Dean´s Choice, Teil 2


Es wurde ein feuchtfröhlicher Spätnachmittag. Die fünf hatten viel Saß miteinander und Dean beobachtete mit Freuden, wie Sam ausschweifend von seinem College-Leben erzählte.
Seine Augen funkelten dabei und Dean wusste in dem Moment, dass er genau die richtige Entscheidung getroffen hatte.
Als es schließlich zu dämmern anfing und alle schon einiges intus hatten, kam Sam plötzlich mit einer wahnwitzigen Idee.
"Habt ihr Eier und Klopapier?"
Dean starrte ihn entgeistert an. "Was hast Du denn für schräge Ideen?"
Sam grinste breit. "Halloween feiern!"
Jetzt war der Ältere wirklich erstaunt. Sam hasste Halloween. Zumal er als kleiner Junge einmal mit ihm um die Häuser gezogen war - ohne das Einverständnis ihres Vaters, der gemeint hatte, dass sie sich gerade an diesem Tag vorsehen müssten, denn da hatte das Böse Narrenfreiheit. Alles war schrecklich düster gewesen und als sie dann auch noch auf einen Clown gestoßen waren, hatte Sam, der kurz zuvor, Stephen Kings ‚Es’ mit Dean gesehen hatte, geschrieen als wäre der Sensemann höchstpersönlich hinter ihm her.
John Winchester, der sich in der Nähe aufgehalten hatte, da er auf der Spur des gelbäugigen Dämons gewesen war, hatte fast einen Herzkasper bekommen und die Standpauke, die Dean hinterher erhalten hatte, hallte ihm noch jetzt in den Ohren.
Seitdem waren beide nie mehr an Halloween unterwegs gewesen und Sam hatte mehrfach betont, dass sie kein Halloween bräuchten - denn das hätten sie eh das ganze Jahr über.
Ganz zu schweigen von seiner schrecklichen Clown-Phobie, die nach wie vor anhielt.
Jo schien ebenso begeistert und stürmte gleich los.
"Tun’s auch Küchentücher?", fragte sie aus der Küche.
Sam nickte heftig. "Nur her damit!"
Ellen und Bobby sahen sich vielsagend an und unterdrückten ein Lachen, als Jo schwer bepackt mit einer riesigen Menge an Eiern und Küchenpapier wieder kam. "Meinst Du das reicht?"
Sam musterte die Ausbeute zufrieden. "Ja, erstmal."
Und dann nahm er ihr die Hälfte ab und zog seinen Bruder mit. "Los jetzt, bevor die ganzen Gören uns alles wegschnappen!"

Das Quintett streifte durch die kalten Strassen. Ein leichter Wind war aufgezogen und schlug ihnen hart entgegen, was ein Vorankommen sehr erschwerte.
Jo und Sam hatten einander eingehakt und kicherten verschwörerisch, als sie sich dem ersten Haus näherten.
Ein kleiner Junge im Vampirkostüm stand davor und klingelte hektisch, als sich Sam neben ihn stellte.
Der Junge sah ihn erstaunt an. "Wohnst Du hier?"
"Nein!"
"Was willst Du dann hier?"
"Süßigkeiten!", lallte Sam und grinste ihn vergnügt an. Der Junge schüttelte entsetzt den Kopf. "Bist Du dazu nicht zu alt, Mister?"
"Auf keinen Fall!", antwortete der jüngere Winchester, deutete schmollend auf Dean und meinte "Der ist noch älter!".
Dann fing er seinerseits an zu klopfen, als kurz darauf eine ältere Dame die Tür öffnete.
"Süßes oder Saures!", riefen ihr Sam und der Junge gleichzeitig entgegen und die alte Dame musterte sie augenscheinlich.
"Na Du süßer Kleiner, da will ich doch mal meine Süßigkeiten holen. Vielleicht hab ich sogar eine Kleinigkeit für Deinen Papi übrig", sagte sie gespielt ängstlich und zwinkerte Sam munter zu, was kurz darauf Gelächter der im Hintergrund gebliebenen auslöste.
Sam drehte sich wütend um. "Sehr witzig, haha!"
Die Alte kam zurück und schüttete eine große Menge Süßes in die Tasche des Kleinen, wandte sich an Sam und reichte ihm einen großen Lolli. Als der ihn zögernd annahm, kniff sie ihm in die Wange und rüttelte daran. "Kannst Du ruhig annehmen. Ist dafür, dass Du so ein Süßer bist!", und schloss dann hinter sich die Tür.
Dean, Ellen und Bobby waren nun in grölendes Lachen verfallen und kriegten sich kaum noch ein.
 Sam starrte sie vernichtend an. "Das gefällt euch, huh?", schnappte sich Jo und ging dann beleidigt voran.

