A Dark Angel in a World of Supernatural Heroes, Teil 4


 




"Sam?" Selbiger öffnete erschrocken seine Augen.
Max saß neben ihm und schüttelte ihn.
"Was? Was ist los? Sind wir schon da?" Verwirrt sah er sich um und erkannte, dass der Bus zum Stehen gekommen war.
"Du hast fürchterlich geschrieen!"
Sam dachte kurz nach, dann erinnerte er sich daran, dass er eine Vision gehabt hatte. Was schon lang nicht mehr der Fall gewesen war, dafür war die hier auch am intensivsten.
Bedrückt sah er Max an. "Diese Leute, die euch suchen… was haben die mit euch vor?"
"Nun ja, ich denke sie wollen uns eliminieren. Im besten Fall umprogrammieren. Auf jeden Fall nichts Angenehmes. Wehalb fragst Du?"
Sam nickte. "Ersteres… schätze ich. Wir müssen Dean finden und zwar schnell! Denn wenn wir uns nicht beeilen, spielt es bei Gott keine Rolle mehr, ob er nun Dein Bruder ist oder meiner!"

Max und Logan begaben sich in das kleine Restaurant, an der Ecke, während Sam sich damit entschuldigte, er müsse mal austreten.
Die Wahrheit jedoch war, dass er sich elend fühlte.
Er hatte in der Vision miterlebt, wie sein Bruder auf übelste Weise gefoltert und anschließend grausam getötet worden war. Sam’s Magen drehte sich und er übergab sich ins Waschbecken.
Angewidert drehte er den Wasserhahn auf und nachdem sein Erbrochenes den Abfluss hinunter gespült worden war, beugte er sich vornüber und spülte seinen Mund kräftig aus.
Sam besah sich im Spiegel und nun konnte er nicht mehr gegen seinen Impuls ankämpfen: seine Tränen suchten sich erbarmungslos und ungehemmt ihren Weg.
Dean, wenn er da wäre, hätte ihn als Mädchen beschimpft - aber selbst das wäre ihm, in diesem Moment, noch lieber gewesen, als alles andere. Er hoffte sogar darauf, seine Stimme zu hören, die ihn verspottete, aber in dem Waschraum blieb es still.
Das einzige Geräusch, das in dem gekachelten Raum widerhallte, war das Wimmern, welches von ihm selbst kam.

"Entschuldigen Sie, Mister. Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?" Eine zarte Mädchenstimme drang zu Sam durch.
Beschämt hob er seinen Kopf und starrte das blonde Mädchen im Cheerleader Kostüm an. "Ich glaub Du hast Dich in der Tür vertan!"
Die Cheerleaderin sah ihn irritiert an. "Wie? Ach so... Normalerweise häng ich auch nicht in Männertoiletten ab, aber ich hab Dich gehört und dachte..."
"Schon gut...", wandte Sam ein und stand auf.
"Mir geht’s gut. Es ist nur... mein Bruder; er ist weg und ich hab die Befürchtung, ihm passiert gerade etwas Furchtbares!"
Das Mädchen grinste gehässig. "Wir können gern tauschen. Ich hätte nichts dagegen wenn mein Bruder…" Erschrocken sah sie zu Sam auf, der sie gut 2 Köpfe überragte. "Tut mir leid - blöder Spruch, zum falschen Zeitpunkt."
Nun lächelte auch Sam zaghaft. "Kein Problem, ich kenn das Gefühl!"
Die Blonde lachte und streckte ihm dann freundlich ihre Hand entgegen. "Wie unhöflich von mir. Ich habe mich gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Claire. Claire Bennett!"
"Hi, Claire." Sam nahm ihre Hand an und schüttelte sie kurz. "Ich bin Sam Winchester. Sag mal, wohnst Du hier in dieser Stadt?"
"Seit meiner Geburt. Wieso fragst Du? Also, wenn das ne Anmache sein soll - daran musst Du noch feilen!"
Sam grinste. "Nein. Aber danke, für den Tipp. Ich frag nur, weil Du mir eventuell helfen kannst."
"Nur zu…"
"Kannst Du mir sagen, wie ich zu Primatech Paper komme!"
Claire schaute ihn nun zweifelnd an, da sie den Zusammenhang nicht kapierte. "Ja klar, aber wie soll Dir das weiterhelfen, Deinen Bruder zu finden?"
"Ist ne lange Story", wiegelte der jüngere Winchester ab und sah Claire auffordernd an.
"Oh, klar." Die Blonde verdrehte die Augen. "Ich kann Dich hinbringen; mein Dad arbeitet dort."

