Save Dean, Teil 5


 





Angel lief nervös auf und ab. Seit einer Viertelstunde versuchte er nun schon Giles zu erreichen, doch stets ging nur der Anrufbeantworter dran.
Er wollte gerade resigniert auflegen, als es am Ende der anderen Leitung klickte.
„Giles? Hier ist Angel.“ Alle Anwesenden blickten den Vampir mit Spannung an.
„Ähmm…“ Angel wusste nicht so recht wie er fortfahren sollte, da sein Gesprächspartner sehr unterkühlt klang - also beschloss er gleich auf den Punkt zu kommen: „Ist Willow zu sprechen... Was? Andere Sphären? Dann holen Sie sie dort raus… Bitte, es ist wichtig!“
Daraufhin folgte von ihm ein langes Schweigen, während deutlich zu hören war, dass Buffy´s ehemaliger Wächter am anderen Ende, erregt auf Angel einredete.
„Ich verstehe, dass Sie aufgebracht sind, aber hören Sie…“, unterbrach ihn Angel schließlich. „Es geht nicht um mich, sondern um 2 meiner Klienten... Nein! Sie sind weder böse noch Dämonen. Sam und Dean Winchester…“
Ein erneutes Klicken unterbrach Angels Schilderung, gefolgt von einem andauernden Besetztzeichen.
„Giles?... Giles?!“ Wütend knallte Angel das Handy auf den Tisch.
„Auf Willow können wir nicht zählen. Giles weigert sich, sie ans Telefon zu holen, da wir nun für W&H arbeiten!“ Entschuldigend blickte er zu Sam: “Tut mir leid, Kleiner!“
„Eine Möglichkeit gäbe es da noch“, warf Groo ein.
Sam blickte ihn verwundert und mit Hoffnung in den Augen an. “Warum hast Du das nicht früher erwähnt?“
„Weil ich mir nicht ganz sicher bin, ob es funktioniert. Aber wenn Du bereit bist einige Gefahren auf Dich zu nehmen…“
Sam stand entschlossen auf: „Alles was nötig ist. Er ist schließlich mein Bruder!“
Groo blickte zu den zwei Vampiren: “Angel, Spike - ich bräuchte euch dabei. Angel, könntest Du eine der Fliegenden Maschinen organisieren?“
„Ein Flugzeug? Klar! Aber muss der…“, er deutete auf Spike, „... wirklich mit?“
Groo lächelte verständnisvoll. “Wäre von Vorteil, ja.“
„Und wo soll´s hingehen“, fragte nun der Platinblonde.
Groo blickte ernst: “Wir fliegen zum Tiefenborn!“

Kurze Zeit später saßen Groo, Angel, Spike und Sam zusammen in einem Kanzleieigenem Flugzeug. Angel hatte angegeben, dass es ein geschäftlicher Notfall wäre, denn selbst als Chef von Wolfram & Hart unterlag er den strengen Augen der Seniorpartner.
Groo hatte ihnen erklärt, dass er sie zwar zum Tiefenborn bringen könne, aber da dieser streng bewacht war, und obwohl er ja nun dessen Wächter war, ging es nicht ohne kämpfen.
„Eine Bitte. Wenn wir da sind, keine Fragen an Drogyn!“
„Warum denn nicht?“, fragte Spike.
„Er hasst es, wenn jemand ihm Fragen stellt“
„Und weshalb?“
Angel verdrehte genervt die Augen: “Ich hab doch gesagt, den brauchen wir nicht dabei. Der stellt jetzt schon die ganze Zeit dumme Fragen, wie soll er dann bei Drogyn lang genug die Klappe halten?“
„Na, Du holst soeben auf!“ grinste Sam verschmitzt.
Angel war genervt - wäre er doch heute Morgen im Bett geblieben und hätte krank gemacht, dann wären ihm diese zwei Nervsäcke erspart geblieben!
Groo lenkte ein. “Um auf deine Frage zurück zu kommen: Drogyn hasst Fragen, weil er nicht lügen kann. Fatal für einen Wächter.“ Auf niedliche Art und Weise verdrehte er dabei seine Augen.
