gewesen, ja!“
Lisa knuffte ihn in seinen Arm und sah ihn ernst an. „Ich hatte Angst verletzt zu werden. Ich denke, Du wärst damals nicht bereit dazu gewesen, ein Kind zu haben und wenn ich bedenke, was Du getan hast...“
“Du meinst das Jagen?“
Lisa nickte. „Ja, genau das. Ich glaube nicht, dass Du Dich deiner Verantwortung gestellt und deinen „Job“ an den Nagel gehängt hättest, um künftig liebender Familienvater zu sein!“
„Aber ich hab meinen „Job“ an den Nagel gehängt, weil ich für mich und meinen Bruder ein besseres Leben haben wollte. Weißt Du, es war nicht wirklich angenehm, sich jede Woche irgendwelche schwerwiegenden Verletzungen zuzuziehen, mit dem Tod zu ringen, auf der Flucht zu sein oder dem Teufel seine Seele zu verkaufen, nur damit ein Familienmitglied weiter dieses trostlose Leben führen kann. Ich wollte einfach zur Ruhe kommen. Wollte, dass Sam das Leben führt, von dem er immer geträumt hat. Und dann ist alles aus dem Ruder gelaufen.“
Dean dachte kurz nach.
„Ben ist ein toller Junge und irgendwie… verdammt, als Du mir gesagt hast, er ist nicht mein Sohn... das hat sich angefühlt wie... irgendwie hatte ich damals gehofft, dass er es ist. Weißt Du, es war so ein klitzekleiner Lichtblick, kurz vor meinem Tod. Denkst Du nicht, ich hätte all das, meinen „Job“ und so weiter, aufgegeben, um für den Kleinen da zu sein? Ich liebe Ben. Ich hätte alles für ihn getan und wenn ich diesem verdammten Crossroad Dämon höchstpersönlich seinen dreckigen Kopf von den Schultern hätte reißen müssen, damit ich weiterleben konnte - für Dich, für Ben.“
Lisa war gerührt.
Augenblicklich schnellte sie nach vorne und küsste Dean leidenschaftlich.
Als sie ihn wieder „frei“ ließ, sah er sie erstaunt an. „Whoa.“
Lisa grinste. „Es ist noch nicht zu spät dafür. Wolltest Du nicht Ben das Fahren beibringen?“
„Uhum!“
„Na dann los, Daddy. Ben wird ausrasten vor Freude. Aber lass uns erst nach Sam und Sandy sehen, okay?“
Dean hielt inne. „Meinst Du wirklich?“
„Dean. Vielleicht braucht Dich Dein Bruder jetzt. Ich weiß nicht, wie er reagiert, aber Sandy ist auf jeden Fall hergekommen, um ihm alles zu sagen.“
“Dann stimmt es also, was mir Casey geschrieben hat?
„Casey, die Sprechstundenhilfe von Whitmore?“
“… heißer Feger!“
Lisa sah ihn strafend an.
„Sorry, alte Gewohnheit.“
„Dir sei gerade noch mal verziehen… Ich weiß nicht genau, was passiert ist, aber Sandy wollte Sam die Wahrheit sagen und ich hoffe, es geht gut aus für die beiden. Und das solltest Du genauso hoffen.“
„Aber sie hat…“
Lisa legte bestimmend ihren Zeigefinger auf Dean´s Mund. „Lass es gut sein, Dean. Kapier endlich, dass Sam erwachsen ist und sein Leben lebt. Klar ändern sich die Dinge - das ist der Lauf des Lebens und daran kannst Du nichts ändern.“
Verschwörerisch sah sie ihn an, streckte ihm ihre Hand entgegen und forderte ihn auf, mitzukommen.
„Mal davon abgesehen, hat für Dich auch eben ein neuer Abschnitt deines Lebens angefangen - lässt Du Dir den verbieten?“
Dean zog seine Augenbraue nach oben. „Hat es das? Werd ich nicht gefragt?“
Lisa küsste Dean energisch auf den Mund und zwinkerte ihm dann zu. „Keine Chance!“
 Und Händchen halten gingen sie dann zusammen Richtung Sam´s Zimmer.




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