All Holloways Eve, Teil 1


 




Zerknittert und völlig übermüdet stieg Buffy aus ihrem gigantisch großen Himmelbett.
Am liebsten wäre sie liegen geblieben, doch morgen war Halloween und in wenigen Stunden würden ihre Freunde eintreffen.
Seit der Vernichtung des Höllenschlundes waren 10 Jahre vergangen und viele von ihnen hatte sie seit genauso langer Zeit nicht mehr gesehen.
Buffy lebte mittlerweile, mit ihrem Mann Kyle, in San Francisco, in einem großen, alten Haus, welches sie sehr liebte. Manchmal allerdings kam es ihr unheimlich vor, was wahrscheinlich an den Gerüchten lag, die um das Haus gemacht wurden - angeblich sollten hier früher 3 Hexen ihr Unwesen getrieben haben und ein versteckter Weg in eine Hölle sollte es auch geben... es war ja nicht so, dass Buffy zur ängstliche Sorte gehörte, aber mit Dämonen und so weiter hatte sie lange abgeschlossen und wollte nichts weiter, als ein normales Leben führen.
Aus diesem Grund hatte sie auch Willow zu sich beordert, die das Haus untersucht, allerdings keinerlei Auren dämonischer Herkunft gefunden hatte, was die Jägerin im Ruhestand ungemein beruhigte.
Heute war das Gefühl jedoch wieder besonders stark.
Buffy dachte an Giles’ weise Worte: dass Halloween Dämonenfrei sei, schüttelte die Gedanken von sich und begab sich Richtung Badezimmer.
"Heiße Dusche am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen!", trällerte sie fröhlich vor sich hin, bis sie feststellen musste, dass die Tür verriegelt war. Genervt verdrehte sie die Augen: "DAWN!"
"Einen Moment, Buffy... Gib mir 5 Minuten!"
Buffy seufzte: "Ja klar, 5 Minuten" und ging entnervt die lange Treppe nach unten, die sie direkt ins Wohnzimmer führte.
Dawn war bereits vor 4 Tagen aufgetaucht und die Freude war riesig gewesen.
Vor 9 Jahren war ihre kleine Schwester nach L.A gezogen und hatte, in Obhut ihres Dads, ein Psychologiestudium absolviert, das selbst Sigmund Freud erblassen ließe. Mittlerweile war sie angesehene Psychologin für hochkarätige Hollywoodstars wie Brad Pitt, Angelina Jolie und Michael Douglas.
Die nervige, kleine Dawnie war erwachsen geworden und seit Jahren liiert mit Connor - Angels Sohn. Die beiden hatten sich nach dem großen Kampf kennen gelernt, bei dem sowohl Angel als auch Spike ums Leben gekommen waren.

"Hi Schwägerin!" Connor strahlte sie an.
"Morg´n Connor. WAS um Gottes Willen ist das?"
Gespielt theatralisch sprang er in die Höhe: "Merry Christmas!"
Buffy war verwirrt. Klar, war sie gestern total übermüdet ins Bett gefallen, aber 2 Monate Schlaf?? Das konnte doch nicht... oder?
"Ist der nicht wunderschön?" Dawn kam strahlend die Treppe runter.
"Was soll das? Hab ich was verpasst?"
"Oh nein!" Dawn winkte ab "Ich wollte den unbedingt haben. Sieht doch hübsch aus, oder?"
Jetzt wurde Buffy fast hysterisch… "Dawn Summers! Es ist Halloween!"
"Halloween?" Dawn stampfte auf, wie ein kleines Kind und lachte dann "Alles Quatsch. Ich will Weihnachten!" 
Da kam auch schon Kyle gutgelaunt und voll bepackt mit Halloweenzeugs zur Tür rein. "Guten Morgen, ihr Lieben. D E K O. Hallo, Sweetie", zärtlich küsste er seine Frau, starrte dann kurz auf den Baum: "Nette Tanne!" und verschwand Richtung Küche.
"Okay", Buffy versuchte einen klaren Kopf zu bewahren und ruhig zu bleiben: "Connor: Schaff den Baum hier raus!
Dawn: Geh in die Küche, Kürbisse aushöhlen. Ich kümmere mich um die Deko!" Sowie sie es ausgesprochen hatte, wurde sie auch schon vom Klingeln der Tür aus der Bahn geworfen.

"Hi, Buff! Du denkst an die große Party in der Highschoolhalle?" Es war ihre Arbeitskollegin und Freundin Samantha O´Neill, Englischlehrerin an der San Francisco High, in der sie als Vertrauenslehrerin arbeitete.
"Oh Mist, die Party!"
"Buffy Anne Holloway, Du hast es doch nicht vergessen? Du weißt, wie wichtig das den Kids ist!" Samantha schaute sie strafend an.
"Sam, es tut mir leid, ich erwarte Besuch. Aber… Hey, meine Freunde sind bestimmt ganz verrückt danach, in der Highschool abzuhängen…." und als sie verstörte Blicke erntete, fügte sie rasch hinzu: "Jugenderinnerungen!"
"Oh. Ah! Denk dran: 20 Uhr und schmeiss Dich in ´nen scharfen Fummel. Tschüßi!"
Als Buffy die Tür schloss, redete sie zu sich selbst: "Scoobygang, Giles, Highschool... Sunnydale, ich komme!" Buffy hätte sich ohrfeigen können. Jetzt wäre sie für Weihnachten sehr dankbar gewesen.

