A Dark Angel in a World of Supernatural Heroes, Teil 5

 




Die, steril wirkenden, Flure der Firma streckten sich ins Unendliche.
Zielgerichtet lief der Haitianer voran und blieb dann abrupt vor einer Tür stehen. Vorsichtig kramte er einen Schlüsselbund aus seiner Hosentasche und schloss die Tür auf.
Max gesellte sich neben ihn und blickte hinein.
Dort saß Joshua auf dem Bett und hielt seinen Kopf, in seinen Händen, gestützt. "Joshua!"
Der hob erschrocken den Kopf und sah sich panisch um. "Max? Bist Du es?"
Als er seine Schwester erkannte, sprang er auf und umarmte sie überschwänglich. "Ich bin froh, Dich wieder zu sehen - es ist so lange her!"
Max schloss glücklich die Augen und drückte ihn fest an sich. "Wir müssen hier raus. Die Leute von Manticore haben uns gefunden. Logan bringt uns in Sicherheit!""
"Logan."
Der blickte kurz in das Zimmer und winkte dem Transgeno zu. Max nahm nun Joshuas Hand und nickte den beiden anderen zu, ehe sie mit ihm verschwand und Richtung Dach zurücklief.
Ein Stockwerk darunter und etliche Zimmer weiter, kam der Haitianer, der nun mit Logan allein unterwegs war, erneut zum stehen.
„Eyes Only“ lief sofort in den Raum, um Dean da raus zu holen. Doch der weigerte sich.
"Was ist los mit Dir? Komm, wir müssen verschwinden!"
Dean hob den Kopf und Logan konnte, trotz des schwachen Lichts sehen, dass seine Augen vom weinen verquollen und rot waren.
Bestürzt kniete er sich neben ihn. "Du musst mitkommen; Dein Bruder wartet auf Dich!"
"Bruder?" Dean lachte sarkastisch auf. "Ich hab doch gar keinen Bruder und ‚Dean’ bin ich auch nicht! Ich bin gar nichts! Ein künstlich hergestelltes Produkt, mit falscher Erinnerung. Alles, was ich weiß, ist eine Lüge. Wer weiß, vielleicht bin ich ja nicht mal wirklich hier..." Dean redete und redete.
Diese Art und Weise kannte Logan von Alec gar nicht und er war sich sicher, dass auch Sam ihn so nicht wieder erkennen würde. Was ihn schlussfolgern ließ, dass in den letzten Tagen etwas noch viel Schlimmeres mit ihm passiert sein muss, als dass er nur die Erinnerungen an sein wahres Ich zurückerlangt hatte.
Der Mann, der vor ihm auf dem Boden kauerte, suhlte sich geradezu in seinem Selbstmitleid und Logan wusste nicht, ob er ihn bedauern oder ihn eine reinhauen sollte. Er entschied sich jedoch für Letzteres.
Dean blickte den Cyberjournalisten entgeistert an, nachdem er registriert hatte, dass das eben seine Faust gewesen war, die in seinem Gesicht gelandet und sein Jochbein getroffen hatte.
"Bist Du verrückt? Für was hältst Du Arschloch Dich eigentlich?", schrie ihn der Dunkelhaarige an.
Logan grinste, stand auf und reichte ihm die Hand. "Ich sehe, Du bist wieder der Alte. Komm mit, wir müssen verschwinden!"
Dean reichte ihm, wenn auch widerwillig und mit düsterem Blick, die Hand und schwor, dass er dem Anderen das noch zurückzahlen würde, sobald sie hier raus waren - als plötzlich...