Eine geschlagene Stunde waren sie nun schon unterwegs und das Ergebnis war nicht gerade zufrieden stellend.
Die meisten sahen Sam geschockt an und knallten entrüstet die Tür vor seiner Nase zu. Beschimpften ihn als Perversen oder er bekam - wenn sie mal wieder bei einem älteren Ehepaar landeten - ‚weil er so süß war’, trotzdem noch ein Trost-Leckerei, was ihm dann meist, insofern es sich um irgendeinen Schokoriegel handelte, umgehend von Dean abgenommen wurde, der es auspackte und sich eilig in den Mund stopfte.
"Findet ihr das nicht merkwürdig?", fragte Ellen in die Stille hinein, die sie umgab.
Sam sah sie fragend an. "Dass ich keine Süßigkeiten bekomme oder dass Dean mir die guten "Trostpflaster" wegschnappt? Für beides hätte ich ne Erklärung."
Dean grinste schelmisch zu seinem Bruder, aber Ellens Gesichtsausdruck blieb ernst. "Nein, nicht das. Die Strassen… sie wirken wie ausgestorben. Ich mein, heute ist Halloween, müssten da nicht eine Menge Kinder unterwegs sein?"
"Da vorne ist doch eins", wendete Jo ein und deute auf eine Gestalt, die extremst gruselig aussah und sich ihnen schlurfend näherte.
"Das ist kein Kind", erkannte Bobby sofort, doch Jo zuckte mit den Achseln. "Aber es ist jemand Maskiertes."
Der Unbekannte war nun nicht mehr weit von ihnen entfernt und ein beißender Geruch stieg den Freunden in die Nase. "Hey Kumpel", rief Dean angewidert aus. "Halloween und Gruselkostüm hin oder her, aber duschen hättest Du schon mal können!"
Der Fremde lief unbeirrt weiter auf sie zu und streckte nun auch noch seine Arme aus, als wollte er nach dem älteren Winchester greifen.
"Mach mal langsam, Alter!" Dean sah ihn drohend an, doch auch das beirrte den Typen nicht. Er stieß grunzende Geräusche aus und legte seinen Kopf schief, während er sich Dean drohend näherte.
"Scheiße, Dean, das ist ein Zombie!" Bobby war der Erste, der die Situation richtig einschätzte und zog den Älteren weg, bevor der Untote ihn schnappen und sich an ihm laben konnte.
"Zombie??" Jo sah Bobby ernst an. "Du meinst ein Richtiger?"
Der verdrehte entnervt die Augen. "Nein, ein unechter. Und wenn ich gleich meine roten Glitzer Schühchen einander schlage, komm ich zurück nach Hause! Natürlich ein echter! Ihr seid ja total verweichlicht!"
Ellen stimmte Bobby zu. "Er hat Recht. Und da vorne warten schon seine Freunde auf uns."
Dean, Sam und Joann starten auf die Meute, auf die Ellen soeben gezeigt hatte und mussten feststellen, dass sich ihnen nun eine ganze Horde dieser Kreaturen näherte.
"Was tun wir jetzt?"
Jo sah Sam ernst an. "Unter normalen Umständen hätte ich gesagt recherchieren und dann angreifen, aber da wir alle fünf unvorbereitet und unbewaffnet sind... LAUFT!"

