Crazy little thing called Love, Teil 9


Chapter Nine: Evil rising
“Wird heutzutage nicht mehr beim Vater um die der Hand der Tochter angehalten? Ich denke dafür wäre jetzt der richtige Zeitpunkt!“
Die Stimme Whitmore´s erklang wie aus dem Nichts und Sandy löste sich erschrocken aus dem Kuss mit Sam und sah sich um.
Der Doktor stand im Türrahmen und putzte seine Brille, als er seine Tochter freundlich anlächelte. „Ich wusste, dass Du zurückkommst, Liebes.“
Doch Sandy stand auf, ging auf ihren Vater zu und sah ihm ernst in die Augen.
„Ich bin nicht hier, um nette Worte mit Dir zu wechseln, Dad. Wir sind hier, damit Du Sam hilfst und das wirst Du tun, - JETZT und ohne Widerworte!“
Der Arzt strich seiner Tochter liebevoll über ihren Arm. „Sicher, Sandra, Liebes. Nun setz Dich doch erstmal.“
Sandy setzte sich neben Sam, während Whitmore elegant zu seinem Schreibtisch lief und sich dann entspannt in seinen Sessel platzierte.
„Mr. Winchester. Sammy. Sie haben sich also entschieden, meine Therapie nun doch in Anspruch zu nehmen?“
Sam nickte kurz und sah den Doktor finster an.
„Fein. Ich freue mich natürlich außerordentlich darüber. Wollen wir anfangen?“
Sam stand auf und blickte auf Whitmore herab. „Bringen wir’s hinter uns.“
Der Arzt stand nun auf und verdunkelte den Raum, was diesen ein Stück weit unheimlich aussehen ließ, dann drehte er sich um und sah Sam fragend an, nachdem er sich dessen Begleiter genauestens betrachtet hatte.
„Wir bleiben“, sagte Castiel, der diese Geste verstanden hatte und stellte sich schützend neben Sam. „Ich werde direkt neben Sam bleiben, damit sie nicht auf dumme Gedanken kommen!“
„Nun gut. Wie Sie wünschen. Ist zwar nicht üblich, aber bei Ihnen läuft eh alles anders ab wie gewohnt, von daher…“

Die Stimmung war unterkühlt und die Gesichter der Beteiligten wirkten äußerst angespannt, als sich Sam die Schuhe auszog und es sich auf der Couch bequem machte.
Sandy beäugte ihren Vater genau, stand dann auf und ging leise zu ihm hinüber.
„Dad?“ Whitmore sah erstaunt auf.
„Hör zu, was auch immer zwischen uns war, Sam kann nichts dafür, ok? Behandle ihn wie jeden anderen Patienten auch. Das Geld für die Therapie…“ Sandy langte in ihre Hosentasche und zog einen Bündel Scheine raus. „... Ich denke, das genügt erstmal. Er ist schließlich dein Schwiegersohn in spe. Ein Rabatt ist das Mindeste.“
Keck zwinkerte sie ihrem Vater zu und setzte sich dann neben Dean und grinste ihn zufrieden an.
Whitmore grinste ebenfalls und schaltete dann seine Anlage ein, aus der augenblicklich entspannende Musik drang.
„Ich werde Sie, wenn Sie das möchten, nun hypnotisieren. Meine Erfahrung hat mir gezeigt, dass dies die einfachste und entspannendste Art und Weise ist, um die Ängste von Menschen zu entlocken. Sie können aber auch gerne ohne Hypnose erzählen. Ist ganz Ihre Entscheidung, Sammy.“
Sam schloss kurz die Augen und atmete tief durch. Als er die Augen wieder öffnete, stand Cas neben ihm und lächelte ihm freundlich zu. „Keine Sorge, Sam, ich bin da und dein Bruder ebenso. Dir wird nichts passieren.“
Sam nickte und sagte dann leise, „Sie können mit der Hypnose beginnen.“

