Crazy little thing called Love, Teil 1


Chapter One: Meeting Dr.Whitmore
"Verdammt noch mal, Dude! NEIN!" Sam versuchte sich dem Griff seines Bruders zu entziehen, der ihn unnachgiebig in seinen Wagen gepackt und zum hiesigen Psychologen geschleppt hatte.
"Reicht es nicht, dass ich in diese Drogen-Beratungsstelle gehe?"

Dean hatte seinen Bruder vor einigen Monaten aus einem recht erbärmlichen Leben geholt und versucht, ihn wieder aufzupäppeln.
Alles hatte perfekt ausgesehen, bis sie Ostern nach Kansas gereist waren, um dort Ellen Harvelle und ihrer Tochter Jo im Roadhouse einen Besuch abzustatten.
Sam war schon auf der Fahrt merkwürdig gewesen und hatte sich nach ihrer Ankunft mehr und mehr abgekapselt, was seinem älteren Bruder zunehmend Sorgen gemacht hatte.
Irgendwann war der Jüngere gar nicht mehr aufgetaucht. Dean hatte ein merkwürdiges Gefühl gehabt und war diesem gefolgt.
Als er sich dem Grab von Bobby Singer näherte, hatte er dort sofort den zusammengekauerten Sam entdeckt, dessen Augen vom vielen Heulen rot und geschwollen waren.
Diese Tatsache alleine hatte dem Älteren schon einen tiefen Stich ins Herz versetzt, aber als er dann auch noch mit ansehen musste, wie der "Kleine" sich einen frisch gedrehten Joint ansteckte, war er geradewegs ausgerastet.
"Du bist so ein Arschloch, Sam!", hatte er ihn angeschrieen, war auf ihn zu gerannt und hatte ihm einen heftigen Faustschlag verpasst.
Das Veilchen war heute noch zu sehen. Es war nicht mehr ganz so dunkelblau - fast schwarz - wie einen Tag nach dieser Aktion, aber noch immer sehr dunkel und die Ränder nahmen bereits einen grünlich-gelben Farbton an.
Nachdem sie ins Roadhouse zurückgekehrt waren, hatte Dean Sam erst einmal eine kalte Dusche verpasst und dann stundenlang mit ihm geredet.
Mehrere Flaschen Bier und verdammt viele Tränen hatte es gekostet, aber zumindest hatte es den Erfolg, dass sich Sam dazu bereit erklärte, zu einer Drogen Beratungsstelle zu gehen.
Dean, der mehr als besorgt war, um seinen kleinen Bruder, reichte dies jedoch nicht.
Er wusste oder besser gesagt ahnte, dass Sam eines Tages in das alte Schema zurückfallen würde und zwang ihn nun regelrecht zu dieser Therapie.
Dass der schlaksige Brünette nicht allzu begeistert davon war, hatte Dean ihm sofort angesehen, aber er duldete keine Widerrede.

Einen Tick kräftiger packte er ihn nun mit der zweiten Hand an seiner Schulter und zog ihn gewaltsam zur Praxis von Dr. Whitmore, einem anerkannten Psychologen, mit herausragender Qualifikation.
Die Sprechstundenhilfe erwartete die beiden bereits und grinste sie fröhlich an. "Sie müssen die Winchesters sein. Herzlich Willkommen in unserer Praxis. Dr. Whitmore erwartet Sie bereits!"
Sanft fasste sie Sam´s Arm und führte ihn in ein abgedunkeltes, großzügig eingerichtetes Sprechzimmer.