Spike wollte schon wieder zur nächsten Frage ansetzen, als Sam eilig aufsprang, ihm den Mund zu hielt und mit dem Kopf schüttelte.
Es widerstrebte ihm zwar, aber um des lieben Friedens Willen, hielt der Blonde für den Rest des Fluges seine Klappe und kippte einen Drink nach dem nächsten. DAS behagte Angel genauso wenig, aber es war immer noch besser als immer und immer wieder Spikes nervende Stimme und die idiotischen Fragen zu hören.
Zwei Stunden später landete das Flugzeug in einer kleinen Ortschaft, die völlig verlassen schien.
Die Insassen stiegen aus und betrachteten beeindruckt das Gelände.
Hier sah es aus wie in einem alten Gruselstreifen und um die Atmosphäre noch perfekt zu machen, schien der Vollmond in seiner ganzen Pracht über das Land.
„Vorsicht!“
Groo sah den Angreifer als Erster und warnte seine Freunde. Sam duckte sich und ging in Kampfstellung, während er in seiner Tasche hektisch nach etwas suchte.
Angel und Spike blickten sich an. Angel ging einen Schritt auf Spike zu, gab ihm etwas in seine Hand und meinte: “Du erinnerst Dich an 1892??“
Spike nickte verstehend.
„Gut. Genauso wie damals.“ Dann liefen sie wieder voneinander weg. Der Angreifer, eine Art dämonischer Ritter, bewegte sich weiter und drohend auf die beiden zu.
Spike und Angel nickten einander zu und rannten voraus, an dem Angreifer vorbei und um ihn herum. Als Sam aufblickte, konnte er etwas Silbernes an dessen Hals aufblitzen sehen und dann fiel sein Kopf zu Boden. Ebenso beim nächsten.
Spike und Angel wirkten wie ein eingespieltes Team und Sam fragte sich, warum die beiden sich überhaupt dauernd stritten, wo sie doch so gut miteinander harmonierten, als er plötzlich von hinten angegriffen und zu Boden geworfen wurde.
Jemand hatte ihn überwältigt, saß nun auf seinem Brustkorb und drückte ihm die Kehle zu.
Noch ehe er handeln konnte, stach ein Dolch von hinten in den Dämon und dieser brach schreiend zusammen.
Groo stand vor Sam und streckte ihm die Hand entgegen. Sam nahm sie und stand auf: “Danke.“
Als er wenig später einen Dämon sah, der den beiden Vampiren entwischt war und der sich geradewegs daran machte, Groo anzugreifen, griff Sam in seine Tasche, kramte eins der ´Jagdmesser´, welche er und Dean immer benutzten, aus der Tasche und schrie: “Duck Dich!“ ´
Sam warf das Messer und traf den Angreifer mitten ins Herz.
„Jetzt sind wir quitt!“ grinste er Groo zu.
Sam und Groo gingen zu Spike und Angel, die beide soeben ihren letzten dämonischen Ritter geköpft hatten und blickten sie an.
„Das dürfte es gewesen sein“, sagte Groo strahlend.
„Das war’s? Und dafür brauchtest Du uns beide“, schrie Spike fast.
Groo hatte keine Antwort parat.
Er blickte Spike nur an, als die Stille von einer rauen Männerstimme unterbrochen wurde.
„Was wollt ihr hier?“
Die vier drehten sich um.
Spike bedachte den Mann mit einem prüfenden Blick. „Und wer bist Du?“
„Pssssch! Nicht fragen“, warf Groo ein. „Das ist Drogyn! Drogyn, das sind meine Freunde. Sie haben ein Problem, deshalb hab ich sie mitgebracht!“
„Wie könnte ich Ihnen helfen, hm??“
„Kannst Du sehr wohl“, gab Spike zurück. “Hol deinen Illyria zurück in seinen Sarg und schon sind wir wieder weg!“
Drogyn war geschockt und starrte aufgebracht zu Groo. “Illyria?? Das kann nicht sein!“
Eiligen Schrittes lief er davon - direkt durch eine Öffnung in dem großen Baum, die sich plötzlich, wie von Zauberhand vor ihnen auftat.