Das Pendel schwang vor Sam´s Augen hin und her. Er fixierte es und folgte mit seinen Augen.
Die leise Musik und die sanfte Stimme Whitmore´s taten ihr übriges.
„… Wir setzen nach dem Tod deines Bruders an. Du, Dean und Ruby seid in diesem Haus.
Die Höllenhunde haben sich ihren Weg gebahnt und deinem Bruder das Leben genommen, während Du nichts weiter tun konntest, als daneben zu stehen und zuzusehen.
Erinnerst Du Dich, Sam? Erinnerst Du Dich an die Gefühle - deine Trauer, deine Wut? Lass sie zu. Versetze Dich in diese Nacht zurück. Fühle, was Du damals gefühlt hast. Du musst Dich öffnen, um mit Dir ins Reine zu kommen. Ich bin hier und kann das Ganze jederzeit beenden. Gib mir einfach ein Zeichen, wenn Du dazu bereit bist. Ich zähle jetzt von 5 rückwärts…“
Sam spürte den Schmerz, die Trauer und die Hilflosigkeit, die in besagter Nacht in ihm hoch gestiegen waren. Er erlebte noch einmal Dean´s Tod. Wie er danach augenblicklich zum Leichnam seines Bruders rannte und ihn in den Arm nahm. Schmerz. Unbändiger Schmerz stieg in Sam hoch und es schien ihn zu zerreißen. Sam spürte, wie heiße Tränen in ihm hochstiegen.
„3… 2…1. Erzähl mir was dann passiert ist. Was hast Du getan und erlebt, Sam?“

7 Jahre zuvor…
Es setzte bereits die Morgendämmerung ein, als Sam´s Tränen endlich versiegten.
Er hatte das Gefühl, dass er keinen Tropfen Flüssigkeit mehr in seinem Körper hatte; und er war sich sicher, dass es so sein müsste, denn warum hatte er sonst aufgehört zu weinen?
Das Blut auf dem Boden und an Dean´s Körper war bereits getrocknet und sein Bruder fühlte sich eiskalt an.
Aber Sam wollte ihn nicht loslassen - und müsste er für immer hier sitzen und warten, bis sich Dean´s Leichnam zersetzte, er konnte ihn nicht alleine lassen…
Das Klingeln des Handys riss ihn aus seiner Lethargie. Mühsam fischte Sam danach und sah auf das Display.
‚Bobby’ leuchtete immer wieder auf, doch Sam war nicht nach reden zumute.
Träge steckte er das Mobiltelefon wieder in seine Jacke und hoffte darauf, dass es endlich aufhören würde… und das tat es augenblicklich; nur um einige Sekunden später von neuem zu beginnen.
Das Klingeln hämmerte im Sam´s Ohren wie Faustschläge. Er hatte das Gefühl, als könne er sein eigenes Herz pochen hören, das Blut in seinen Adern rauschen…
Endlos lange klingelte es. Hörte kurz auf und begann von neuem. Bis Sam schließlich nachgab, das Handy erneut rausholte und aufklappte.
Langsam führte er es an sein Ohr und lauschte, ohne auch nur ein Ton zu sagen.
„Sam? Hier ist Bobby. Alles in Ordnung mit Dir, Junge?...“ Doch Bobby bekam keine Antwort.
Das einzige Geräusch, was er hören konnte, war das schwere Atmen seines ´Gespräch´partners und das leise Ticken einer Uhr.
„Sam? Ok, ich kann verstehen, wenn Du jetzt nicht reden willst, aber...“
“Ich bin hier, Bobby“, sagte Sam kaum hörbar, doch der hielt augenblicklich inne und atmete erleichtert auf.
„Sag mir wo Du bist, Junge und ich komm Dich abholen.“
Sam fiel das Reden schwer, doch er bemühte sich und erklärte, wo er und Dean hingegangen waren. Dann legte er auf, ohne auch nur ein Wort der Verabschiedung und drückte Dean noch ein Stück näher an sich, als wolle er ihn schützen, während seine Tränen von neuem anfingen, sich ihren Weg zu bahnen.

