Crazy little thing called Love, Teil 4


Chapter Four: Born to be Wild
Dean war überwältigt.
Er hätte nie im Leben damit gerechnet, Ben wieder zu sehen. Aber die Tatsache, dass er nun vor ihm stand und dazu auch noch fast genauso aussah wie er mit... wie alt mochte Ben jetzt sein? 14? 15? Wie dem auch sei, Ben sah ihm zum Verwechseln ähnlich und das warf ihn nun doch etwas aus der Bahn.
Lisa hatte ihm versichert, er sei nicht sein Vater, aber jetzt machten sich die Zweifel darüber breiter - mehr als je zuvor.
Dean beäugte den Jungen skeptisch. „Sag mal, was machst du eigentlich hier?“
“Ich?“ Ben grinste „Na, mit meinem Freund abhängen!“
„Freund?“ Dean schluckte.
… und Ben kapierte sofort. „Alter, nicht das, was Du meinst. Ich bin doch keine Schwuchtel, dafür liebe ich die Ladies zu sehr - und sie lieben mich!“, und untermauerte seine Aussage mit einem Augenbrauen zucken.
„Ne, Mann. Das ist Jack, ein Schulfreund von mir.“
„Hi!“ Der große Schlaksige gab Dean zaghaft die Hand und zog sie dann eiligst wieder weg.
Ben zwinkerte Dean fröhlich zu. „Er ist schüchtern.“
„Tatsächlich? Wäre mir gar nicht aufgefallen!“
Der Junge lachte und sah Dean dann ernst an. „Sag mal, Du bist aber nicht zufällig hier, weil ... na ja... diese Sache damals in Cicero... so was ist hier doch nicht unterwegs, oder?“
Dean zog fragend die Augenbrauen zusammen und grinste dann. „Nein. Ich wohne hier.“
Ben sah erfreut von seiner Cola auf, an der er soeben genippt hatte. „Cool. Wir auch. Sind vor 5 Jahren hergezogen, weil sich Mom „nach der Sache“ einfach nicht mehr wohl gefühlt hat in unserem alten Zuhause. Du möchtest sie bestimmt sehen…“
Doch bevor Dean etwas sagen konnte, wurde er auch schon am Arm gepackt und aus dem Laden hinausgezogen.

Am Impala angekommen, pfiff Ben anerkennend. „Verdammt, ich wusste ja noch, dass Du ne geile Karre fährst, aber dieses Baby übertrifft alles!“
Staunend ging er um den Wagen herum und betrachtete ihn von allen Seiten.
Langsam streckte er seine Finger nach der Karosserie aus und zog die Finger dann wieder weg, bevor er sich zu Dean umdrehte, “Darf ich?“
Dean schmunzelte. Der Kleine hatte Geschmack und er hatte Manieren. Musste einfach sein Sohn sein, da gab´s kein drum herum.
„Klar, nur zu.“ Dean überlegte kurz, „Aber hey, keine Kratzer, Dellen oder sonst was rein machen, klar?!“
„Kein Thema!“
Als er Ben beobachtete wurde Dean klar, dass er Lisa sehen musste.
Durch die Euphorie des Kleinen wäre dies ja sowieso der nächste Schritt - auch wenn er ahnte, dass sie wahrscheinlich nicht all zu begeistert sein würde ihn zu treffen, aber er musste Klarheit haben.
Die letzten Jahre hatte er gar nicht mehr daran gedacht und Lisas Erklärung, wer der Vater von Ben sei, hatte ihm genügt. Aber jetzt… es konnte kein Zufall sein. Dafür hatte er bereits zuviel erlebt, um dermaßen blauäugig durch die Welt zu gehen; und wenn es sein musste, verlangte er einen Vaterschaftstest - das war sie ihm schuldig.
„Können wir gehen?“ Ben sah Dean erwartungsvoll an.
„Kannst´s nicht abwarten in meinem Baby zu sitzen, was?“
Ben antwortete nicht, aber das Funkeln in seinen Augen sagte mehr als tausend Worte.