Groo blickte über die Schulter zurück. “Kommt mit!“

Sie stiegen hinab und gingen durch einen dunklen, feuchten Korridor.
Fledermäuse hingen von den Decken herab und die Nässe schlug sich an den Wänden nieder.
Drogyn hatte eine kleine Fackel dabei, die den engen Flur beleuchtete. Sam hatte Schwierigkeiten nicht zu stolpern, während Spike und Angel gar kein Licht gebraucht hätten, schließlich hatten sie geschärfte Sinne und ihre Augen funktionierten im Dunklen besser als bei Tageslicht.
Groo, der genau wie Sam menschlich war, sah man mal davon ab, dass er aus einer anderen Dimension kam, reichte die spärliche Lichtquelle ebenfalls aus, schließlich war er hier seit längerer Zeit zuhause.
„Verdammt!“ Sam stolperte und stieß gegen Spike.
„Ey, immer langsam, Schatz!“ beschwerte sich dieser.
„Da bist Du bei mir an falscher Adresse. Aber frag doch mal Angel. Der war noch nie wählerisch in der Wahl seiner Spielgefährten!“, fügte er betont theatralisch hinzu.
„Lass den Unsinn, Dude“, gab Sam wütend zurück, dem jetzt gar nicht nach solchen Scherzen zumute war. Kaum hatte er es ausgesprochen, musste er auch schon wieder wehmütig an Dean denken, der ihn immer ´Dude´ genannt hatte - was Sam jedes Mal zur Weißglut trieb.
Die Anspannung stand ihm ins Gesicht geschrieben, als sie das Ende des Tunnels erreichten und in einer Art Halle ankamen, die hell erleuchtet war.
Drogyn stürzte nach vorne ans Gelände und blickte hinab in ein großes Loch, das nicht zu enden schien.
„Was ist das“, fragte Angel, als er sich hinzu gesellte und ebenfalls hinab starrte.
„Der Tiefenborn. Hier sind all die Dämonen und ehemaligen Herrscher böser Natur gefangen in ihren Sarkophagen.“
„WOW! Sieht aus, als käme ich am anderen Ende der Welt raus, wenn ich da runter springen würde.“ Spike war ebenfalls angekommen und staunte.
„ Wieso tust Du uns nicht den gefallen und probierst es aus?“ warf Angel in Vorfreude schwelgend ein.
Drogyn ließ die Sticheleien der beiden unbeachtet und antwortete auf Spikes Frage, während er weiter starr nach unten blickte: „Dem ist auch so… Du hast Recht, Groo. Wie konnte das passieren?! Wie konnte Illyria verschwinden. Wir waren doch die ganze Zeit hier!“
„Es tut mir leid, ich weiß es nicht“, gab dieser schuldig dreinblickend zurück. „Aber Fakt ist, dass er einen Wirt gefunden hat und den wollen wir retten!“
„Bitte, helfen Sie mir, Mr. Drogyn. Ich will meinen Bruder wieder haben!“ Sam blickte flehend zu dem Wächter.
„Das kann ich nicht“, gab dieser zurück. „Die Seele deines Bruders wurde zerstört, als Illyria seinen Körper übernahm...“
Sam ging wütend auf Groo los: “Du hast gesagt, er kann mir helfen! Ich will Dean zurück, verstanden? Ich werde hier nicht weggehen, bis er wieder da ist. Er ist alles, was ich noch habe!“
Drogyn ging dazwischen und fasste Sam mitfühlend an die Schulter: „Es gäbe ein Möglichkeit, doch ich denke nicht, dass irgendjemand auf der ganzen Welt, so etwas tun würde“
Sam blickte Drogyn entschlossen an: “Tu es. JETZT!“

Angel holte aus und schlug Sam mit der flachen Hand hart ins Gesicht. „Bist Du noch bei Sinnen? Das kannst Du nicht tun!“
Drogyn hatte ihnen geschildert, was zu tun wäre, damit Dean wieder der Alte wäre und Illyria zurück in seinen Sarg verbannt werden konnte.