24 Stunden später:
„Du kannst ihn nicht hier liegen lassen. Sei vernünftig, Sam!“
Sam schüttelte energisch den Kopf. „Dean bleibt hier. Ich werde ihn zurückholen!“
„Bist Du wahnsinnig?“ Bobby lief nun ein Schritt auf Sam zu und starrte ihn entsetzt an.
„Ich werde nicht zulassen, dass Du denselben Fehler machst, wie dein Vater und Dein Bruder.
Ich weiß wirklich nicht, was mit euch los ist...“
“Was mit uns los ist?!“ Sam war in Rage und reagierte wahrscheinlich wütender, als er es wollte, aber er konnte sich nicht zügeln, so er es sich auch wünschte.
„Dean ist wegen mir gestorben und ich werde ihn zurückholen - koste es was es wolle.“
Bobby zog etwas vom Tisch und versteckte es hinter seinem Rücken. Er wusste, wie Sam sich fühlte und wäre die Situation nicht so ernst, hätte er geradewegs und lauthals gelacht, denn fast genau dasselbe Szenario hatte er bereits vor über einem Jahr erlebt – nur, dass da Dean derjenige gewesen war, der ihn vor Zorn und Trauer angeschrieen hatte.
„Ich weiß was Du vorhast, Sam, aber glaub mir, selbst wenn Du das tust, ich glaube nicht, dass sich nochmal ein Crossroad Dämon darauf einlässt, von Dir gerufen zu werden. Und selbst wenn...“
„Es ist mir scheißegal was Du denkst, Bobby!“, unterbrach ihn Sam erbost. „Das sind nichts weiter als Dämonen. Die wollen Seelen, die können sie haben. Sofort, auf der Stelle. Wenn nur Dean weiterleben kann!“
Bobby war nervös. Er wollte Sam nicht wehtun, aber wenn es nicht anders ginge, dann…
Doch noch ehe der Jäger seine Gedanken und Handlungen beenden konnte, wurde er von einer Welle erfasst und in hohem Bogen durchs Zimmer geschleudert.
Sein Kopf prallte hart an der Wand auf und ein brennender Schmerz machte sich in seinen Gliedern breit.
„Du wirst mich nicht aufhalten, Bobby“, sagte Sam und sah ihn finster an.
Bobby konnte gerade noch die Umrisse des Jüngeren erkennen und sah, wie er einen Arm ausgestreckt hielt. Dann wurde er ohnmächtig.

Selber Tag / Nach Mitternacht:
Leise schlich sich Sam an die kleine, schwarze Katze an.
So wie er es erkennen konnte, war sie noch ein Baby, aber das war ihm jetzt egal.
Genauso wie ihm egal war, dass er Bobby zurückgelassen hatte - nicht wissend, was mit ihm passieren würde, ob er verletzt war oder wie schwer seine Verletzung war.
Er hatte ihn einfach zurückgelassen, hatte ein sauberes Bettlaken um Dean´s Leiche geschlungen und ihn geschultert.
Dann war er damit zum Impala gelaufen und hatte Dean auf den Rücksitz gelegt, sorgsam und fürsorglich. Er konnte nicht riskieren, dass Bobby Dean´s Leiche verbrannte. Wenn er wieder zu sich kam und seine Hülle nahm, wäre jeder Deal, egal welcher Art sinnlos.
Sein Bruder brauchte seinen Körper, wenn er zurückkommen sollte.
Auf dem Weg zum 10 Meilen entfernten Friedhof, von wo er sich den benötigten Schmutz besorgt hatte, war er an einer Kreuzung vorbeigekommen - und die hatte er sich tief in sein Gehirn eingebrannt, damit er den Weg dorthin so schnell wie möglich wieder finden würde.
Eine Schachtel hatte er auf die Schnelle nicht auftreiben können, also musste Dean´s Karton mit den Kassetten herhalten, wo er fein säuberlich sein Bild reingelegt und dann die Friedhofserde obendrauf hatte rieseln lassen. Fehlten nur noch die Knochen der Katze.
Sam atmete schwer, als er sich dem kleinen Wollknäuel näherte. Gelbe Augen funkelten ihn verschreckt an und er vernahm ein leises Fauchen, als die Kleine sich noch ein Stückchen weiter in das Dickicht verkroch und versuchte, sich vor ihm zu schützen.
„Tut mir leid, Kleines“, sagte Sam aufrichtig und packte das Tier flink im Nacken.
Die Katze hing nun an seiner Hand herunter und war wie erstarrt. Panik war in ihren Augen, doch Sam hatte keine Zeit für Mitleid. Er musste Dean zurückholen. Schnell.
Ohne Rücksicht auf Verluste…