Vorsichtig schlichen Sam und Sandy ins Apartment, um Dean nicht zu wecken, sollte er bereits schlafen.
Doch das war nicht nötig, denn der Ältere war gar nicht zuhause.
Sam strahlte Sandy an und nahm sie bei der Hand, um sie gleich darauf auf die Couch zu ziehen.
Endlos lange küssten sich die beiden, bevor sie aneinander gekuschelt einschliefen.

„Hey, Sam, Ich hab Frühstück mitgebracht!“
Mit bester Laune schloss Dean die Tür auf und betrat seine Wohnung. In der linken Hand hielt er eine Tüte voller Donuts, die er soeben frisch beim Bäcker geholt hatte.
Seine Laune verfinsterte sich jedoch schlagartig, als er seine Küche betrat.
Sandy saß auf einem der Hocker und hielt sich am Küchentresen fest, während Sam ihre Beine festhielt und sie vögelte.
„Ihr seid Tiere!“, stellte er angewidert fest und drehte auf dem Absatz um. Diesen Anblick wollte er sich nun wirklich nicht länger geben und der Appetit war ihm auch vergangen.
Sandy kicherte, als er aus der Tür verschwunden war und Sam stimmte mit ein.
Dann zogen sich die beiden rasch an und Sandy merkte an, dass es nun wohl endlich Zeit für Kaffee wäre - den sie eigentlich schon vor einer Stunde hatte kochen wollen.

„Dean? Frühstück ist fertig“, rief Sam eine Viertelstunde später, aber sein Bruder ließ sich nicht blicken, deshalb fingen die zwei Turteltäubchen schon mal alleine an.
„Also ehrlich, Sam. Hätte ich meinen Bruder beim vögeln auf meiner Theke erwischt, hätte ich auch keine Lust mehr auf dem Teil irgendetwas zu mir zu nehmen.“ Glucksend zwinkerte sie ihm zu und biss dann genüsslich in ihr Croissant.
Sam kam auf sie zugeschlendert, packte sie an der Hüfte und hob sie erneut auf den Tresen.
„Na, umso besser. Dann können wir ja gleich da weiter machen, wo wir aufgehört haben...“, antwortete er und fing an ihre Brüste, durch den dünnen Stoff des seidigen Tops, zu liebkosen.
„Könnt ihr vielleicht mal zwei Minuten die Finger voneinander lassen?“
Dean stand am Türrahmen und hatte eine Augenbraue nach oben gezogen.
Sam kicherte und Sandy sprang elegant vom Tresen, ging auf Dean zu und reichte ihm die Hand.
„Sorry. Ich hab mich Dir noch gar nicht vorgestellt. Ich bin Sandy!“ Dean nahm die Hand an und versuchte, um des lieben Friedens willen, ebenfalls freundlich zu sein.
„... und ich bin angewidert!“
Sandy lachte. „Keine Sorge. Ich hab alles sauber gemacht und desinfiziert. Magst Du Frühstück?“ Fröhlich schwang sie sich durch die Küche und holte eine Pfanne aus dem Schrank.
„Ham und Eggs? Pancakes mit Ahornsirup? Scheiße, Sam, ich hab den Ahornsirup vergessen…“
Hektisch sah sie sich um und suchte nach etwas.
„Was ist los, Honeybee?“
„Ich kann meine Tasche nicht finden. Da sind meine Autoschlüssel drin.“
Dean wandte ein, „Ich kann Dich fahren!“, was ein lautes Raunen von Sam zur Folge hatte.
„Was denn?“
Sam sah seinen Bruder ernst an. „Gestern machst Du mir eine Szene und heute spielst Du freiwillig ihren Chauffeur? Du erwartest ja wohl hoffentlich nicht, dass ich Dir das einfach so abnehme, oder?“
Sandy kam nach vorne und stellte sich zwischen die zwei Brüder. „Keine Sorge, Sam. Wenn er mir was antun will, weiß ich mich sehr wohl zu wehren“, sagte sie.
„Na dann...“, bemerkte Dean lustlos und lief Richtung Tür, nachdem er ihr angedeutet hatte, mit zu kommen.