Stunden später war die Behausung mit allerlei Gruseligem dekoriert: Plastikspinnen mit künstlichen Spinnenweben, fluoreszierende Skelette, Hexen, Geister, Mumien und jede Menge ausgehöhlter Kürbisse, so viele, dass Kyle schon die Befürchtung hatte, dass er die nächsten Wochen Kürbissuppe bis zum Erbrechen vorgesetzt bekommen würde.
Buffy stand im Jogginganzug und super dicken Socken am Herd und bereitete das Käsefondue vor, während Kyle mit seinem, bei Ebay ersteigerten, "Original" Michael Myers Kostüm erschien.
"Herzallerliebst, mein Schatz, und ich geh als Jamie Lee Curtis?"
"Nein, besser!" Kyle grinste in Vorfreude und zog ein scharfes Lederoutfit mit passenden Netzstrümpfen hervor: "Du, meine Liebe, gehst als Vampir!"
Buffy gluckste: "Fehlen nur noch die Fesseln aus Leder und Ketten und ich kann danach im P3 als Domina auftreten. Wer weiß, vielleicht lässt sich dadurch die Haushaltskasse aufbessern."
Ihrem Mann stand die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben, weshalb Buffy sofort einlenkte: "Hey, Vampir sein... super. Wollte ich schon immer mal. Tolles Kostüm, Schatz!" und nachdem Kyle aufgemuntert verschwand, dachte sie kurz an Spike, wie sehr ihn das wohl angetörnt hätte, wäre sie so zu Sunnydale-Zeiten aufgetreten: Die Jägerin als seines gleichen... oder Angel?
"Du denkst an Dad?"
Buffy erschrak: "Nein, ich... Woher weißt Du? Ja, ich vermisse ihn!" und widmete sich wieder ihrem Fondue, bis sie durch lautes Glockengeläut aufgeschreckt wurde.
"Ich geh schon", es war Dawn, die ganz darauf erpicht war, ihre Freunde als erstes zu begrüßen.

"Hi, Nervensäge… Wow, siehst Du heiß aus!" Faith, die in ihrem Meerjungfrauenkostüm neben ihrem Ehemann Robin stand, der wie ein Seemann für Arme aussah, war sichtlich erstaunt über Buffys kleine Schwester.
"Was stellst Du dar in dem engen weißen Hosenanzug?"
"Bonnie!", grinste Dawn:" Clyde ist in der Küche bei Buffy und hilft ihr bei den Vorbereitungen... GILES!"
Hinter ihr brach jemand in schallendes Gelächter aus.
"Glaub mir, meine Reaktion war dieselbe", es war Willow, die sich an dem verdutzten Giles vorbei drängelte. Stürmisch umarmte sie ihre beste Freundin und ließ sich von ihr bestaunen, über ihr so gar nicht Willow-typisches Outfit.
"Du bist?", fragte Buffy.
"Madonna. 80er Jahre!"
"Madonna? Ich dachte meine Freundin Willow Rosenberg kommt mich besuchen", erwiderte Buffy flapsig.
"Oh nein. Du irrst. Deine Freundin Willow, ja, Rosenberg: Nein!" Stolz reckte sie ihr ihre Hand entgegen und ließ den Diamanten, der in ihren Ehering eingefasst war, aufblitzen.
"Darf ich vorstellen? Harris. Willow Harris, meine bezaubernde Frau!" Xander stellte sich neben Willow und zog sie an den Hüften zu sich.
"Deine Frau? Ihr seid verheiratet?"
"Seit 3 Jahren ein Paar, seit 2 Monaten verheiratet" und während Buffy Willows Worten, mit offenem Mund lauschte, beendete Xander die Schilderung mit: "Lange Story. Irre verworren!"
"Ookay." Das musste erstmal verdaut werden

"Harry Potter und Albus Dumbledore. Wie cool!" Connor war sichtlich begeistert, während Buffy weiter sprachlos umher starrte: "Potter? Dumbledore?"
"Siehst Du nicht die süße kleine Blitznarbe auf der Stirn? Die kleine runde Brille, die seine wundervollen, braunen Augen betont und die struppeligen Haare? Ich liebe Xanders Haare..."
"Schon gut, Willow! Wir haben im Auto mitbekommen, wie sehr Du Deinen Mann liebst." Faith lehnte lässig an der Wand und nickte gen Giles: "Alter, belesener Schulleiter! Wie passend! Na ja, Bibliothekar wär noch cooler gewesen, aber der Rest..."
"Schon gut, Faith. Ich hab es verstanden. Ihr findet mich lächerlich!"
"Nein, Giles, klasse Kostüm!" Dawn, die von Stunde Null an großer Fan der Buchreihe von Joanne K. Rowling gewesen war, hatte sichtlich Freude an dem ganzen Szenario: "Auf nach Hogwarts!"
Xander nahm die Brille ab, legte seinen, für ihn, coolsten Blick auf und versuchte sich in bester Bruce Willis Manier: "Yippieyayee, Schweinebacke!"
 



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