"Da wären wir!" Claire stieg aus dem Leihwagen, den Logan gemietet hatte, und zeigte einladend auf das große Gebäude vor ihnen.
"Kannst Du uns zu Deinem Dad bringen?", fragte Sam und Claire stimmte sofort zu. Sie hatte ihren Vater die letzten Tage eh kaum zu Gesicht bekommen und freute sich auf das Wiedersehen.
Kurz darauf betraten die 4 eine riesige Halle. Überall lag Papier herum und die großen Maschinen surrten und klackten.
Ein großer Mann stand, mit Rücken zu ihnen gewandt, dort und unterhielt sich im Flüsterton mit einem anderen, als die Truppe dazu kam.
"Hey, Dad!" Der Mann drehte sich ruckartig um und blickte der Cheerleaderin, die sich in seiner Brille widerspiegelte, überrascht in die Augen. "He, Kleines, was machst Du denn hier?"
Freudig umarmte er seine Tochter und wandte dann seinen Blick auf die restlichen Drei, die hinter ihr standen. "Ich sehe, Du hast jemand mitgebracht."
Claire löste sich und sah sich kurz um. "Ja, sie wollten mit Dir sprechen… denk ich."
Sam trat nach vorne und reichte Mr. „Hornbrille“ seine Hand. Er war ihm nicht ganz geheuer, denn er strahlte eine sonderbare Aura ab, genau wie Claire - nur bei ihr war es irgendwie anders.
"Mr. Bennett, nehm ich an? Hallo. Ich bin Sam Winchester. Ich und meine Freunde würden gern mit Ihnen sprechen."
Doch noch ehe Sam weiter sprechen konnte, stand auch schon Max neben ihm und ergriff das Wort. "Mr. Bennett, erinnern Sie sich an mich? Candy. Sie haben mir das Leben gerettet!"
Bennett’s Blick verfinsterte sich und ganz plötzlich schien er es eilig zu haben. "Kommt mit in mein Büro." Dann drehte er sich noch einmal zu seiner Tochter um. "Gibt’s noch was Wichtiges, Schatz?"
Claire winkte ab. "Nein, ich hab nur die Gelegenheit genutzt, Dich mal kurz zu sehen."
Ihr Vater kam auf sie zu und sah sie ernst an. "Ich verspreche Dir, dass ich bald wieder mehr Zeit für Dich haben werde. Sag Deiner Mom ich liebe sie!"
 Claire grinste ihn an und ging dann ganz langsam aus dem Gebäude. An der Tür sah sie sich noch mal um, holte dann ihr Handy aus der Tasche und wählte, noch während dem Rausgehen, eine Nummer...

"Wie kann ich euch helfen?", fragte Bennett betont freundlich, als sie sein Büro betreten hatten und er seinen Gästen andeutete, sich zu setzen.

Max ergriff das Wort. "Ich bin zu Ihnen gekommen, denn mein Bruder... Sam’s Bruder, er ist verschwunden!"

Noah Bennett legte die Stirn in Falten und sah sie fragend an. "Und was hat das mit mir zu tun?"

"Sie haben mich doch damals gefunden. Ich dachte... also, wissen Sie... ich hatte doch mein Gedächtnis verloren und nun hab ich raus gefunden, dass es meinem Bruder genauso erging wie mir. Wir haben wieder zueinander gefunden und unser Gedächtnis wiedererlangt. Ich dachte..."

Bennett sah nun verdammt angespannt aus, was Sam in keinster Weise entging. Aufmerksam musterte er fortan den vermeintlich liebevollen Familienvater und versuchte seine Gestik und Mimik zu analysieren.

"Da kann ich Ihnen nicht weiterhelfen, Candy. Ich hab Sie gefunden und Sie hierher gebracht, aber da hatten Sie Ihr Gedächtnis bereits verloren", hörte Sam Bennett noch sagen, bevor er sie mehr oder weniger drängte, das Gebäude zu verlassen, da er in 5 Minuten noch einen wichtigen Termin habe.

Verstört verließ die Gruppe den Raum und machte sich auf den Weg zum Ausgang, als Bennett hektisch zum Telefon rannte und eine Taste drückte. "Ich brauch den Haitianer - sofort!"