Sam hatte sofort zugestimmt und das hatte Angel wütend gemacht.
Klar verstand er was in Sam vorging, aber das konnte er nicht zulassen.
„Doch. Ich werde es tun und so ein paar lausige Vampire werden mich bestimmt nicht davon abhalten.“ Seine Entschlossenheit untermauerte Sam, indem er einen Holzpflock aus der Tasche zog und ihn drohend in Richtung von Angels Herz stieß.
Angel hielt ihn geschickt auf und verpasste Sam die nächste Ohrfeige, doch das machte den jungen Winchester nur noch wütender und entschlossener.
„Du willst wirklich zehntausende, unschuldige Menschen opfern, für ein einziges Leben?“ Drogyn versuchte Sam noch einmal klar zu machen, was das bedeutete.
„Kannst Du damit leben? Kannst Du deinem Bruder hinterher mit gutem Gewissen in die Augen sehen, wenn Du weißt, dass für ihn so viele Menschen starben? Menschen mit Familie, mit Zukunft… denk darüber nach!“
Sam starrte ihn an.
Bilder seiner Vergangenheit kamen hoch.
Bilder, in denen ihr Dad auf Jagd war, während er zuhause mit Dean saß und Mensch-ärgere-Dich-nicht spielte…
Dad, der nachts bei Ihnen auf der Bettkante saß und ihnen ‚Tom Sawyer’ vorlas…
Dean, der sich traurig im Bad eingeschlossen hatte und das einzige Bild, welches sie von ihrer Mutter besaßen, anstarrte und bittere Tränen weinte… Jessica….
„Das wirst Du nicht tun, Sammy!“
Sam wurde aus seiner Lethargie gerissen, als er die ihm so vertraute Stimme hörte. Das konnte doch nicht sein! Träumte er?
Hastig drehte er sich um: “Dad!?“
John Winchester stand im Eingang, hinter ihm eine hübsche Rothaarige, die ihm nun schüchtern zuwinkte. „Hi, ich bin Willow!“
„Du machst jetzt also gemeinsame Sache mit Vampiren, huh?“ John neckte seinen Jüngsten.
„Nein, ich... also... Dean…“ Sam stammelte.
„Schon gut“, erlöste ihn John. „Mr. Wyndam-Pryce hat mir alles erzählt. Wo ist Dean?“
„In L.A. - und versucht wahrscheinlich gerade die Weltherrschaft an sich zu reißen“, witzelte Spike, was ihm jedoch schnell verging, als ihn John Winchester böse anfunkelte.
„Also, Giles hat gesagt ihr braucht ne Hexe. Hier bin ich und ich hab auch fast alles dabei. Meinetwegen kann’s losgehen.“ Willow schien entschlossen und erfreut über die kommende magische Herausforderung.
„Giles? Aber… Warum?“ Angel verstand rein gar nichts; schließlich hatte der Wächter ihn einfach abgewürgt am Telefon und keinerlei Interesse daran gezeigt, ihnen zu helfen.
„Alter Freund von mir. Er hat mich sofort angerufen, nachdem er mit Ihnen gesprochen hatte.“
„Ja, ihr hättet sein Gesicht sehen müssen. Wie verzweifelt er sich Vorwürfe gemacht hatte, dass er Johns Jungs nicht hatte helfen wollen.“ Willow gluckste vor Schadenfreude.
Sam konnte nun nicht mehr an sich halten. Das Verhältnis zu seinem Vater war zwar nie das Beste gewesen, aber nach all dem was die letzten Wochen und Monate passiert war, und nicht zu vergessen die letzten Stunden, konnte er nicht anders.
Stürmisch lief er auf seinen Vater zu und umarmte ihn herzlich: „Ich bin froh, dass Du da bist!“
John war darauf nicht gefasst gewesen und stand starr da. Dann überwand er jedoch seine Überraschung und drückte seinen Jüngsten genauso innig.
Als Sam bewusst wurde, dass sie nicht allein waren und dass Spike bestimmt gleich wieder einen seiner ‚ach so witzigen’ Sprüche loslassen würde, befreite er sich hastig aus der Umklammerung und klopfte seinem Dad kumpelhaft auf die Schulter.