Sandy ließ ein lautes Pfeifen hören, als Dean die Garage aufschloss und sie den ersten Blick auf den Impala erhascht hatte.
„Geiler Wagen! Ist das deiner?“, fragte sie und eilte auch schon in die Garage, um das Prachtexemplar von allen Seiten zu begutachten.
„Ja, schon… aber… hey, nicht da hinlangen.“ Dean war bemüht, nicht laut los zu schreien, als er sah, wie Sandy mit ihren Fingern überall gleichzeitig zu sein schien.
„Mann, der ist aber gut in Schuss. Wo hast Du den her?“
Dean hatte das Gefühl er müsse hyperventilieren.
Hastig eilte er zu Sandy und wollte sie schon vom Auto wegreißen, als plötzlich Sam hinter ihm stand und ihn hart an der Schulter fasste.
„Wusste ich doch, dass es keine gute Idee ist, euch zwei alleine zu lassen.“ Mit Dackelblick reichte er Sandy ihre Handtasche.
„Sorry, Babe. Aber ich glaub es ist besser Du fährst alleine.“
Die zog einen Schmollmund. „Aber nur wenn ich heute Mittag einmal in dem Teil mitfahren darf.“
Sam beugte sich zu ihr und ließ liebevoll seine Zunge in ihren Mund gleiten.
Dean verdrehte entnervt die Augen und drehte sich von den beiden weg.
Schweren Herzens löste sich Sam von seiner Flamme und schlang seine Arme um ihre Taille. „Lässt sich einrichten.“
„Versprochen?“ Wieder zeigte Sandy ihren Schmollmund und Sam küsste sie erneut.
„Ganz sicher.“
Sandy grinste Dean frech an und verschwand dann.
„Wie kann man so ein schäbiges Schrotteil fahren?“, fragte er verächtlich, als sie in ihren Ford stieg, doch Sam grinste nur und meinte dann, als er an seinem Bruder vorbeiging, „Wir müssen reden!“
„Gut, dass Du das auch schon erkannt hast!“

Die Stimmung zwischen den beiden Brüdern war frostig, als sie die Wohnung erneut betraten.
Sam ließ sich aufs Sofa plumpsen und Dean stand davor, verschränkte die Arme und starrte seinen Bruder böse an.
Minutenlang herrschte eisige Stille, bis es Dean nicht mehr aushielt und das Wort ergriff.
„Was zum Geier ist in Dich gefahren, Sammy? Das bist nicht DU!“
Sam starrte ihn an, aber er sagte nichts. Würde eh nichts bringen. Denn wie er Dean kannte, würde der überhaupt nicht mit sich reden lassen und selbst wenn, artete das Ganze dann sowieso wieder nur in Streit aus. Also wartete er ab.
„Willst Du nichts dazu sagen? Hast Du jetzt beschlossen unter die Stummen zu gehen. Fein. Ich kann warten“, sagte Dean und ließ sich ebenfalls hinab plumpsen - auf seinen Sessel.