Sam verschlug es den Atem. Hier sah es alles andere als Praxismäßig aus.
Mit den vielen Wandregalen, die voll mit Büchern bepackt waren, und den ausgestopften Tierköpfen an den Wänden, glich dies eher einer privaten Bibliothek eines gut situierten Mannes.
"Möchten Sie ein Glas Wasser, Mr. Winchester?" Casey, wie die Sprechstundenhilfe laut ihrem Namensschildchen hieß, lächelte den Jüngeren noch immer an.
Sam kratzte sich verlegen am Kopf und nickte bejahend.
"Nehmen Sie doch schon mal Platz, Mr. Winchester. Der Doktor wird gleich hier sein." Sie rückte ihm einen Stuhl zurecht und wies Sam an, sich hinzusetzen. Dann beugte sie sich vornüber und hauchte ihm ins Ohr, "Ich bin sofort zurück mit dem Wasser, wenn Sie noch etwas möchten..."
Der Duft ihres Parfüms war unwiderstehlich und raubte Sam fast die Sinne. Ganz zu schweigen vom dem hinreißenden Dekollete, welches ihm geradezu vorgesetzt wurde.
Sam spürte ein Kribbeln in seiner Magengegend und räusperte sich.
"Nein, danke!", brachte er krächzend hervor und kratzte sich erneut am Kopf.
Casey verschwand hüftschwingend, als gerade der ältere der Brüder das Zimmer erreichte.
Dean sah der blonden anerkennend hinterher und konnte es nicht lassen, ihr frech hinterher zu pfeifen.
Casey drehte sich verführerisch um und zwinkerte ihnen keck zu, dann verschwand sie um die Ecke.
"Alter, ist das ein heißer Feger!", stieß Dean hervor und nahm neben Sam Platz.
"Bist Du Dir sicher, dass wir hier richtig sind", fragte Sam und sah sich erneut prüfend um.
"Na, aber so was von", antwortete Dean und machte sich lässig auf dem Stuhl, der eher aussah wie ein antiker Sessel, breit. "Ich hab die Adresse von Ellen. Sie meint, dass es schon öfter passiert ist, dass ein Jäger von einer Minute zur nächsten ausgetickt ist."
"Ich bin nicht ausgetickt!", verteidigte sich Sam "Ich... Ich... Ach, leck mich doch!"
Dean wollte gerade etwas erwidern, als Casey erneut hereingeschwebt kam und zwei große Gläser Wasser auf dem Tisch abstellte.
"Ich hoffe es ist alles zu Ihrer Zufriedenheit, Mr. Winchester?" Lasziv betrachtete sie den Jüngeren, der wieder nur stumm nickte.
"Möchten Sie vielleicht, dass ich das Zimmer noch etwas dunkler mache? Vielleicht ein paar Kerzen?"
Dean verkniff sich angestrengt ein Lachen.
Er bemerkte, wie die blonde Schönheit Sam anhimmelte - und was tat der Kleine? Saß mal wieder da wie die Unschuld in Person und checkte gar nichts.
"Sam hat’s momentan nicht so mit Romantik. Gib ihm ein paar Stunden mit dem Doc und probier Dein Glück dann noch mal."
Frech grinste er in Richtung der zwei und zwinkerte Casey dann verschwörerisch zu.
Sam drehte sich zu seinem Bruder um und starrte ihn finster an, während Casey nur nickte und sogleich wieder verschwand.