„Können wir los“, fragte Willow ungeduldig. „Es ist ja nicht so, dass ich´s eilig hab, euch zu verlassen, aber je länger wir warten, desto schwieriger wird es.“ So machten sie sich auf und begaben sich mit Drogyn, Willow und John zusammen auf den Weg zum Flugzeug.

Der Flug verlief recht ruhig. Sam und John starrten sich die meiste Zeit stillschweigend an, während sich Willow munter mit Angel austauschte. Besonders interessierte sie sich natürlich für Spikes Rückkehr und war sich sicher, dass das Buffy total aus der Bahn werfen würde.
Deshalb versprach sie Angel, kein Wort darüber zu verlieren.
Groo lauschte der Hexe andächtig, während Drogyn krampfhaft und ängstlich in seinem Sitz saß und von Spike abgefüllt wurde – natürlich ´nur´ um dessen Flugangst zu dämpfen.
Wieder in L.A. angekommen, gab Willow Angel einen Zettel mit Kleinigkeiten, die er noch besorgen sollte und fragte nach Dean.
Angel antwortete stockend: “Das wissen wir nicht... Er hat Sam niedergeschlagen und seitdem ist er nicht mehr gesehen worden…“
“Keine Sorge. Ich werd ihn finden“, sagte Willow fröhlich.
Während Angel losging, um die Sachen für die Hexe zu holen, kramte diese aus ihrer Tasche einen Stadtplan von L.A. sowie einen Kristall, der zart funkelte und an einem silbernen Band befestigt war.
Während sie das Pendel über dem Wegweiser kreisen ließ, schloss sie ihre Augen und sprach leise ein paar lateinische Worte.
Das Pendel kreiste wie wild, kam so schnell wie es angefangen hatte sich zu bewegen, auch wieder zum Stillstand und blieb regungslos auf der Karte liegen.
„Oh!“ Willow blickte ungläubig auf den Kristall: “Damit hätte ich jetzt nicht gerechnet…“
Angel, der schnellen Schrittes zurückkam, fragte was los sei.
„Ich empfange starke Schwingungen vom Zielort und ich weiß nicht so recht was ich davon halten soll.“
„Wieso?“ Angel blickte ebenfalls nach unten und erkannte sofort, was Willow gemeint hatte. Doch dann richtete er sich auf, warf seine Schultern zurück und meinte: “Na dann, auf ins Hyperion!“

Andächtig schritt Angel allen voran durch den Vorgarten des Hotels, welcher von Jasminduft durchdrungen war.
Stillschweigend und voller Wehmut schwelgte er in Erinnerungen.
Am Eingang angekommen blieben sie stehen und blickten hinein. John Winchester fühlte wie sich sein Herz zusammenzog, als er seinen Ältesten in diesem Zustand sah und Sam ging es nicht viel besser.
Angel wollte bereits die Tür aufstoßen, doch Willow hielt ihn zurück. “Wartet einen Moment! Ihr geht da rein und versucht ihn irgendwie aufzuhalten… festzuhalten… was auch immer nötig ist, während ich den Zauber vorbereite und seine Seele zurückhole.“
„Ich glaub da hätten wir ein klitzekleines Problem“, warf Spike ein. „Es gibt keine Seele zum Zurückholen.“
Willow wurde kreidebleich. „Aber das... das hättet ihr mir sagen müssen. Klar, ich hab einiges über Illyria gelesen, aber das…“
Sam brach zusammen. Weinend kniete er sich nieder und war mit seinen Kräften am Ende. Zu oft an diesem Tag war er wieder und wieder enttäuscht worden.
Er sah nun endgültig keine Hoffnung mehr für seinen Bruder und gab sich seiner Trauer hin.
John zog Sam unsanft nach oben. „Reiß Dich zusammen, Sam! Hab ich Dich dazu erzogen?“
Sam blinzelte ihn wütend an. “Wie kannst Du nur so herzlos sein? Er ist dein Sohn und Du weißt genau, was Dean alles für Dich getan hat. Du bist undankbar und ein miserabler Vater noch dazu!“
Die Ohrfeige, die Sam daraufhin von seinem Dad erntete, hallte durch den gesamten Vorraum.