"Ihr zwei geht nirgendwo hin!" Bennett stand in der Tür und funkelte den Haitianer böse an.
Dann wandte er sich an Dean und Logan. "Habt ihr euch ja nett ausgedacht, aber in einer Sekunde werdet ihr froh sein, wenn ihr überhaupt noch einen klaren Gedanken fassen könnt!"
Nochmals wandte er sich dem Dunkelhäutigen zu und gab ihm mit einem Kopfnicken zu verstehen, dass er ihnen das Gedächtnis löschen solle.
Der trat widerwillig einen Schritt nach vorne und nickte ebenfalls.
Bennett grinste wissend. Siegessicher sah er die beiden an, als er von der Seite gepackt und ihm eine dunkle Hand auf die Stirn gepresst wurde.
"Verschwindet", schrie der Haitianer nun Logan und Dean an.
"Wir können Dich nicht zurücklassen." Dean hatte nicht vor zu gehen.
"Verschwindet oder ich werd euch das gesamte Gehirn leer machen. Los jetzt!"
Nun ließ er sich nicht mehr zweimal bitten und folgte Logan eiligen Schrittes aufs Dach.
Peter erwartete sie bereits. "Haltet euch gut an mir fest", befahl er den beiden und flog, keine zwei Sekunden später, mit ihnen davon.

"Dean!" Sam spürte, wie sein Herz vor Freude hüpfte, als er seinen großen Bruder erblickte. Doch er traute sich nicht, ihm entgegen zu laufen. Er hatte zu große Angst, vor dessen Reaktion.
Der ältere Winchester nahm ihm die Entscheidung ab und fiel ihm in die Arme.
Er drückte ihn an sich und musste zu seinem Erstaunen feststellen, dass es verdammt gut tat, seine Nähe zu spüren und diesen typischen Sammy-Duft zu riechen.
Beschämt drückte er ihn nun von sich weg. "Schwuchtel", sagte er und gab sich ganz schnell betont lässig.
Sam grinste, wurde jedoch augenblicklich ernst, als er Peters ungeduldigen Ausdruck in dessen Augen sah.
"Ihr müsst weiter. Euch bleibt nicht mehr viel Zeit und ich wette Nathan wartet schon genervt auf euch!"
Sam nickte verstehend und wandte sich nun erneut Dean zu. "Zeit, Lebewohl zu sagen!"
"Du kommst nicht mit?"
"Was soll ich dabei? Ihr müsst in Sicherheit gebracht werden. Logan hat vor, euch wieder in eure Welt zu holen - soll ich da etwa euch Super-Helden im Wege stehen, wie ein… Aussätziger? Nein. Ich bleibe hier und werde Dads Arbeit fortführen."
Dean starrte ihn an. "Du denkst doch nicht ernsthaft, dass ich Dich Mädchen allein lasse, oder? Du flennst ja schon, wenn Du in der Nacht allein unterwegs bist und einen Ast knacken hörst!"
Sam funkelte ihn böse, aber auch belustigt an.
"Das kannst Du nicht tun, Alec. Du gehörst zu uns. Hier bist Du nicht sicher!"
Dean drehte sich fest entschlossen um. "Und wo wart ihr die letzten Jahre? Ja, ich bin Alec, aber vorrangig bin ich Dean Winchester - ältester Sohn von John Erhard und Mary Winchester. Ich hab einen kleinen Bruder, der mich braucht und ich hab beim Grab meiner Mutter geschworen, dass ich auf ihn aufpassen werde, egal was passiert. So leicht wird der Kleine mich nicht los!"
Er grinste nun zu Sam. "Ich weiß zwar nicht, wie ich klarkommen soll mit all dem Wissen, dass mein Gehirn zu zerfressen droht, aber ich bleibe."
"Ich kann Dir helfen zu vergessen…" Der Haitianer stand hinter ihnen und sah Dean ernst an.