Sam hatte sich geschworen nichts zu sagen, aber das Gestarre seines Bruders konnte er nun auch nicht länger ertragen.
„Ich weiß nicht, wo Dein Problem liegt, Dude. Kannst Du es nicht ertragen, dass ich glücklich bin? Ist es das, was Dich stört oder ist es weil DU schon lange keinen Stich mehr gelandet hast und bist deshalb neidisch.“
“Neidisch? Auf was denn, Sam? Ich bitte Dich. Sieh Dich mal an. Vor ein paar Monaten noch hast Du in ner total abgefuckten Behausung gelebt, dich mit Drogen vollgedröhnt und jetzt... schnappst Du Dir die erstbeste Bitch, vögelst sie und führst Dich auf, als wolltest Du jeden Moment das Aufgebot bestellen.“
“Gute Idee!“, antwortete Sam trotzig.
Dean fühlte wie seine Kinnlade herunterklappte. „Gute Idee? GUTE IDEE?“ Eilig stand er auf, ging auf seinen Bruder zu und stellte sich bedrohlich vor ihm auf.
Dann packte er ihn an den Schultern und schüttelte ihn. „Bist Du noch klar im Kopf? Ist Dir eigentlich bewusst, was Du gerade für eine Scheiße von Dir gibst? Anstatt das erstbeste Flittchen zu heiraten, das Dich nach ein paar Drinks drüber lässt, solltest Du mal nach deinem Gehirn suchen, es einschalten und dann deinen kleinen Arsch Richtung Whitmore bewegen!“
„Sollte ich, huh?“
„Ja, verdammt, solltest Du.“
„Wozu, Dean?“
“Wozu?! Damit es Dir wieder besser geht, Bitch. Verdammt, ich kann nicht mit ansehen, wie Du Dich selbst zugrunde richtest.“
“Als ob Dich das interessiert. Ich weiß gar nicht, warum Du Dich überhaupt als Moralapostel aufspielst. Ich bin damit groß geworden, Deine Eskapaden mitahnzusehen.
Und wie oft hast Du mir gepredigt ´Oh Sammy, werd erwachsen. Die Frauen wollen doch dasselbe, sie sind nur zu feige, es zuzugeben´. Und jetzt, wo ich genau das tue, passt´s Dir auch nicht in den Kram.“
Trotzig verschränkte er seine Arme vor der Brust und blickte demonstrativ in eine andere Richtung.
„Verstehst Du nicht, dass ich mich sorge? Du kennst diese Frau kaum, bringst sie mit in meine Wohnung, wo sie mir mit ihren stinkenden Zigaretten alles vollqualmt und ich zusehen muss, wie Du Dich zum Hampelmann machst - und dann findest Du, ich übertreibe? Mir kommt´s langsam so vor, als seist Du verhext…“
Dean stockte. Was hatte er da eben gesagt? EBEN! Warum war er nicht gleich darauf gekommen?
„Hast Du sie Weihwasser trinken lassen?“, fragte er Sam.
„WAS?!“ Der sah ihn wiederum an, als sei er total übergeschnappt.
„Na, Weihwasser. Vielleicht ist sie ja ein Dämon, der …“
“Sag mal, drehst Du jetzt total ab? Du solltest Dir ein Hobby suchen.“
Sam stand auf und sah seinen Bruder bedrohlich an.
„Weißt Du was? Das Beste für Dich ist, Du gehst wieder auf die Jagd, lebst Dein Leben und lässt mich und Sandy in Zukunft in Ruhe!“
Dean sah ihn mitleidig an. „Saaaam…“
„Nein. Ich mein das ernst. Lass mich mein Leben leben und leb Du Deins.“ Damit ließ er Dean stehen und ging ins Schlafzimmer, packte seine Sachen und stand 20 Minuten später wieder vor seinem Bruder.
„Ich warte unten auf Sandy und werde bei ihr wohnen. Wage es ja nicht, uns auch nur einen Meter zu nahe zu kommen, sonst...“
“Sonst was?“ Dean sah ihn herausfordernd an. „Knallst Du mich dann ab wie einen räudigen Straßenköter? So, wie Du es mit Bobby getan hast?“
Das hatte gesessen und es tat Dean leid - bedauerlicherweise zu spät.
Sam´s Faust landete hart in seinem Gesicht, noch ehe er auch nur an eine Entschuldigung denken konnte, und ließ ihn rückwärts taumeln.
„Leck mich am Arsch, Du Wichser!“
Sam nahm seine Tasche, lief zur Tür und ohne sich noch einmal umzusehen, knallte er die Apartmenttür zu.




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