„Du hast wohl vergessen mit wem Du redest“, schrie er Sam an.
Angel ging dazwischen. “Hört auf damit. Das bringt uns auch nicht weiter und irgendetwas müssen wir tun. Illyria hat die Macht, die gesamte Welt zu zerstören und meine Aufgabe ist es, das zu verhindern. Schlagt euch meinetwegen die Köpfe ein, aber nicht jetzt und nicht hier!“
John blickte zu Willow. “Es gibt einen Ausweg…“ Er deutete ihr an, ihm zu folgen.

Als sie außer Hörweite waren, starrte Willow John ernst an: “Das willst Du nicht wirklich tun, oder?“
„Ich muss. Entweder DAS oder zehntausende unschuldige Menschen sterben. Willow, ich werde nicht zulassen, dass mein Sohn stirbt und ich werde ebenso wenig zulassen, dass der Andere schuldig ist am Tod so vieler Unschuldiger.“
Willow standen die Tränen in den Augen, denn in der kurzen Zeit, in der sie John kennen gelernt hatte, hatte sie den kauzigen Kerl wahnsinnig ins Herz geschlossen.
„Wenn Du mir dabei nicht hilfst, dann werde ich es alleine tun!“
Willow widerstrebte es, doch sie wusste, dass John es ernst meinte.
„Sie werden klar kommen - ohne mich. Sie sind schließlich meine Söhne!“
Jetzt lächelte Willow und nickte John zustimmend zu.
John kramte etwas aus seiner Jackentasche hervor und übergab es der Hexe. “Gib das Dean. Sag ihm, er soll gut Acht geben auf seinen Bruder und …“ John haderte mit sich. Er brachte es nicht fertig die Worte auszusprechen, doch Willow verstand ihn auch so.
„Werd ich ihnen sagen.“

„Okay, hört zu – Planänderung.“ John hatte es eilig und sprach die Wartenden schon an, während er zu ihnen zurückging. „Wir gehen da rein. Ihr helft mir, Dean zu überwältigen. Ich halte ihn fest, Willow erledigt den Rest.“
„Welchen Rest? Dad, was hast Du vor?“ Sam war panisch.
John blickte ihn sanftmütig an: “Du weißt, dass ich alles, was ich getan habe, für euch gemacht habe, oder? Du weißt es doch? Oder Sammy?“
Sam war verwirrt. So hatte er seinen Vater noch nie reden gehört.
„Dad, Du machst mir Angst!“
John streichelte über die Wange seinen Jüngsten. “Gleich wirst Du Deinen Bruder wieder haben. Versprich mir, dass Du ihn nie alleine lässt. Ihr zwei müsst zusammen halten, egal was passiert. Versprichst Du mir das Sammy?“
„Ja… Sir!“
„Gut.“ Er gab Sam einen Kuss auf die Stirn und blickte dann verlegen zu Willow. “Lass und anfangen.“

Sie stürmten das Hotel und es war fast eine Leichtigkeit den überraschten Illyria zu überwältigen, der gerade dabei gewesen war, durch das Portal in seíne Dimension zu schreiten.
Knox schrie erschrocken auf und wurde von Angel niedergeschlagen, während sich Lilah quasi im Nichts auflöste - eine Kleinigkeit für sie, die eh schon tot war.
Illyria schleuderte Spike und Drogyn von sich, die im Flug Sam erwischten und landeten unsanft am Boden.
Willow breitete hastig ihre Utensilien aus, mischte sich eine Tinktur zusammen und rieb ihr Gesicht damit ein, während sie erneut - diesmal jedoch in hebräischer Sprache, laut und fordernd Worte aussprach.
Groo und Angel hielten Illyria fest, während ihn John fest umklammerte.
Willow eilte zu den Vieren, während sie von John angewiesen wurde schneller zu machen, da er nicht wusste, wie lang er seinen Sohn noch halten konnte.