Die Verabschiedung war knapp, aber herzlich ausgefallen. Logan, Max und Joshua waren zum Bahnhof gebracht worden, wo Nathan Petrelli sie, wie versprochen, aus der Stadt hatte bringen lassen.
Der Haitianer hatte ein kurzes Gespräch mit Dean geführt und hatte ihm dann die Hand auf seine Stirn gepresst, wobei dieser unter Schreien zusammengebrochen war.
Danach hatte er Sam eine silberne Dose gegeben und ihn gewarnt, stets die Augen offen zu halten. Und sollte er merken, dass Dean auch nur einen Anflug von Erinnerungen überkam, sollte er diese Dose öffnen und Dean eine Pille daraus geben.
"Sollten sie knapp werden…" der Haitianer reichte nun Sam noch eine kleine Visitenkarte und verabschiedete sich.
Peter hatte sich schließlich Sam und Dean geschnappt und hatte sie zurückgeflogen, in ihr Motel in der Stadt, wo alles begonnen hatte. Dann war er zu Candys Appartement geflogen - nach einer Wegbeschreibung Sam´s - und hatte den Impala geholt.
Sam hoffte in dieser Zeit inständig darauf, dass sein Bruder nicht zur Besinnung kommen würde, denn es würde seinen sicheren Tod bedeuten, falls er mit ansehen musste, wie ein Fremder in seinem Baby vorfuhr.
Sam verabschiedete sich von Peter, nachdem er ihm gedankt hatte und der überreichte ihm eine kleine silberne Kette. "Die soll ich Dir von Claire geben. Sie sagt, die habe ihr jahrelang Glück gebracht, seit sie ein kleines Mädchen war."
Der jüngere Winchester nahm die Kette mit dem Helix Anhänger an sich und Peter flog davon.

EPILOG
"Oouch!" Dean wachte mit einem riesen Brummschädel auf und sank sofort zurück aufs Bett.
Sam hatte damit gerechnet und reichte ihm eine Tablette, während er in der anderen Hand ein Glas Wasser hielt.
"Ich fühl mich wie leer gesaugt. Kann mich nicht an letzte Nacht erinnern", stammelte der Ältere und schluckte das Aspirin trocken hinunter.
"Kein Wunder, bei der Menge an Alkohol", frotzelte Sam und grinste ihn breit an.
Dean sah ihn verwundert an.
"Erinnerst Du Dich an gar nichts mehr?", wollte Sam scheinheilig wissen. "Du hast mich angeschrieen und bist mit dem Impala davon gerauscht. Irgendwann mitten in der Nacht kamst Du total blau zurück und bist wie ne Wasserleiche umgekippt!"
"Bin ich das?"
Sam nickte heftig.
"Tut mir leid, Mann. Ich erinnere mich an rein gar nichts mehr. Nur noch, dass Du versucht hast..."
"Dass ich Dir gesagt habe, wir sollten erstmal Nachforschungen anstellen, bevor wir uns auf den vermeintlichen Dämon stürzen…"
Dean nickte. "Ja, so in etwa... und hast Du was raus gefunden?"
Sam war heilfroh, dass der Haitianer Deans Erinnerung bis zu diesem Abend gelöscht hatte. Und dass er die Zeit, die sie gebraucht hatten, um nach Odessa zu fahren, damit verbracht hatte, um weitere Recherchen anzustellen.
"Mehrere mysteriöse Vorkommnisse rund um Utah. Meiner Meinung nach ein Hirngespinst, aber wenn Du so scharf drauf bist..."
"Seit wann bist Du der Skeptiker?", fragte Dean und zog eine Augenbraue nach oben.
"Seit ich 24/7 mit Dir abhänge. Los, lass uns fahren!“
Dean packte wortlos seine Autoschlüssel und folgte seinem Bruder.
Gelassen setzte er sich auf den Beifahrersitz, während Dean einstieg und den Zündschlüssel drehte.

Sie waren bereits mehrere Stunden unterwegs, als Sam auf etwas Hartes in seiner Jackentasche stieß.
Vorsichtig fischte er die Kette und die kleine Dose heraus und betrachtete es; warf einen vorsichtigen Seitenblick auf Dean, grinste und stecke beides wieder ein.
"Warum so geheimnisvoll, kleiner Bruder?"
 Doch Sam grinste ihn nur an. "Ich hatte auch einen ereignisreichen Abend…

 

 

 

- Ende -