"Wenn ihr mich fragt, hat der Kerl was zu verheimlichen!", platzte Sam heraus, nachdem sie die letzten Minuten schweigend, auf der Suche nach einem Motel, verbracht hatten.

Doch jetzt, nachdem sie eingecheckt hatten und das Zimmer betraten, konnte er nicht mehr an sich halten.

"Aber was will der schon ausrichten? Du hast doch gesehen: er leitet eine Papierfabrik!"

"Ihr glaubt auch noch an den Weihnachtsmann, oder?" Sam funkelte Max zornig an. "Ich hab schon zuviel in meinem Leben gesehen, als an den ‚netten Mann von nebenan’ zu glauben, der keine Ahnung davon hat, was mit Dir oder Alec passiert ist!" Sam stoppte sich selbst. Was hatte er da eben gesagt?

Sein Magen krampfte zusammen. So weit war es also schon gekommen; er leugnete seinen eigenen Bruder! Hastig drehte er den beiden den Rücken zu. "Ich denke, dieser Bennett weiß mehr als er preisgeben will und ich werde das raus finden, ob ihr mir dabei helft oder nicht!"

Logan ging einen Schritt auf ihn zu und wollte schon etwas erwidern, als es plötzlich an der Tür klopfte.

Die drei sahen sich erschrocken an, bevor Sam aus seiner Starre erwachte und zur Tür ging. "Wer ist da?", rief er durch die verschlossene Tür.

"Sam, bist Du es? Ich bin’s, Claire!"

Keine Sekunde später strahlte ihm die blonde Cheerleaderin entgegen. "Ich glaub ich kann euch helfen..." Sie blickte nach hinten und deutete jemandem, der sich im Hintergrund hielt, an herzukommen.

Eine große, dunkle Gestalt näherte sich dem Zimmer und kam hinter der Blonden zum Stehen. "Wir können euch helfen!"


Max starrte den Fremden mit großen Augen an. "Sie sind das?"

Die beiden traten ein und Sam schloss die Türe hinter ihnen. "Er ist wer?"

"Der Mann, der mit Bennett in diesem Zimmer war."

Der Dunkelhäutige sah beschämt zu Boden. "Ihr seid nicht sicher. Sie suchen euch."

Logan trat nun wieder nach vorne. "Wer sucht uns?"

Der Haitianer sah sie mitleidig an. "Bennett ist ein guter Mann. Er folgt nur seinen Befehlen. Ihr müsst hier weg!"

"Und wieso sollten wir?" Sam stellte sich mutig vor ihm auf und blickte ihn unnachgiebig an.

"Weil ich euch die Erinnerung nehmen und ausliefern soll!"


Max, Logan und Sam stand der Mund offen vor Erstaunen.

Claire war zwar auch entsetzt über das Gehörte, aber es erstaunte sie nicht wirklich. Zuviel war in den vergangenen Monaten passiert und dass ihr Vater ein dunkles Geheimnis wahrte, war ihr spätestens an dem Tag bewusst geworden, als der Haitianer bei ihr aufgetaucht war, um ihr das Gedächtnis zu löschen.

"Dann warst Du derjenige, der mir das angetan hat?" Max war wütend, sie ging in Kampfstellung und drohte mit ihrem Blick.

"Sie haben Dich und Deinen Bruder gesucht. Haben ein hohes Kopfgeld versprochen, was der Firma zum damaligen Zeitpunkt sehr gelegen kam... Bennett hat es aber nicht zu Ende gebracht."

"Er hat es nicht zu Ende gebracht?", wiederholte Max nun schreiend. "Er hat mir meine Erinnerungen genommen!"

Der Haitianer senkte erneut den Kopf. "Aber er hat Dich nicht ausgeliefert. Er ließ Dich gehen. Alec ist geflohen und es gab sehr viel Ärger. Die Firma musste komplett neu aufgebaut werden."

Nun mischte sich Sam ein. "Oh, und das soll uns jetzt vor Mitleid zerfließen lassen, oder wie? Ihr könnt doch nicht wahllos irgendwelchen Menschen das Gedächtnis nehmen!"

Claire stand vom Bett auf und schaute Sam an. "Er tut es nicht bei ‚Irgendwelchen’!" Sie streckte ihre Hand aus, nahm mit der anderen ihren Zeigefinger und brachte ihn mit einem kräftigen Ruck zum Brechen.