Einen Augenblick lang hielt Illyria verwundert inne, bei dem Versuch sich zu befreien, und starrte John an.
John bemerkte es und blickte Illyria fest in die Augen. “Gleich bist Du wieder da, Dean!“
Willow sprach weiter. Ihre Augen verfärbten sich schwarz, als sie die Worte wie in Extase ausschrie.
Schwarzmagische Gegenstände landeten auf Johns Körper, der gepeinigt vor Schmerz aufstöhnte.
Fester und drängender hielt er an Illyria fest. Die Qualen gingen bis ins Unermessliche, während sich Johns Seele von seinem Körper löste.
Leise und schimmernd schwebte sie aus seinem Körper heraus und fand seinen Weg dorthin, wo John es vorgesehen hatte - Illyria.
Illyria kreischte ebenfalls, während John mit dem Tod rang und Willow erschöpft zusammenbrach.
John und Illyria schlossen ihre Augen und sanken in sich zusammen.
Kurze Zeit später öffnete Illyria seine Augen wieder und blickte verwirrt umher: “Was…“ Dann sah er John leblos auf sich liegen: “Dad??“
Dean geriet in Panik. Sein Vater antwortete ihm nicht. Sein Herz hatte aufgehört zu schlagen.
 „Daaaaaaaaaaaaad!!“ 

"Amazing Grace. How sweet the Sound…“
Lorne stand, für ihn sehr außergewöhnlich, ganz in schwarz gekleidet auf dem L.A. Cemetary, vor einem Grab, auf dem ein Sarg aufgebahrt war.
Andächtig sang er zu Ehren des Toten.
Hinter ihm standen Dean und Sam Winchester. Sam hatte seine tränenverquollenen Augen hinter einer dunklen Sonnenbrille versteckt, während Dean geradeaus starrte.
Wes und Fred standen Hand in Hand daneben.
Harmony, Spike und Angel waren aufgrund der prallen Sonne, die vom Himmel strahlte, fern geblieben und Gunn, der ebenso wie Fred wieder halbwegs genesen war, war aus Solidarität und Scham ferngeblieben.
Groo und Drogyn waren ebenfalls anwesend und standen auf der anderen Seite der beiden Winchesters.
Nachdem der Pfarrer seine Rede gehalten und Lorne seine Stimme zum Besten gegeben hatte, liefen alle Beteiligten nacheinander nach vorne, nahmen eine Schaufel voll Erde und warfen sie auf den nach unten sinkenden Sarg.
Einige beteten kurz oder bekreuzigten sich. Dann gingen alle zusammen Richtung Stretch Limo, die vor dem Friedhof wartete.
Sam und Dean waren die Einzigen, die noch nicht eingestiegen waren, als plötzlich Willow wie aus dem Nichts erschien.
Sie ging zu den beiden Brüdern und umarmte sie.
Dann drückte sie Dean das in die Hand, was ihr John im Garten des Hyperion übergeben hatte.
„Verurteilt mich, aber es war sein letzter Wille. Wenn ich es nicht...“
„Es ist in Ordnung“, unterbrach sie Dean. „Ich weiß, welche Autorität mein Dad ausstrahlt... ausgestrahlt hat. Ich…“
Der ältere Winchester rang um Selbstbeherrschung. „Was ist das?“
„Keine Ahnung.“ Willow zuckte unwissend mit den Schultern. „Er wollte, dass ich Dir das gebe und ich… Er hat euch mehr geliebt als alles andere auf der Welt.“
Dann verschwand sie und drehte sich noch einmal um, um sich winkend zu verabschieden.
Dean öffnete das Schriftstück, las es sorgfältig durch und starrte danach seinen Bruder entsetzt an.
„Was ist los?“
Doch Sam erhielt keine Antwort. Schweigend steckte Dean den Brief in seine Innentasche, packte seinen Bruder an der Schulter und zog ihn mit sich.
„Lass uns unsere Sachen zusammen packen und so schnell wie möglich von hier verschwinden - in meinem Baby!“
 Als sie eingestiegen waren, fuhr die Stretch davon, den Friedhof langsam hinter sich lassend.





Ende