Endlos lang kam Sam die Zeit vor, während er auf seinem Stuhl saß, die Wand anstarrte und angestrengt versuchte, nicht zu seinem Bruder zu blicken.
"Samuel Winchester?" Eine raue, männliche Stimme durchdrang die Stille.
Die Brüder drehten sich erschrocken um und sahen geradewegs in ein freundliches, älteres Gesicht.
"Guten Tag, ich bin Dr. Whitmore; und sie müssen John Winchester´s Jungs sein, nicht wahr?" Erwartungsvoll streckte er ihnen seine rechte Hand entgegen und Dean nahm sie als Erster an.
"Dean Winchester. Sie kannten unseren Vater?"
Der Doc lachte. "Aber klar kenn ich John. Netter Mann, wenn auch etwas schweigsam und schüchtern."
Sam prustete laut los. "Dad und schüchtern? Sind Sie sicher, dass Sie unseren Vater meinen?"
Dr. Whitmore zog eine Augenbraue nach oben und betrachtete den Jüngeren mit fragendem Blick, ehe er ihm ebenfalls die Hand reichte. "John Erhard Winchester. Ehemann von Mary Winchester, die umkam bei einem Hausbrand in Lawrence. Sie waren damals noch ein Baby und Ihr Bruder Dean hat Sie aus dem Haus getragen, während Ihr Vater fassungslos mit ansehen musste, wie Ihre Mutter in den Flammen verbrannte... Ja, ich denke, ich meine Ihren Vater."
Sam war erstaunt und streckte dem Arzt nun ebenfalls seine Hand entgegen. "Mein Dad war bei Ihnen? Also wissen Sie Bescheid über..."
"Dämonen. Vampire. Den gelbäugigen Dämon. Ja, ich bin im Bilde. Umsonst hat mich Ellen ja nicht weiter empfohlen, nicht wahr?"
Whitmore rückte mit dem Zeigefinger seine Lesebrille zurecht und setzte sich dann elegant auf seinen teuren Lederstuhl, während er die zwei Brüder ansah. "Nun, wir sind heute aber nicht hier, um über Ihren Vater - Gott habe ihn selig - zu sprechen. Wie kann ich Ihnen helfen, Sammy? Ich darf Sie doch Sammy nennen?"
"Eigentlich mag er das nicht", warf Dean ein, der sah, wie Sam’s Halsschlagader zu pulsieren begann. „Aber bei Ihnen macht er sicher gern eine Ausnahme."
Sam hätte seinen Bruder am liebsten am Kopf gepackt und hart gegen die Tischkante des massiven Schreibtisches geknallt, um ihm anschließend gewaltig in seine Weichteile zu treten; aber er besann sich eines Besseren und atmete tief ein.

"Mein Bruder gibt sich die Schuld an Bobby Singers Tod", begann Dean, um die Atmosphäre etwas aufzulockern; aber augenblicklich wurde er von Sam unterbrochen.
"Ich bin, Gott verdammt noch mal, Schuld an seinem Tod!"
"Mmmmhmmm." Der Doc nickte interessiert und setzte seine Brille ab. "Ich habe Kenntnis über Bobby und die Umstände seines Ablebens, ja", bestätigte er und nickte wieder, während er Sam mit festem Blick fixierte.
Ein Strahlen ging über das Gesicht des Jüngeren und seine Augen funkelten freudig. "Na bestens. Wenn Sie schon Bescheid wissen, muss ich es ja nicht mehr erzählen!"
Augenblicklich schob er seinen Stuhl nach hinten und stand auf. "War nett Sie kennen zu lernen. Auf Wiedersehen."
Noch ehe Dean oder Whitmore reagieren konnten, hatte Sam sich umgedreht und war durch die Tür verschwunden.
"SAM!"
"Lassen Sie ihn", warf Whitmore freundlich ein und bedachte Dean mit einem grüblerischen Blick. "Ich denke, Ihr Bruder braucht einfach Zeit."
"Zeit? Wie viel Zeit denn noch? Ich hab ihm damals Zeit gegeben und was ist passiert? Er ist zu nem verdammten Junkie verkommen und hat in ner Bruchbude gehaust - zusammen mit Viechern, die man sonst nur in der Kanalisation findet. Sam braucht keine Zeit. Was er braucht ist ne ordentliche Tracht Prügel und ein Seil, mit dem ich ihn an diesen verdammten Stuhl binden kann."
Whitmore lachte laut auf.
"Auch eine Möglichkeit, aber nicht effektiv. Wenn Sie ihrem Bruder helfen wollen, dann lassen Sie ihn. Er darf sich nicht bedrängt fühlen, sonst erreichen wir genau das Gegenteil."
Dean schnaubte verächtlich. "Er ist mein Bruder. Ich bin verantwortlich für ihn", fuhr er sein Gegenüber wütend an
"Das ist Ihnen auch hoch anzurechnen, Dean. Aber bitte vertrauen Sie mir. Ich gebe ihm maximal 2 Tage, dann kommt er freiwillig zu mir." Der Arzt zwinkerte dem Älteren kaum merklich zu und reichte ihm dann erneut die Hand - diesmal zur Verabschiedung.
"Sie sind der Doc", meinte Dean tonlos und verabschiedete sich ebenfalls.
Als Dean die Tür hinter sich geschlossen hatte, langte der Arzt zum Hörer, wählte die 1 und nahm den Hörer ab.
"Casey? Ich habe einen Auftrag für Dich."





- Weiter -