„Na, na, na! Wer wird denn hier ein böser Junge sein?“, säuselte eine zarte Stimme und ließ Sam erstarren.
Ruckartig drehte er sich um und erkannte die Umrisse einer Frau.
„Du wirst doch nicht wirklich dieses kleine Kätzchen töten, um deinen Bruder aus dem Höllenfeuer zu holen?“
Die Frau trat ein Stück nach vorne und nun konnte Sam ihr Gesicht sehen.
Eine kleine, zierliche Frau mit dunklen Haaren und dunklen Augen sah ihn mit einem Blick an, den er nicht einschätzen konnte. Doch Sam ahnte, wer sie war – es gab nur eine Frau auf dieser Welt, die das ausstrahlte.
„Lass es, Sam. Sie werden Dir Dean nicht wiedergeben. Er hat einen Deal geschlossen und dafür zahlt er, jetzt gerade. Du musst akzeptieren...“
Sam´s Halsschlagader pulsierte.
Mit der einen Hand hielt er das Kätzchen noch einen Tick fester, mit der Freien holte er aus und streckte sie dem Störenfried entgegen.
Die ‚Unbekannte’ wurde ein Stück weggeschleudert, doch sie hielt dem Angriff stand.
„Du hast gelernt deine Fähigkeit zu nutzen, wie ich sehe: leider zu spät. Und leider an der falschen Person. Mich beeindruckst Du damit nicht“, sagte sie und lief nun weiter auf Sam zu.
Der griff in seine Hosentasche und zog ein Messer heraus. Lang und silbern. Die Klinge gewellt, funkelte sie kurz auf, als das Mondlicht das Metall reflektierte.
„Hatte ich auch nicht vor“, sagte Sam kalt, hob das Messer und stach es erbarmungslos in den kleinen, zitternden Körper des zierlichen, schwarzen Tiers in seiner anderen Hand.
Die Katze schrie vor Schmerz, während ihr heißes Blut aus seinem Körper schoss.
Sam ekelte vor sich selbst, hätte sich am liebsten die Ohren zugehalten, um das Schreien des hilflosen Tieres nicht hören zu müssen, aber es nutze nichts. ´Dean´.
Immer wieder dachte er an seinen Bruder. Er war sich sicher, dass er an nichts anderes gedacht hatte, seit nunmehr fast 25 Stunden und stach erneut zu.
Und wieder.
Und wieder.
Wie ein Besessener durchbohrte er den Leib des unschuldigen Wesens, bis es aufhörte.
Aufhörte zu zappeln.
Aufhörte zu schreien.
Achtlos warf Sam den Leichnam des Kätzchens auf den Boden, kniete sich nieder und sah dann nochmal zu der Frau auf, die nun neben ihm stand.
„Willst Du mir jetzt weiter Vorträge halten oder hilfst Du mir, die Knochen zu bekommen, Ruby!“
 



- To be Continued -