Die 5 rannten wie gehetzt durch die Stadt. Allmählich näherten sie sich dem Winchester / Harvelle - Haus und Jo eilte voran, in ihrer Tasche nach dem Wohnungsschlüssel kramend.
"Verdammt, wo ist Buffy wenn man sie mal braucht!", fluchte sie vor sich hin, als sie in der Eile den Schlüsselbund fallen ließ und mit Schrecken feststellte, dass auch hierher schon einige dieser Biester ihren Weg gefunden hatten.
"Buffy?" Sam sah sie erstaunt an.
"Vergiss es!", schnauzte Jo, steckte den Schlüssel hektisch ins Schloss und rannte die nun halb offene Tür förmlich ein.
"Kommt rein, schnell!", rief sie den Verbleibenden zu und rannte dann eiligst in die Küche, wo sie panisch nach etwas suchte.
"Was machst Du da, Honey?", fragte Dean, der die Tür schloss und besorgt zu seiner Frau lief.
"Salz. Ich suche Salz!"
Ellen grinste. "Kleines, das sind keine Dämonen, sondern Zombies."
"Na und", grummelte die Blonde vor sich hin. "Kann aber doch nichts schaden das Zeug vorsichtshalber vor die Türen und Fenster zu verstreuen."
Sam hatte sich wieder gefangen und schien auch wieder relativ nüchtern, als ihm die Einsicht kam. "Ich Idiot. Der Impala!"
Dean sah ihn verstört an.
"Na, ich hab den Wagen doch aufgebaut wie unser altes Auto", erklärte er, nachdem er den Blick seines Bruders richtig gedeutet hatte. "Ich hab alles im Kofferraum, was wir brauchen1"
"Du kannst da nicht raus", schrie ihn Ellen an. "Das Haus ist umzingelt von diesen Kreaturen; willst Du Dich umbringen?"
Doch Sam stand die Ernsthaftigkeit, die er in die folgenden Worte legte, ins Gesicht geschrieben: "Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren."
"Weise Entscheidung", stimmte Ellen nickend zu.
Dean stellte sich nun vor seinen Bruder. "Wenn Du gehst, komm ich mit. Wir haben im Wohnzimmer einen Schürhaken für den Kamin. Besser als nichts, oder?"
Sam neckte ihn. "Vielleicht finden sich in der Küche ja auch noch ein paar Zahnstocher!"
Doch als die zwei los wollten, stellte sich Jo dazwischen. "Das kannst Du vergessen! Du wirst nicht da raus gehen und Dich von diesen Monstern zerfleischen lassen!"
"Was?" Dean sah seine Frau verständnislos an. "Er ist mein kleiner Bruder und ich hab meinem Dad vor seinem Tod versprochen, dass ich auf ihn aufpassen werde."
"Dein Dad ist tot und wenn Du jetzt mitgehst, wirst Du es auch bald sein."
Dean´s Halsschlagader pulsierte. Die Worte hatten ihn mehr getroffen, als Jo es gewollt hatte und er spürte die Hitze in sich brodeln, als er wütend, aber leise weiter sprach.
"Ich habe es bei seinem Grab geschworen. Ich würde für Sam meine Seele verkaufen, wenn es sein müsste - glaub mir, das wäre nicht das erste Mal - und das kannst weder Du noch sonst irgendwer verhindern. Er ist meine Familie. Wenn er stirbt, dann geh ich mit ihm." 
Jo sah ihn mit Tränen in den Augen an, doch sie sagte nichts, ließ Dean stattdessen weiter sprechen. "Es tut mir leid, Jo. Ich liebe Dich, aber Sam ist das einzige Familienmitglied, das ich noch habe."
 Und ohne lange zu überlegen, drehte er sich um und zog seinen Bruder mit sich. "Lass uns gehen!" 