"Bin ich nur von Irren umgeben?", schrie Sam in Panik und starrte auf Claire und ihren Finger, als er plötzlich stutzte und etwas näher trat.

"Was tust Du da?"

Claire lächelte ihn sanft an. "Mich selber heilen. Das ist es, woran mein Dad arbeitet: Leute wie mich ausfindig machen und ihnen das Gedächtnis nehmen."

Max konnte nicht glauben, was sie da sah und hörte. "Es gibt noch mehr, die das können?!"

"Nicht genau so. Mein Vater - also mein richtiger Vater - der kann fliegen." Stolz nickte sie der Blonden ihr gegenüber zu.

"Wieso hat er es dann auf Max und Alec abgesehen? Habt ihr eine Ahnung wo er sich befindet?"

Claire erwiderte. "Weil diese Männer erneut zu ihm gekommen sind. Keine Ahnung weshalb, aber mein Vater hat wohl die wahnwitzige Vorstellung, etwas wieder gut machen zu wollen!"

Nun mischte sich auch wieder der Haitianer ein. "Wenn Du mir zeigst, wie Dein Bruder aussieht, kann ich Dir helfen. Vielleicht. Ich weiß, wir haben 3 Männer in Isolation..."

"Wie sehen sie aus?", fragte nun Sam.

"Einer davon ist es nicht; er ist wie sie", und er deutete dabei auf Claire. "Nur, dass der gefährlich ist. Sein Name is Sylar. Der andere, er sieht aus wie ein Löwe..."

"Joshua!" Max wirkte nun beunruhigt.

"Und weiter! Wer noch?" Sam ging erneut drohend auf den Mann zu. "Sag mir, wie der andere aussieht!"

"Er hat braune Haare, hat keine Fähigkeit wie Claire, aber er ist sehr stark und mutig. Lässt sich nicht klein machen, egal was wir ihm antun. Grüne Augen und ne große Klappe."

 "Das ist Dean! Bring uns zu ihm!" 


Die letzten 6 Stunden waren Sam wie eine kleine Ewigkeit vorgekommen. Er hatte Logan eine seiner Kreditkarten gegeben, damit dieser Tarnkleidung holen konnte.

Die drei waren nun ganz in schwarz gekleidet, als Claire mit noch einer Überraschung aufwartete.

"Ich hab da was für euch, was das Ganze erleichtern dürfte", freudig streckte sie ihren Arm nach oben.

Max, Logan und Sam folgten dem und waren erstaunt, als, wie aus dem Nichts, ein junger Mann auftauchte und nur Zehntelsekunden später neben ihnen landete.

"Das ist Peter, mein Onkel. Er kann euch schneller in die Firma bringen, als wenn ihr mit dem Auto fahren würdet."

Sam war beeindruckt. "Wieso kriegt der die guten Freak-Fähigkeiten und ich nur die Visionen?"

"Du hast Visionen?" Auch Peter schien beeindruckt.

"Glaub mir, das ist keineswegs so spaßig wie es sich anhört."

Peter nickte verstehend und begann nun von dem Plan zu erzählen, den er und Claire vor einigen Stunden entwickelt hatten.


Eine halbe Stunde später fanden sich alle auf dem Dach wieder.

"Ihr geht rein und holt Joshua und euren Bruder. Ich bring sie umgehend zum Motel und hol dann euch. Am Bahnhof wartet dann die Limousine meines Bruders, die euch sicher aus der Stadt bringen wird. Danach seid ihr auf euch allein gestellt."

Logan und Max nickten dem jungen Petrelli zu und machten sich sogleich auf den Weg. Claire telefonierte mit Sam, der im Motel wartete und nervös auf und ab lief.

"Es wird alles gut werden, Sammy. Der Haitianer wird dafür sorgen, dass deinem Bruder nichts passiert", redete sie ihm aufmunternd ein und verabschiedete sich dann.

"Soll ich Dich nach Hause bringen", fragte Peter, an sie gewandt.

Claire seufzte. "Wäre wohl besser. Mein Vater läuft Amok, wenn er merkt, dass ich nicht zu hause bin."

Peter packte Claire nun vorsichtig an der Taille und die nickte den beiden anderen zu. "Viel Glück!"

 Max nickte ihr zu und dann verschwanden die zwei in Windeseile, bevor die drei Verbleibenden sich auf den Weg machten. 

 



- Weiter -