Angespannt öffnete Dean die Tür und starrte der Menschenfressenden Meute entgegen. Ihre leeren Augen starrten sie begierig an und sie streckten ihre verwesenden Finger hungrig nach ihnen aus.
"Dean!"
Jo rannte auf ihren Mann zu und umarmte ihn stürmisch. Ohne dass er etwas erwidern oder gar reagieren konnte, drückte sie ihre Lippen auf seine und küsste ihn leidenschaftlich.
Schweren Herzens löste sie sich einige Zeit später von ihm und sah ihn mit Tränen in den Augen an. "Versprich mir, dass Du lebend zurückkommst!"
Der ältere Winchester streichelte ihr zärtlich über ihre Wange und küsste sie auf die Stirn, dann wandte er sich seinem Bruder zu. "Dann mal los!"
Mutig schritten die beiden Männer voran.
Der Jüngere wurde plötzlich von einer halbverwesten Hand gepackt, die ihn mit sich zog.
Drei weitere Kreaturen stürmten hinzu und gruben ihre fauligen Zähne knirschend in seinen Hals und seinen Oberkörper.
Sam schrie auf vor Schmerz, als ihm ein großes Stück Fleisch aus dem Körper gerissen wurde und Dean starrte entsetzt auf das Szenario, als auch er nun los schrie: "Saaaaaam!"…

"Sam!! Sammy??"
Der jüngere Winchester öffnete blinzelnd seine Augen und blickte geradewegs in die seines großen Bruders, der ihn grinsend anstarrte.
"Was? Wo bin ich? Wo sind die Zombies hin?"
Dean schmunzelte nun noch mehr.
"Du solltest weniger trinken, wenn Du’s nicht verträgst, Dude!"
"Aber sie waren da, haben das Haus umstellt und Du hast mit Jo gestritten, weil... Sie haben mich zerfleischt, verdammt noch mal!" Fassungslos ob des Nichtglaubens seines älteren Bruders, starrte er umher und erkannte dann, dass alles in Ordnung war.
Jo und Ellen unterhielten sich angeregt miteinander und Bobby beobachtete die zwei Winchesters argwöhnisch.
"Du glaubst an die Legende der Wiederauferstehung?", frotzelte Dean seinen Bruder, doch dem stand der Sinn nun überhaupt nicht nach Witzen.
"Wir sind Dämonenjäger, schon vergessen?"
"Wir waren Dämonenjäger. Es gibt genug andere, die sich um den ganzen Abschaum kümmern. Also keine Sorge, kleiner Bruder, die Welt wird schon nicht untergehen..."
Bobby trat nun einen Schritt näher und flüsterte Sam zu. "Und Zombies gibt’s hier auch nicht."
"Wie kannst Du Dir da sicher sein? Vielleicht war es ja eine Vision…"
Bobby grinste ihn an. "Glaub mir, Sammy, das Mittel, was wir eingesetzt haben, um dir diese Gabe zu nehmen, damit Du ein ungestörtes Leben führen kannst, hält ein Leben lang. Und wegen irgendwelchen Höllenkreaturen musst Du Dir erst Recht keine Sorgen machen. Meinst Du etwa, Ellen und ich reisen in der Weltgeschichte herum, ohne vorher ausgiebige Recherchen anzustellen?" Verschwörerisch zwinkerte er ihm zu. "Santa Barbara ist so was von Dämonenfrei, dass es schon unheimlich ist."
Sam blinzelte ungläubig.
"Können wir dann los?" Jo stand mit ihrem Täschchen und ungeduldig herumzappelnd vor den drei Männern und sah sie auffordernd an.
"Klar, Honey. Aber: kein Alkohol für Sam!"
"Verstanden", lachte Jo glücklich und hakte sich bei Dean auf der einen Seite und auf der anderen bei ihrer Mom ein.
Bobby zog den schwerfälligen Sam mit sich und strich seine Kleidung zurecht.
Freudig verließen die 5 das Haus und schlenderten davon - auf zur Party von Jo’s Freundin Bethany, die berühmt-berüchtigt war für ihre ausschweifenden Partys.
Sam sah sich noch mal unsicher um, doch von Zombies war weit und breit nichts zu sehen.
Erleichtert seufzte er auf und lief dann neben Bobby in die kalte Nacht hinaus…

… Nicht ahnend, dass er von ein paar leeren Augenhöhlen angestarrt wurde.
 Die verwesenden Hände der toten Körper, waren begierig nach ihm ausgestreckt und sie warteten nur darauf, dass er und die anderen zurückkehren würden...




- ENDE -